TMolkerei Elsdorf: Vom kleinen Privatbetrieb zum internationalen Unternehmen

Um 1909 hatte die Molkerei in Elsdorf die Größe eines Einfamilienhauses. Foto: Repro Hennings
Das Wort Elsdorf verbinden viele in erster Linie mit Milch. Und die Molkerei feiert jetzt ihr Jubiläum. Ein Blick in die spannende Geschichte des Unternehmens.
Elsdorf. Die Region rund um Zeven ist um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert landwirtschaftlich geprägt. Immer mehr Milchkühe grasen auf den Flächen, die mühsam dem Moor und der Heide abgerungen werden. Mehr Milch bedeutet aber auch, dass die Bauern Wege finden müssen, um sie ans Volk zu bringen. Und so beginnt die Geschichte der Molkerei Elsdorf.
1907 baut der Landwirt Paul Reichert das erste Gebäude. Schon zwei Jahre später kaufen 45 Landwirte den Betrieb und gründen eine Genossenschaft. Das gemeinsame Verarbeiten und Vermarkten der Milch steht im Vordergrund.
Die Menge der zu verarbeitenden Milch wird mehr und mehr. Schon 20 Jahre nach der Gründung der Genossenschaft ist das alte Gebäude zu klein und die Genossen bauen an.
Während anfangs ein Teil der Milch hauptsächlich zu Butter verarbeitet wird, kommen bald andere Produkte dazu. Daher halten mit der Erweiterung des Gebäudes auch neue Maschinen Einzug.
Im Krieg wird die Molkerei fast vollständig zerstört
Es vergehen weitere zehn Jahre. Trotz Bankenkrise wächst die Elsdorfer Molkerei weiter und verarbeitet zu der Zeit um 1930 mehr als 2,8 Millionen Liter Milch. Wieder wird ein größeres Gebäude notwendig. Diesmal an einem neuen Standort. Im August 1939 wird dort die erste Milch angeliefert.
Mit dem 2. Weltkrieg, der nur einen Monat später begann, kommt die nächste große Krise. Die Männer werden eingezogen und die Molkerei hat immer weniger Personal. Die Produktion stockt. Am 24. und 25. August 1945 wird die neue Molkerei dann durch Panzer- und Artilleriebeschuss zerstört, aber schon kurze Zeit später wieder aufgebaut.
1978 kommt ein neuer Geschäftszweig dazu: Die Elsdorfer Molkerei startet mit der Forellenzucht. Der findige Direktor Peter Agena nutzt dafür die Abwärme der Molkerei und lässt die Fische auch gleich in Elsdorf verarbeiten. Erst 20 Jahre später ist wieder Schluss mit Räucherforellen aus Elsdorf.
1983 wird die Produktion von Quark gestartet und zwei Jahre später gibt es in Elsdorf dann eine Kartoffelverwertungsgesellschaft. Von 1986 bis 1996 werden Reibekuchen vertrieben.

Die Molkerei in Elsdorf ist heute ein international agierendes Unternehmen, das zu 100 Prozent zur Bauer-Gruppe gehört. Foto: Kratzmann
Bauer übernimmt die Elsdorfer Molkerei komplett
Etwa zur gleichen Zeit wird der Sektor Feinkost ins Leben gerufen, der auch heute noch zum Sortiment der Molkerei gehört. Es wird ein Sprühturm errichtet und die Produktion von Milchpulver aufgenommen. Außerdem braucht es für immer mehr Produkte größere Lagermöglichkeiten.
2007 erwirbt die Familie Bauer eine maßgebliche Beteiligung an der Heideblume Molkerei Elsdorf-Rotenburg und seit 2010 ist sie eine hundertprozentige Tochter der Bauer-Gruppe.
Dadurch eröffnen sich für die Molkerei nicht nur neue Marktchancen, sondern auch der Zugang zu modernsten Technologien und einem breiten Netzwerk. Aus der kleinen Elsdorfer Genossenschaft wird ein international agierendes Unternehmen.
Trotzdem ist die Molkerei in der Region verwurzelt. Viele Beschäftigte gehören seit Jahrzehnten zu dem Unternehmen und haben die Entwicklung und den Erfolg mitgestaltet. Aktuell arbeiten dort 420 Männer und Frauen. Damit ist die Elsdorfer Molkerei ein bedeutender Arbeitgeber in einer Gemeinde, die knapp 2.100 Einwohner hat. Die Produktion läuft an sieben Tagen in der Woche im Dreischichtbetrieb und wird laufend weiter optimiert, denn Energieeffizienz und Ressourcenschonung bei gleichzeitiger Qualitätssicherung stehen ganz oben auf der Agenda der Molkerei, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
Zertifizierung für nachhaltiges Wirtschaften
Gerade hat der TÜV die Zertifizierung Nachhaltiger Wirtschaften bestätigt. Hervorgehoben wurden die Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitssicherheit und die Projekte zur Ressourceneinsparung. Die Elsdorfer Molkerei agiert in ihren Nachhaltigkeitsbemühungen in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Bereich Soziales, dem gegenseitigen Respekt und einem starken Gemeinschaftsgefühl.
Das eigene Blockheizkraftwerk führt seit elf Jahren zu CO2-Einsparungen. Und die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit gehen weiter. Die CO2-Menge pro Tonne Herstellermenge soll in diesem Jahr um 6 Prozent im Vergleich zu 2020 reduziert werden, erklären die Geschäftsführer Heiko Modell und Christian Oppitz.

Die Elsdorfer Molkerei heute. Foto: Kratzmann
Führend als Anbieter pflanzlicher Alternativen
Die Qualität der Rohstoffe steht an oberster Stelle bei dem Handelsmarkenlieferanten, der die Milch aus einem Umkreis von maximal 90 Kilometern bezieht. Eine eigene Veterinärin führt regelmäßige Betriebsbesichtigungen durch und stellt die hohen Qualitätsstandards und die Sensibilisierung für mehr Nachhaltigkeit bei den Landwirten sicher.
Die Wünsche der Verbraucher ändern sich und die Elsdorfer Molkerei hat die Trends rechtzeitig erkannt. Mittlerweile ist das Unternehmen auch einer der führenden Anbieter pflanzlicher Milchalternativen in Europa.
Das 125-jährige Bestehen der Elsdorfer Molkerei wird mit einem Mitarbeiterfest im Festzelt gleichzeitig mit dem 1000-jährigen Bestehen der Gemeinde Elsdorf gefeiert. Unter dem Motto „Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“ feiert Elsdorf vom 20. bis 22. September mit Vorträgen, Spielen, Foodtrucks, einer Tanzparty, einem Gottesdienst und einem Festumzug, an dem sich auch die Molkerei mit einem Festwagen sowie einer Fußgruppe beteiligt.

Um 1909 hatte die Molkerei in Elsdorf die Größe eines Einfamilienhauses. Foto: Repro Hennings