TMüll-Ärger in Fredenbeck: Tonne sorgt für Probleme im Neubaugebiet

Akribische Mülltrennung kann bedeuten, dass die Restmülltonne nicht voll wird, aber trotzdem genommen werden muss. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Eine Familie in Fredenbeck bemüht sich, Restmüll so gut es geht zu vermeiden. Jetzt soll der kaum gefüllte Behälter häufiger geleert werden. Eine Vorschrift für die Tonne?
Fredenbeck. Hygiene- und Reinigungsartikel, abgekühlte Asche sowie Katzenstreu oder eingetüteter Tierkot, stark verschmutzte Verpackungen oder Keramik, Trinkgläser und Schüsseln: All das dürfte Familie Kleimeier im Restmüll entsorgen. Tut sie aber nicht.
„Bei uns liegt fast nichts drin“, sagt Eileen Kleimeier. Sie ist Mutter zweier kleiner Kinder. Für den vierköpfigen Haushalt im Neubaugebiet Sonnenkamp muss die Familie eine Restmülltonne von 60 Litern vorhalten.
Familie würde auch mit 40-Liter-Tonne auskommen
Dieser Behälter sei bisher einmal im Monat geleert worden - und war auch da kaum gefüllt. Jetzt soll die Entsorgung zweimal monatlich erfolgen.
„Wir trennen sorgfältig und versuchen, so klimaneutral und umweltfreundlich wie möglich zu leben“, erklärt Eileen Kleimeier. „Bei uns gibt es keine Wattepads, keine Zewa-Tücher, keine Servietten.“ Auch Windeln bestehen zu 100 Prozent aus Stoff und werden wiederverwendet.

Eileen Kleimeier hat den Landkreis mehrmals angeschrieben: Trotz wenig Restmüll soll die Tonne häufiger geleert werden. Foto: Bisping
Den monatlichen Restmüll schätzt sie auf circa 30 Liter. „Wir würden auch mit einer 40-Liter-Tonne auskommen“, ist sie überzeugt. Denn mit den Themen Abfallvermeidung, Trennung und Entsorgung hat sich Eileen Kleimeier intensiv auseinandergesetzt.
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„Ich war in unserer früheren Hausgemeinschaft in Hamburg sehr aktiv“, erzählt sie. „Wir haben es geschafft, die Restmüllmenge von einem Riesencontainer auf eine Tonne zu reduzieren.“
Haushaltsabfälle: Die Menge ist bundesweit rückläufig
Müll zu trennen oder möglichst zu vermeiden funktioniert: Laut Deutschem Bundesamt für Statistik war mit 433 Kilogramm das Pro-Kopf-Aufkommen an Haushaltsabfällen so niedrig wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2004.
In 2023 sei die Restmüll-Menge in Deutschland im Vergleich zu 2022 um rund 0,3 Millionen Tonnen oder 0,7 Prozent auf 36,7 Millionen Tonnen gesunken. Der Rückgang sei auch deshalb bemerkenswert, weil die Bevölkerung Deutschlands im Jahr 2023 um mehr als 0,3 Millionen Menschen gewachsen sei.
Im Februar trafen bei den Kleimeiers zwei Schreiben vom Landkreis ein. Das erste mit der Aufforderung, das entsprechende Behältervolumen anzumelden. Im zweiten Schreiben heißt es, im Objekt seien laut Einwohnermeldeamt vier Personen gemeldet. Nach § 18a AbfS sei darum ein „60 Liter Restabfallbehälter bei 14-täglicher Abfuhr vorzuhalten“.
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Dadurch steigt die Gebühr von 4,52 Euro auf 9,04 Euro im Monat. „Ums Geld geht es uns nicht“, sagt Eileen Kleimeier. Es gehe eher ums Prinzip - dass eine kaum gefüllte Tonne, die monatlich geleert wurde, jetzt alle 14 Tage geleert werden solle.
Außerdem seien die Tonnen auch nicht vor der Haustür abgeholt worden - die Müllabfuhr wollte nicht reinfahren, sagt sie. Auf Nachfrage sei die Antwort gekommen, dass es noch keine richtige Straße sei und erst asphaltiert werden müsse.
Tonnen müssen zur Sammelstelle gebracht werden
Doch der Weg vom Haus der Kleimeiers bis zur Schwingestraße ist nicht eben kurz. Auf mehrere Hundert Meter schätzt ihn Eileen Kleimeier - bei Eiseskälte und möglicherweise Glätte kein Vergnügen.
Eine Anfrage beim Amt für Abfall und Kreislaufwirtschaft des Landkreises ergab: Die Straße im Neubaugebiet Sonnenkamp in Fredenbeck ist baulich noch nicht fertiggestellt und formalrechtlich noch nicht als öffentliche Straße anerkannt.
Erst durch die sogenannte Widmung werde die Straße für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Dies habe viele rechtliche Auswirkungen, etwa bei Haftungsfragen, heißt es weiter. Das gelte auch für die Müllabfuhr.
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Zurzeit gebe es im Sonnenkamp eine Baustraße ohne befestigten Bürgersteig mit reger Bautätigkeit. Eine Sammelstelle sei die beste Lösung. Bis zum Endausbau der Straßen und Geh- und Radwege und nach Freigabe durch die Samtgemeinde/Gemeinde oder den beauftragten Unternehmer sei die Sammelstelle zu nutzen.
Der Endausbau des Neubaugebiets startet laut Auskunft des Fredenbecker Fachbereichs Tiefbau spätestens am 31. Dezember. Wann er abgeschlossen werde, stehe noch nicht fest.
Mindestbehältervolumen wird festgelegt
Zur Behältergröße für den Restmüll heißt es von der Abfallwirtschaft: Das Mindestbehältervolumen im Landkreis Stade liege im bundesweiten Durchschnitt im unteren Bereich. Bei guter Abfalltrennung seien die vorgeschriebenen Behältergrößen gerade ausreichend.
Wer akribisch trennt und Mehrwegsysteme nutzt, habe möglicherweise keinen vollen Behälter, räumt die Stader Abfallwirtschaft ein. „Es muss jedoch ein Maßstab für alle Haushalte gefunden werden und da bewegt sich der Landkreis Stade im verbraucherfreundlichen Bereich.“
Ein Vorschlag der Abfallwirtschaft: Tonnen-Teilung. Ein Vier-Personenhaushalt könne sich beispielsweise mit einem Single-Nachbarn zusammentun, da der 60-Liter-Behälter mit 14-täglicher Abfuhr auch mit fünf Personen genutzt werden dürfe. Davon würden zwei Parteien profitieren.