TMoorer Speeldeel: „Siggi“ von der Heide spielt sein letztes Stück

Siegfried von der Heide spielt den Tischlermeister Fink und steht mit diesem Stück das letzte Mal auf der Bühne. Dominique Wilkens gibt als Nachbarin des Tischlers ihr Debüt bei der Moorer Speeldeel. Foto: Susanne Helfferich
Als Tischlermeister Fink steht Siegfried von der Heide letztmalig auf der Bühne der Moorer Speeldeel. Das Enfant terrible aus Hamelwördenermoor wird den Neulandermoorern fehlen.
Wischhafen. Die Brüder Fred und Stefan Raap haben es geschafft: Sie konnten noch einmal „Siggi“ von der Heide überreden, ein weiteres Mal zu spielen. Doch diesmal wird es wohl tatsächlich sein letztes Mal sein. Mit fast 77 Jahren will er sich von der plattdeutschen Bühne verabschieden. „Das Textlernen dauert jedes Jahr ein wenig länger und ich muss jedes Mal, bevor wir mit den Proben anfangen, mit dem da oben einen Vertrag abschließen“, sagt er und zeigt mit dem Finger zur Decke.

Josefine Heinbockel als Tischlermeisterin Meinert, Heike von der Geest als Tante Adele, Siegfried von der Heide und Stefan Raap als Tischlerlehrling (von links). Foto: Susanne Helfferich
Seit 35 Jahren spielt Siegfried von der Heide bei der Moorer Speeldeel im Gasthaus Charly Drewes mit; fast immer in einer Hauptrolle. So auch in diesem Jahr. Der 76-Jährige mimt den Tischlermeister Klaus Fink, der unverheiratet ist, und etwas zu häufig und zu tief ins Glas schaut. Damit treibt er nicht nur seinen Azubi (Stefan Raap) um, sondern auch die Schreinerei seines Vaters fast in den Ruin. Regelmäßiger Gast ist Gerichtsvollzieher Waldemar „Pannemann“ Bartz (Fred Raap), um seine Kuckuck-Pfandsiegel zu verteilen. Doch dann kommt Tante Adele (Heike von der Geest) und „rüümt op“.
Brüder Raap führen das kulturelle Erbe ihrer Eltern fort
Die Speeldeel hat eine lange Tradition. Gegründet wurde sie 1908, unter anderem von Gastwirt Charly Drewes. Über viele Jahre wurde die plattdeutsche Bühne in Neulandermoor von Erna und Heinz Raap geleitet, die selbst 53 Jahre auf der Bühne standen. Erst 2016 hörten sie auf. Erna Raap habe auch mit gebrochenem Arm und schwer krank gespielt, erinnert sich Siggi von der Heide.

Die Brüder Fred (links) und Stefan Raap - hier als Gerichtsvollzieher und Lehrling - führen die Arbeit der Speeldeel fort. Ihre Eltern Erna und Heinz Raap standen 53 Jahre auf der Bühne. Foto: Susanne Helfferich
Die Söhne Fred und Stefan Raap führen das kulturelle Erbe ihrer Eltern fort. Doch es sei immer schwerer, Mitspieler zu bekommen, die noch dazu Platt sprechen und bereit sind, ihre Freizeit zu opfern. Mit Proben und Aufführungen seien die Theaterspieler fast fünf Monate gebunden, sagt Stefan Raap, „da spielen wir mit offenen Karten; nicht dass einer später abspringt“. Das Ensemble zählt gerade einmal sieben Männer und Frauen plus Souffleurin Brigitte von Rönn und Maskenbildnerin Hanna Tank. Nach Corona konnten drei jüngere Frauen dazu gewonnen werden, 31 und 32 Jahre alt. Alle drei spielen im neuen Stück mit. Die Brüder hoffen, dass noch mehr junge Leute dazu kommen, das sei besser für die Besetzung der Rollen: „Älter schminken geht immer, jünger ist schwieriger“, sagt Fred Raap.
So muss ab kommender Saison „Siggi“ von der Heide ersetzt werden. Der Vollblut-Mime hatte sogar einmal seinen Arbeitsplatz wegen des Spielplans gewechselt. Als er vor vielen Jahren bei Airbus im Schichtbetrieb arbeiten sollte, suchte er sich einen neuen Job und wurde Müllwerker bei Meyer. Selbst nach 35 Jahren Theater hat er mit Lampenfieber zu kämpfen. „Ich muss immer schon auf der Bühne stehen, bevor der Vorhang aufgeht, anders passt es nicht“, sagt er. Was außerdem hilft: ein Lütten Helbing vor dem Auftritt.
Aufführungstermine bis in den Februar
Gespielt wird „Tante Adele rüümt op!“
- am Sonnabend, 14. Dezember, um 12 Uhr (mit Kehdinger Hochzeitssuppe und Kaffee und Kuchen)
- am Sonntag, 15. Dezember, 14.30 Uhr
- am Sonnabend, 11. Januar, 20 Uhr
- am Sonnabend, 18. Januar, 20 Uhr
- am Sonntag, 19. Januar, 14.30 Uhr
- am Sonnabend, 25. Januar, 20 Uhr
- am Sonntag, 26. Januar, 14.30 Uhr
- am Sonnabend, 8. Februar, 14.30 Uhr
- am Sonntag, 9. Februar, 14.30 Uhr
Anmeldungen unter 04770/ 1290.