TNach 35 Jahren: Harsefelds Eismeister „Olli“ verabschiedet sich
Olaf Hinrichs fährt die Eismaschine aus der Garage. Seit 1988 arbeitet er in der Harsefelder Eissporthalle und ist damit dienstältester Eismeister. Foto: Fehlbus
Olaf Hinrichs arbeitet seit 1988 in der Eissporthalle Harsefeld. Länger war keiner Eismeister. Jetzt läuft seine letzte Saison. Ein Nachfolger wird gesucht. Was dieser können muss, erzählt Hinrichs, dem die Eisliebe quasi in die Wiege gelegt wurde.
Harsefeld. Olaf „Olli“ Hinrichs hat alles im Blick. Maschinen, Eis, Menschen und Schlittschuhe und - na ja, auch das gehört dazu - die Toiletten in der Halle. Gerade sind Schulklassen auf dem Eis. Kurz darauf ist ein Klo mit Papier verstopft. Klare Ansage vom Eismeister. Das kommt an. „Man braucht eine positive Einstellung im Umgang mit Menschen“, sagt Olaf Hinrichs als Erstes auf die Frage, was der neue Eismeister mitbringen sollte. Und natürlich kann das auch eine Frau sein.
Es ist ansonsten ein sehr technischer, handwerklicher Beruf. Mit den Jahren hat der gebürtige Harsefelder gelernt, fast alles zu reparieren, was zur Eissporthalle gehört. Wischmaschine, Staubsauger und Eismaschine, Rohre, Lampen und vieles mehr. Dazu das Eis: „Am Anfang hatte ich die Vorstellung, das bisschen Eis machen, das ist ja easy, aber so einfach ist das nicht“, sagt Hinrichs, „und wenn man sich dafür interessiert, dann ist das wirklich spannend.“
Wetter und Publikum haben Auswirkungen aufs Eis
„Man muss die Grundkälte im Eis und die Wetterlage beachten“, sagt der 62-Jährige. Ist es draußen warm, muss mehr gekühlt werden. Und umso mehr Publikum, desto mehr muss die Anlage mit dem natürlichen Kältemittel Ammoniak arbeiten. Das Problem: Die Besucher überraschen die Mitarbeiter in der Eissporthalle immer wieder. An manchen Tagen können sich die Eismeister kaum vorstellen, dass viele Besucher kommen. Aber gerade da ist mitunter besonders viel los. Insgesamt gibt es mit Betriebsleiter Michael Wege vier Eismeister in Harsefeld.
„Die Menschen bringen Wärme mit rein“, sagt Olaf Hinrichs. Ist plötzlich viel los oder kommt gar ein Wetterumschwung dazu, kann schon mal Wasser auf der Fläche stehen. Eishockeyspiele dürfen dann gar nicht erst starten. Und beim Training mit dem Puck ist das auch unbeliebt. „Die Spieler fragen dann schon, ob sie die Schwimmflossen holen sollen“, sagt Olaf Hinrichs. Gerade Eishockeyspieler brauchen hartes, kaltes Eis.

Dort arbeiten, wo andere feiern: In der Eishalle gibt es im Winter viele Veranstaltungen, von Kinderdisco bis Hütten-Party. Foto: Martin Elsen
Eine Familiengeschichte rund um Gefrorenes
Für den Normalbetrieb oder Familien darf es gerne etwas weicher und wärmer sein. Olaf Hinrichs macht aus allen zerkratzten Flächen mit der Eismaschine eine spiegelglatte Fläche. Das nämlich darf der Eismeister auch: Eismaschine fahren. Das klingt für viele verlockend. „Es sind aber viele Sachen und Knöpfe, die man da im Blick behalten muss“, warnt Hinrichs.
Dass Olaf Hinrichs ein besonderes Verhältnis zu Eis hat, erkennen manche Besucher schon an seinem Namen. Mutter und Vater fuhren einst mit den klassischen Eiswagen über die Geest und verkauften an heißen Sommertagen Eis in Waffel oder Becher. „Eismann Hinrichs“ stand auf den Fahrzeugen, die dann klingelnd durch die Straßen fuhren, um Kinder herbeizurufen. In Horneburg betrieben seine Eltern zudem eine Eisdiele. Das Speiseeis konnte Olaf Hinrichs aber nicht locken, das gefrorene Wasser in der Eishalle umso mehr.
Im Sommer wird der Eismeister zum Schwimmbad-Meister
Und was macht ein Eismeister im Sommer? „Reparaturen und Freibad aufrüsten“, sagt Olaf Hinrichs. Nach dem Saisonende im März gibt es eine Woche Urlaub für alle. Dann wird die Sommersaison im benachbarten Freibad vorbereitet. Wenn es personell mal eng wird, sind die Eismeister sogar Badeaufsicht. „Wir haben alle DLRG Silber und Erste Hilfe“, sagt Olaf Hinrichs.
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass für die Veranstaltungen im Sommer in der Eishalle Vorbereitungen zu treffen sind. Zusammen mit dem Stadtmarketing werden Events vorbereitet. Flexibilität bei den Arbeitszeiten ist von Vorteil. Kaum ist das Eis abgetaut, ist im April ist schon wieder Flohmarkt in und an der Eissporthalle. Wahrscheinlich wird da schon der neue Eismeister zum Einsatz kommen.
Heute ruft die Kälteanlage auf dem Handy an
Was für ihn das Beste an dem Job ist? „Man arbeitet da, wo andere Urlaub machen“, sagt Olaf Hinrichs. Seine Kollegen und seine Maschinen wird er vermissen, vielleicht darf er mal aushelfen, sagt er. Ein Arbeitstag, den er nicht vergisst? „Corona war der Tiefpunkt“, sagt Hinrichs. Und einmal stand er in der Eishalle und hätte schwimmen gehen können. „Früher waren die Anlagen noch nicht so überwacht wie heute“, sagt er. Heute ruft die Kälteanlage auf dem Handy an, wenn etwas nicht stimmt. Damals war schon viel Eis weggetaut und alle Veranstaltungen mussten erst einmal abgesagt werden.
Wer Eismeister werden möchte, kann seinen Lebenslauf und eine Bewerbung an bewerbungen@harsefeld.de schicken.