TMit dem Sarg auf dem Lastenrad durch die Stadt

Michael Olsen fährt mit seinem Bestattungsfahrrad durch die Stadt. Ein Oldenburger Künstler hat ein Sargfahrrad gebaut. Er will so den Tod in den Alltag zurückbringen. Foto: Sina Schuldt
Seebestattungen sind beliebt - und das nicht nur an der Küste. Doch für den letzten Weg gibt es heutzutage viele Varianten. Diese Geschäftsidee mit dem Tod sieht viele Blicke in ihren Bann.
Bremerhaven. Alle Bremerhavener Bestatter organisieren auf Wunsch Seebestattungen. Das Bestattungshaus Koop hat sogar eine eigene Firma für Seebestattungen gegründet: die Seebestattungen Bremerhaven GmbH. Sie soll sichtbarer sein für Angehörige, aber auch für Berufskollegen bundesweit, die für ihre Kunden eine Seebestattung organisieren sollen. „Wir übernehmen dann auch die Betreuung der Angehörigen“, sagt Bettina Koop. Ihnen werde regelmäßig zurückgespiegelt, wie wichtig dieser Kontakt vor Ort sei. Die Verstorbenen kommen teilweise ganz aus dem Süden Deutschlands, aus Bayern oder aus Baden-Württemberg. Sie hatten irgendwie eine Beziehung zum Meer oder zu Norddeutschland - und sei es nur, weil sie irgendwann in Bremerhaven oder in der Umgebung gewohnt haben.
Kutter oder Ausflugsboot sind auch eine Möglichkeit
Wer eine Seebestattung ab Bremerhaven bucht, fährt in Bremerhaven mit dem Fahrgastschiff „Geestemünde“ raus.
Es hat Platz für bis zu 50 Trauergäste. In Cuxhaven und Wremen finden Angehörige ebenfalls Schiffe. Sogar ein Fischkutter ist dabei. Rund 200 Urnen sollen inzwischen im Jahr in einem Gräberfeld im Wurster Arm der Weser übergeben werden. 20.000 solcher Beisetzungen gibt es nach Schätzung des Bundesverbandes Deutscher Bestatter jährlich an Nord- und Ostsee. Wenn die Urne versinkt, erklingen vier Doppelschläge der Schiffsglocke. Acht Glasen bedeutet: Die Wache ist beendet. Bei Seebestattungen stehen die Schläge für den Übergang von einer Welt in eine andere. Das Schiff umkreist die Position noch einmal – das Typhon ertönt unüberhörbar.

Das Fahrgastschiff „Geestemünde“ legt auch für Seebestattungen ab. Foto: Archiv
Mit dem Bestattungsfahrrad zum Friedhof
Michael Olsen aus Oldenburg hat ein Bestattungsfahrrad gebaut. Er möchte Sterben und Tod wieder in den öffentlichen Raum holen, zu etwas ganz Selbstverständlichem machen. Knapp zehn Mal wurde er in diesem Jahr gebeten, einen Sarg oder eine Urne zu überführen. Auch in Bremen war er schon unterwegs. Eine der eindrücklichsten Überführungen war die einer Urne mit der Asche eines 89-jährigen, stadtbekannten Fahrradhändlers in Oldenburg. Rund 50 Radfahrer haben ihn begleitet.
„Die Straße war richtig still“, erzählt Olsen. Passanten seien stehen geblieben, Autofahrer nahmen den Fuß vom Gaspedal, die Menschen signalisierten ihr Beileid. Mittlerweile hat er Anfragen von mehreren Bestattern, ob sie ein solches Lastenfahrrad kaufen können.
Verschiedene Anbieter wählen auch das Motorrad
Als Erstes in den Vereinigten Staaten von Amerika, im Jahr 2012 waren dann auch Überführungen mit dem Motorrad erlaubt. Für Sarg oder Urne wurde extra ein Beiwagen umgebaut.
Verschiedene Anbieter bringen auf diese Art und Weise einen Verstorbenen zum Friedhof, gerne begleitet von befreundeten Bikern.
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Mit der Feuerwehr zum würdevollen Abschied
Die meisten Limousinen der Bestatter sind schwarz. Doch das Bremerhavener Bestattungsunternehmen Hadeler hat sich vor Jahren für Weiß entschieden und fährt mittlerweile das zweite weiß lackierte Fahrzeug. Für einen würdevollen Abschied sei es genau richtig, und auch die Trauernden würden gezielt danach fragen. Doch es geht beim Fahrzeug auch ganz anders: Verstorbene Feuerwehrmitglieder können auch mit einem Feuerwehrwagen überführt werden.