TMit dem Kajak raus aufs Meer: die Nordenhamer Seekajak-Paddler

Marcus Schöttler unternimmt mit gleichgesinnten Paddlern Touren bis in die Nordsee hinaus. Foto: privat
Mit dem Paddelboot zu den Seehundbänken und Leuchttürmen. Einige Nordenhamer Paddler sind in der ersten Reihe dabei, das Wattenmeer und die Nordsee per Boot zu erkunden.
Nordenham. „Ich genieße die Weite und die Ruhe da draußen“, sagt Marcus Schöttler. Er ist einer, der der Seekajak-Paddelei beim Wassersportverein Nordenham in jüngster Zeit viel Auftrieb gegeben hat. Regelmäßig sind Nordenhamer Kajakfahrer im Wattenmeer und auf der Nordsee unterwegs.
Kajaks sind geschlossene Boote. Über die Einstiegsluke für den Fahrer oder die Fahrerin wird, wenn der Paddler im Boot sitzt, eine sogenannte Spritzdecke gezogen.
Damit kann kein Wasser in das Boot eindringen. Seekajaks sind zudem sehr schnittig in Wellen unterwegs. Wer weiß, wie er damit zu fahren hat, sitzt in einem sicheren Gefährt, auch wenn es ein schmales, schlankes Boot ist.

Marcus Schöttler in der Bootshalle der Kanuten im Sportboothafen. Die "Hati" ist sein Seekajak. Foto: Heilscher
Letztlich gehen diese Kajaks zurück auf die Jagdboote der Inuit. Die waren und sind damit im Polarmeer unterwegs. Und wenn ein Boot doch mal kentern sollte, dann kann der Paddler mit der Eskimorolle wieder nach oben kommen. Das Boot wird mit einer dynamischen Körperbewegung gedreht. Und natürlich ist eine Rettungsweste Pflicht.
Navigiert wird mit Karte und Kompass
Marcus Schöttler ist mit seiner Frau Maja dem WSV im Jahr 2020 beigetreten. Das passte von Anfang an. Auch beruflich hat der 47-Jährige mit dem Wasser zu tun. Er kümmert sich um die Befrachtung von Autotransportern.
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Mit dem Paddeln haben er und seine Frau eine neue Leidenschaft entdeckt. Anfang 2022 hat Marcus Schöttler beim Deutschen Kanuverband seinen ersten Seekajak-Kursus belegt und den Europäischen Paddelpass 3 erworben.
Zu der Qualifikation gehören Seekartenkunde, Meteorologie, Navigation und die Kenntnis von Befahrensregeln. In Stufe 4 des Europäischen Paddelpasses, die Marcus Schöttler inzwischen auch abgelegt hat, werden Kenntnisse zur Leitung von Gruppen auf dem Wasser vermittelt. Inzwischen ist Marcus Schöttler dabei, einen Trainerschein zu erwerben.

Marcus Schöttler in der Bootshalle der Kanuten im Sportboothafen. Die "Hati" ist sein Seekajak. Foto: Heilscher
Die ostfriesischen Inseln hat er, bis auf Juist und Borkum, inzwischen alle umrundet. Er ist von Cuxhaven nach Neuwerk gepaddelt und von Neuwerk Richtung Trischen. Die Außenweser mit ihren Leuchttürmen Hoher Weg und Robbenplate ist sein Heimatrevier.
Auch auf dem Jadebusen war er mit dem Kajak. Bei Urlaubsreisen ist er in der dänischen Südsee und in der westschwedischen Schärenlandschaft gefahren.
In diesem Jahr hat er in einer Gruppe erstmals den Leuchtturm Roter Sand angesteuert. Gestartet ist er in Horumersiel und dann über die Leuchttürme Mellumplate und Alte Weser zum Roten Sand gepaddelt. Hin und zurück 48 Kilometer.
Mit dem Kajak nach Helgoland
Wie navigieren die Seekajakpaddler? Welche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen sie? Marcus Schöttler navigiert mit Karte und Kompass. Klassisch also. Um im Notfall Hilfe rufen zu können, hat er einen Seenotrettungssender dabei.
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Der Notruf wird an die Leitstelle Seenotrettung abgesetzt. Er führt eine Handfackel und Rauchsignale mit, Seenotsignale, ein Notfallzelt, falls er auf einer Insel oder an einem Leuchtturm biwakieren muss, Verbandszeug, ein Reparaturset, immer ein Ersatzpaddel und im Winter eine Thermoskanne mit heißem Tee oder Kaffee.
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Winter? Ja, Winter. Manche Seekajakfahrer sind auch im Winter unterwegs. Möglich macht das ein wasserdichter und kälteabweisender Trockenanzug. Gegen die Kälte im Gesicht helfe Vaseline oder Wollwachs, erläutert Marcus Schöttler.
Er hat viel gesehen von unserer Küste. Bleiben da noch Ziele? „Ja“, sagt Marcus Schöttler. „Ich habe Helgoland noch auf dem Zettel.“

Am Leuchtturm Roter Sand. Foto: Privat