TMüllsünder: Kamera überwacht jetzt Containerplatz in Drochtersen

Seit einigen Wochen überwacht die Gemeinde Drochtersen die Wertstoffcontainer Am Sportplatz/Schulsteig mit einer Kamera. Die Abschreckung funktioniert - trotz des Buchstabendrehers auf dem Schild. Foto: Berlin Daniel
Autoreifen, Haus- oder Sperrmüll neben Containern: Müllfrevel ist von Himmelpforten bis Drochtersen ein Problem. Dort schreckt die Gemeinde mit einer Kamera ab. Darf sie das?
Drochtersen. Die Gemeinde Drochtersen musste sich etwas einfallen lassen. Seit Jahren sorgt der Wildmüll bei den Wertstoffcontainern für Unmut. Auf der großen gemeindeeigenen Parkfläche Am Sportplatz/Schulsteig stehen acht Glas- und zwölf Papiercontainer der jüngst verkauften Wischhafener Karl Meyer Gruppe.
Neben den Containern werden Hausrat, Restmüll, Spielzeug, Sperrmüll, Altreifen und Kleidung abgelegt und entsorgt. Auch Altglas und Altpapier landen oft neben den Containern.
Müll-Ärger auch in Himmelpforten
Ein egoistisches Verhalten, das auch andernorts bekannt ist. Nicht nur Drochtersen ist gebeutelt, auch in Oldendorf, Burweg und anderen Orten gibt es Klagen. In Oldendorf muss der Bauhof regelmäßig bei den Containern räumen. Werden Müllfrevler über Adressaufkleber doch gefunden, bekommen sie von Bürgermeister Johann Schlichtmann persönliche Anschreiben - mit Erfolg: „Eine Zeit lang war es mal besser“, sagt Schlichtmann.

Altkleider-Container in der Sunder Straße in Oldendorf. „Warum machen die Menschen es den Entsorgern so schwer?", fragt Bürgermeister Johann Schlichtmann. Foto: Schlichtmann
Himmelpfortens Bürgermeister Bernd Reimers kennt den Müll-Ärger seit Monaten von den Container-Plätzen am Brink oder am Bahnhof. Einer der ordnungswidrigen Entsorger, der auch über Adressaufkleber ertappt wurde, hatte für Reimers eine kuriose Begründung parat: Da seien die Kartons doch glatt vor der geplanten legalen Entsorgung „aus dem Carport gestohlen“ worden.
Kipper mit Unrat abgeladen
Sogar am Bauhof selbst wird ordnungswidrig Müll deponiert. „Es sah schon so aus, als wäre einer mit Kipper vorgefahren und hätte den einfach ausgekippt“, beschreibt es Reimers. Ganze Wagenladungen müssen teuer durch die Gemeinde entsorgt werden.
Es geht um Hausmüll und Sperrmüll - in ganzer unappetitlicher Bandbreite. Auch Gewerbebetriebe laden kurzerhand Verpackungen einfach ab - ein Problem, das auch in Hammah am Standort der Altpapier-Container schon für Ärger sorgte. Ertappte Verursacher „haben wir jetzt ans Umweltamt vom Landkreis weitergeleitet“, sagt Reimers.
Zaun schützt bereits vor vermüllten Windböen
Für die Reinigung der Container-Stellflächen sind in der Regel die Kommunen verantwortlich. An besagtem Standort in Drochtersen ist aber die Karl Meyer Gruppe zuständig. Das gelte aber nur an einigen wenigen Standorten, erläutert Pressesprecher Lars Koch. Der Platz werde auch regelmäßig aufgeräumt und gesäubert, betont er. Doch das reichte einfach nicht mehr.
Abfallgebühren
T Müll im Landkreis Stade wird teurer - Neue Tonne kommt
Damit der Müll nicht ständig bei stark böigem Wind über die Parkfläche zu Sportanlagen, Turnhallen, Jugendcafé oder Kita gepustet wird, errichtete die Gemeindeverwaltung vor rund eineinhalb Jahren einen Bauzaun rund um die Container. Aber der Wildmüll sei gefühlt immer mehr geworden, erzählt Drochtersens Bürgermeister Mike Eckhoff.
Immer wieder monierten Bürger die Müllecke. Anfang März installierte die Gemeindeverwaltung deshalb eine Videokamera, die den eingezäunten Bereich filmt. Es handelt sich um eine Live-Kamera: Es wird nicht aufgezeichnet.
Kamera überträgt Live-Bilder ins Rathaus
Die Gemeinde habe zuvor mit ihrem Datenschutzbeauftragten den Einsatz der Kamera rechtlich prüfen lassen, so Eckhoff auf Anfrage. Ein großes Schild am Bauzaun weist auf die Kameraüberwachung hin. Die Live-Aufnahmen liefen im Ordnungsamt auf. Bereits nach zwei Wochen sei der Wildmüll weniger geworden, so Eckhoff.
Maik Engelbrecht, Leiter der Polizeistation Drochtersen, sagt, es habe ein Gespräch mit der Gemeinde gegeben. Grundsätzlich könne es nützlich sein, wenn auch die Polizei Zugriff auf die Kamera habe - „aber wir werden nicht im Dienst laufend die Kamera beobachten, das ist nicht unser Job“.
Sollte die Polizei ein Hinweis auf eine laufende Wildmüllentsorgung erreichen, könne es jedoch nützlich sein, wenn die Polizei über einen Link Zugriff auf die Kamera hätte. Wie und ob das überhaupt praktikabel und rechtlich möglich sei, müsse aber die Gemeinde prüfen, so Engelbrecht.
Sechs Bußgeldverfahren
Bisher habe es sechs Verfahren wegen Wildmüllentsorgung gegeben, die Bußgeldhöhe habe jeweils zwischen 35 und 40 Euro gelegen, teilt Eckhoff mit. Die Verfahren seien allerdings nicht aufgrund der Kameraüberwachung eingeleitet worden, sondern durch Ermittlungen anhand von Adressaufklebern im Abfall.
Wildkameras oder Aufzeichnungen sind durch den Datenschutz nicht erlaubt. Aber sollte sich das Prinzip mit der Live-Übertragung aus Drochtersen auf Dauer bewähren, kann sich Reimers das auch für Himmelpforten vorstellen.

Am Brink und am Bauhof in Himmelpforten bieten sich den Bauhof-Mitarbeitern immer wieder solche Anblicke. Foto: Gemeinde