TMitarbeiter: Kündigungswelle bei Ameos-Klinik und viel Unmut

Im Ameos-Klinikum am Bürgerpark gibt es Unruhe: Mitarbeiter machen sich Sorgen um die Zukunft. Foto: Masorat
Die Gerüchteküche im Ameos-Klinikum in Bremerhaven brodelt: Kündigungswelle, Verkaufspläne und rote Zahlen. Das sagen die Mitarbeiter. Was ist da dran, und was sagt die Geschäftsführung?
Bremerhaven. Vor zwei Wochen forderte der Betriebsrat die Ameos-Geschäftsführung auf, zu vermehrt kursierenden Verkaufsgerüchten Stellung zu nehmen. Nach der Klinikschließung am Standort Mitte und der Konzentration auf das Klinikum am Bürgerpark ist offenbar noch keine Ruhe unter den Beschäftigten eingekehrt – obwohl die Geschäftsführung das Gerücht umgehend dementierte.
Auch gegenüber der „Nordsee-Zeitung“ betont Ameos-Regionalgeschäftsführer Stephan Freitag: „Der Standort am Bürgerpark ist und bleibt Ameos, da gibt es überhaupt keine Diskussion. Wir haben jetzt ein gesund ausgelastetes Haus, das vernünftig läuft.“
Gegenüber der „Nordsee-Zeitung“ sprechen mehrere Mitarbeiter, die ihren Namen aus Sorge um ihren Arbeitsplatz nicht öffentlich nennen wollen, von einer aktuellen Kündigungswelle, vorwiegend im OP- und Anästhesie-Bereich, die zu Problemen bei der Besetzung von Diensten führe.
Krankenpfleger Alexander M.*, der selbst darüber nachdenkt zu gehen, sagt, in den vergangenen sechs Wochen hätten zehn Pflegekräfte gekündigt. Weitere und auch Ärzte würden darüber nachdenken.
Ameos-Geschäftsführung: Wir haben eine normale Fluktuation
Freitag und seine Stellvertreterin, Katja Loesche, widersprechen: „Es gibt ein normales Fluktuationsgeschehen, mehr nicht. Durch die Zusammenlegung der Krankenhäuser sind wir personell sogar eher überbesetzt. Daher konnten wir leider auch nicht alle Azubis übernehmen.“
Auch die Ameos-Betriebsratsvorsitzende für Bremerhaven und Geestland, Britta Neß, sagt, sie könne nicht bestätigen, dass es in den vergangenen Wochen gehäuft zu Kündigungen gekommen sei. Davon habe sie keine Kenntnis.
Allerdings habe es, seitdem Ameos 2014 die Krankenhäuser übernommen habe, immer mal wieder gehäuft Kündigungen gegeben. „In den vergangenen sieben Jahren hat sich die Zahl der Mitarbeiter durch Abteilungs- und Standortschließungen von 1.500 um etwa 500 Kolleginnen und Kollegen reduziert“, sagt Neß. Sie spricht von einer weiterhin „angespannten Lage“ unter den Beschäftigten.
Mitarbeiter: Ungewisse Zukunft lässt uns über Kündigung nachdenken
Alexander M., der seit einem knappen Jahrzehnt bei Ameos tätig ist, überlegt, ebenfalls zu kündigen. Er berichtet von langjährigen Mitarbeitern aus Funktionsbereichen wie dem OP, die in andere Krankenhäuser der Region gewechselt seien, darunter zum Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf.
Die Gründe seien vielschichtig: „Die ständigen Verkaufsgerüchte und die Ungewissheit über die Zukunft ziehen ihre Bahnen“, sagt Alexander M. „Die Stimmung ist angespannt, ängstlich, abwartend.“
Freitag und Loesche können das nicht nachvollziehen und werfen dem Betriebsrat vor, „mit seinem Schreiben die Mitarbeiter zu Unrecht verunsichert“ zu haben. „Durch die Zusammenlegung der Krankenhausstandorte im Bürgerpark haben wir das Klinikum stabilisiert“, betont Freitag. „Wir müssen keine Kräfte aus der Arbeitnehmerüberlassung mehr einsetzen und können die Patienten sicher behandeln, ohne dass Stationen vermehrt abgemeldet werden müssen.“
Trotzdem macht er keinen Hehl daraus, dass auch das Klinikum am Bürgerpark wie die Mehrheit der deutschen Krankenhäuser wirtschaftlich stark unter Druck steht. „Die inflationsbedingt gestiegenen Kosten um 13 Prozent bekommen wir seit zwei Jahren nicht von den Krankenkassen refinanziert“, kritisiert Freitag in erster Linie die Gesundheitspolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Die gesamte Ameos-Gruppe musste mit 90 Millionen Euro gegenüber den Krankenkassen in Vorleistung gehen, da Budgetverhandlungen erst verzögert stattfinden.“ Freitag betont jedoch: „Trotzdem haben wir alles getan, um uns in Bremerhaven richtig aufzustellen. Wir kommen da durch.“
Unmut über Bezahlung und geänderte Dienste
Alexander M. und Kollegen bewegen weitere Gründe dazu, über einen Wechsel des Arbeitgebers nachzudenken. Dazu gehören Zukunftssorgen, „fehlendes Vertrauen zur Arbeitgeberin“, Schwierigkeiten bei der Teambildung nach der Zusammenführung aller operativen Abteilungen im Bürgerpark sowie geänderte Dienstzeiten.
„Weil Ameos nicht nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes bezahlt, verdient man als Pflegekraft einige hundert Euro brutto weniger als in kommunalen Häusern wie Reinkenheide“, kritisiert der Krankenpfleger.
Freitag verweist jedoch darauf, dass man nach dem Ameos-Tarifvertrag mit leistungsgerechter Bezahlung bei entsprechender Qualifikation sogar mehr verdienen könne.
Unruhe gab es zuletzt auch, weil die neue Krankenhausdirektorin Daniela Laatz, die erst im Juni auf Loesche gefolgt war, derzeit aus gesundheitlichen Gründen ausfällt. „Bis Frau Laatz wieder an Bord ist, übernimmt übergangsweise wieder Frau Loesche die Krankenhausleitung in Bremerhaven“, sagt Freitag.
*Name von der Redaktion geändert