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TMit geschichtsreichem Schiff: Emotionale Rückkehr von Rudolf Hoppenrath

Rudolf Hoppenrath ist nach Bremerhaven zurückgekehrt - dieses Mal liegt er mit der "Kiek uut" im neuen Hafen.

Rudolf Hoppenrath ist nach Bremerhaven zurückgekehrt - dieses Mal liegt er mit der "Kiek uut" im neuen Hafen. Foto: Scheschonka

Segler Rudolf Hoppenrath erlitt nach seinem letzten Bremerhaven-Besuch vor fünf Jahren eine Havarie, die ihn in Lebensgefahr brachte. Nun ist er zurück in die Seestadt gekehrt.

Von Jens Gehrke Sonntag, 29.06.2025, 07:50 Uhr

Bremerhaven. Der Mai gilt gemeinhin als Wonnemonat. Für Segler Rudolf Hoppenrath sogar in doppelter Hinsicht: Schließlich hat er im Mai Geburtstag und es wurde ihm durch eine spektakuläre Rettung ein zweites Leben geschenkt. Doch der Reihe nach.

Im 2020 war Hoppenrath zu Besuch in der Seestadt. Nach einem Zwischenstopp bei der Schiffergilde brach er mit seiner Traditionsyacht „Vera af Faaborg“ Richtung Helgoland auf. Die „Vera af Faaborg“ wurde 1931 gebaut und ist eine Dansk Jagt. Von Helgoland aus wollte er eigentlich weiter zur Küste Schleswig-Holsteins, den Fluss Eider befahren. „Doch auf der Insel Helgoland wurde mir empfohlen, Richtung Cuxhaven zurückzukehren, auf der Eider seien die Pricken noch nicht gesetzt worden“, erinnert sich der heute 77-jährige Hoppenrath.

Skipper wird schnell von mehreren Personen entdeckt

Auf dem Weg nach Cuxhaven kommt er dann allerdings vom Kurs ab. Das Schiff strandet am 12. Mai bei Windstärke 6 auf dem Scharhörnriff zwischen Helgoland und Cuxhaven. Mutterseelenallein auf der Nordsee harrt er mit seinem manövrierunfähigen Traditionsschiff aus.

Das Trauma sitzt noch heute tief. Den frierenden Mann entdeckte dann die Besatzung des Seenotrettungskreuzers „Anneliese Kramer“ auf dem Weg von Helgoland zu ihrer Station Cuxhaven. Nahezu zeitgleich meldete ein Marinehubschrauber ebenfalls die Sichtung. Der Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ war ebenfalls nicht weit entfernt. Glück im Unglück für Hoppenrath.

Tenderboote der Seenotretter kommen nicht an ihn heran

Die Bergung gestaltete sich allerdings schwierig. Die Tochterboote der Rettungskreuzer schafften es nicht, bis zum havarierten Boot des Skippers vorzudringen, das in der Brandung lag und vom starken Westwind immer weiter auf die Sandbank gedrückt wurde. Schnell wurde dann klar: Die Rettung kann nur aus der Luft erfolgen.

Schließlich schaffte es die Crew vom Bergungs-Hubschrauber „Northern Rescue 01“ einen Notfallsanitäter auf der Jacht abzusetzen, und diesen dann samt Hoppenrath an der Winde hochzuziehen. Ein Manöver, das von allen Beteiligten hohen Einsatz verlangte. „Ich wurde dann ins Westküstenklinikum Heide gebracht“, erzählt Hoppenrath. Danach beauftragt er eine Cuxhavener Firma damit, sein Schiff zu bergen. Doch die Position der Dansk Jagt lässt das nicht zu, die Yacht ist dort nicht zugänglich. Wenig später wird das Schiff weggetrieben und sinkt.

Die „Vera af Faaborg“ wurde in vielen Häfen gleich erkannt

Rudolf Hoppenrath trauert dem Schiff „Vera af Faaborg“ noch immer nach. „Ich verbinde mit ihr viele schöne Erlebnisse.“ Das Schiff hatte nicht nur eine lange, sondern auch eine bewegte Geschichte. Zur Zeit des Nationalismus hatten damit Fischer jüdische Personen bei der Flucht vor den Nationalsozialisten geholfen. Das Schiff wurde vielerorts, wo Hoppenrath auftauchte, erkannt und der Segler freundlich empfangen.

Der gebürtige Kölner Hoppenrath, der beim Rudern auf dem Fluss Rhein die Liebe zum Wasser entwickelte, blieb der See nicht lange fern. Im Mai 2024, natürlich im Mai, kaufte er sich in den Niederlanden das historische Holz-Segelschiff „Kiek uut“. Das wurde 1920 in Lemwerder im Auftrag eines Niederländers gebaut.

Die originalen Bauzeichnungen befinden sich im Schifffahrtsmuseum in Amsterdam. Mit dem hölzernen Hingucker machte Hoppenrath nun in Bremerhaven im Neuen Hafen fest. Fünf Jahre nach der schicksalhaften Havarie. Das Schiff schaukelt nur ganz sanft auf den Wellen des Hafenbeckens. Hier ist es kaum vorstellbar, was für Gewalten auf der Nordsee wirken können.

Am Steg empfing ihn Toni von Häfen von der Schiffergilde Bremerhaven, der glücklich war, den Gast wohlbehalten wieder in der Seestadt zu sehen. „Vor etwas mehr als fünf Jahren, Anfang Mai 2020, war er schon einmal bei uns zu Gast. Seinerzeit mit der ‚Vera af Faaborg‘.

Der hat damals richtig Glück gehabt. Das passiert nicht oft im Leben. Der Skipper wurde in einer spektakulären Rettungsaktion von einem Hubschrauber in letzter Minute abgeborgen. Er konnte kurz darauf zwei Geburtstage feiern: seinen kalendarischen und den der Rettung“, erinnert sich von Häfen.

„Der Verlust der ,Vera af Faaborg‘ hat uns getroffen.“ Von Häfen zeigte sich jetzt begeistert von der 7,5 Meter langen „Kiek uut“, die nun an der Steganlage der Schiffergilde im Neuen Hafen fest vertäut war. Von Häfen und Hoppenrath tauschten sich gerne aus. „Bei der Schiffergilde trifft man auf Schiffe und Skipper mit Geschichte“, betonte von Häfen.

Dieses Mal geht es durch den Kanal Richtung Otterndorf

Dieses Mal steuerte Hoppenrath mit der „Kiek uut“ allerdings nicht von Bremerhaven aus auf die raue Nordsee. Da der Mast sich legen lässt, ging es über die Geeste und den Hadelner Kanal nach Otterndorf, von dort über die Elbe Richtung Nord-Ostsee-Kanal, und dann bis Rendsburg und Kiel.

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