TBäuerin werden ohne Hof: 20-Jährige wagt mutigen Schritt

Hanna Kück nimmt sie sich die Zeit, um mit dem Nachwuchs zu spielen oder zu schmusen. Doch bei fast 400 Kälbern und Jungvieh ist es nicht einfach. Foto: Matthiesen
Trotz aller Entbehrungen: Mehr als 9000 Auszubildende gibt es in der Landwirtschaft. Erstaunlich: Fast 50 Prozent der jungen Menschen haben aber keinen Hof. Eine von ihnen ist Hanna Kück.
„Schon als Kind war ich immer auf dem Nachbarhof. Da gab es Pferde, Kühe, Katzen und Hühner. Mit vierzehn habe ich dann angefangen, dort nebenher mitzuarbeiten und mir etwas Taschengeld zu verdienen“, erinnert sich die 20-Jährige.
Für Hanna stand schon früh fest, dass sie nach der Schule nicht ins Büro, sondern auf einen Bauernhof wollte. So sehen es die meisten, die eine Ausbildung in der Landwirtschaft machen. „Mit Tieren und vor allem mit Kühen zu arbeiten, das reizte mich schon damals sehr“, erläutert sie. Deshalb suchte sie nach dem Abitur einen entsprechenden Ausbildungsplatz und fand am Ende einen Biohof in Butjadingen, rund eine Stunde von Breddorf entfernt.
Nach dem Abi geht es für Hanna Kück auf den Biohof
Dort arbeitete sie aber nicht nur im Stall. „Ich musste auch Gras mähen und Stroh fahren - eben alles machen, was so anfiel“, so Hanna. Das mit dem Treckerfahren war für die Tochter eines Lohnunternehmers aber kein Problem und machte ihr richtig Spaß.
Nun absolviert sie ihr drittes Lehrjahr auf einem reinen Milchviehbetrieb in Grasberg. „Der ist fast um die Ecke und ich kann nach Feierabend auch noch meine eigenen Kühe betreuen“, freut sie sich.

Neben ihrer Kuh Elli und hat Hanna Kück noch eine weitere Jersey-Kuh, die heißt Rosa. Außerdem besitzt sie sechs Hühner. Das Startkapital für einen kleinen Bauernhof, lacht die 20-jährige. Foto: Privat
Elli und Rosa - so heißen Hannas Jersey-Kühe dazu kommen noch sechs Hühner. „Meine Familie hat keinen Hof, deshalb sind die Tiere beim Nachbarn untergebracht. Ich muss sie nur füttern, ausmisten und mal mit ihnen kuscheln, denn das brauchen sie“, begeistert sich die zukünftige Landwirtin.
Landwirtschaft
Der Bio-Markt kommt weiter in Schwung
Breddorferin kümmert sich auch um die Aufzucht der Kälber
Die Tierliebe ist es übrigens, die die meisten jungen Frauen zu der Ausbildung veranlasst. Mit den Kühen auf dem Lehrhof kuscheln gibt es nur sehr selten, denn dafür gibt es für so etwas natürlich nur wenig Zeit, weiß Hanna. Dort kümmert sich die angehende Bäuerin in erster Linie um die Aufzucht der 400 Kälber und um die heranwachsenden Kühe. „Das ist schon ganz schön viel Arbeit.
Besonders in der kalten Jahreszeit benötigen die Kälber mehr Milch und müssen auch Wärmedecken tragen - Energie ist wichtig, damit sie gesund groß werden können“, erläutert Hanna.
Deshalb ist sie ständig mit einem Handkarren, dem „Milchtaxi“, unterwegs, um die Saugbehälter nachzufüllen. „Melken muss ich nur am Wochenende, aber das gefällt mir auch, denn dann hat man die Kühe direkt vor sich und kann sehen, ob sie gesund sind“, erklärt die Abiturientin, die sogar noch ganz klassisch mit der Hand melken kann.

Vor Trecker und anderen landwirtschaftlichen Geräten hat die Tochter eines Lohnunternehmers keine Angst. Foto: Matthiesen
Nach der Lehre geht es ins Ausland und dann an die Uni
Nach der Lehre will Hanna unbedingt noch Agrarwissenschaften studieren, um mehr über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft zu lernen.
Doch vorher möchte sie ganz weit weg - nach Neuseeland. „Dort würde ich gern ein Praktikum auf einem Milchviehbetrieb machen. Die haben nämlich richtig große Betriebe mit enorm viel Fläche. In Neuseeland leben viele Kühe das ganze Jahr auf der Weide, einen Stall sieht man da eher selten“, schwärmt die zukünftige Landwirtin.
Viele Höfe suchen einen Nachfolger
Auf die Frage, ob sie mal in einen Hof einheiraten will, gibt sich Hanna verhalten und meint, dass es dabei dann wohl um mehr ginge als nur um Hektar und Kühe. Und außerdem gäbe es genügend Höfe, die einen Nachfolger suchten, schiebt sie schnell hinterher. „Wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Erst mal will ich Erfahrungen sammeln“, sagt die 20-Jährige und schon ist sie wieder mit dem „Milchtaxi“ unterwegs, schließlich muss sie sich um „ihre“ Kälbchen kümmern.