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Bio-Landwirtschaft

TNach Großfeuer bei Cuxland pur: Online-Hofladen schließt in Aschhorn

Thomas Morgenstern streichelt Oboe. Im Stall der Familie Morgenstern haben alle erwachsenen Rinder einen Namen.

Thomas Morgenstern streichelt Oboe. Im Stall der Familie Morgenstern haben alle erwachsenen Rinder einen Namen. Foto: Helfferich

Das Aus von Cuxland pur hat auch Folgen für die ökologische Landwirtschaft. Die Hofgemeinschaft Aschhorn gibt ihren Online-Hofladen auf. Das sind die Gründe.

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Von Susanne Helfferich
Montag, 14.07.2025, 18:12 Uhr

Drochtersen. Die Nachricht, dass Cuxland pur seinen Betrieb einstellt, war für die Familie Morgenstern in Aschhorn ein Schock: Zum einen, weil Cuxland pur und damit die Familie Otto mit ihrer Art der Fleischverarbeitung Pionierarbeit auf hohem Niveau geleistet habe; zum anderen aber auch, weil die Entscheidung eine tiefe Lücke reißt.

„Wir hätten gerne weitergemacht, aber nachdem uns erst die Firma Röhrs als Partner abhanden gekommen ist, hat nun der verheerende Brand bei Cuxland pur den zweiten Verarbeitungspartner von uns vernichtet“, heißt es in einer Mail der Familie Morgenstern an ihre Kunden. In der näheren Umgebung gebe es keinen Betrieb, der diese Lücke füllen könne.

Der Online-Laden spiele wirtschaftlich zwar eine untergeordnete Rolle. Die Fleischvermarktung sei nicht das Standbein des Hofes. In erster Linie ist die Hofgemeinschaft Aschhorn ein Milchvieh- und Ackerbaubetrieb.

„Aber die Fleischvermarktung ist eines dieser Dinge, die man braucht, um auf Dauer überleben zu können“, sagt Thomas Morgenstern, Vater des Betriebsleiters Moritz Morgenstern. Online-Laden und Newsletter sorgten für Kundenbindung. Rund 400 Interessierte können auf diese Weise online bedient werden. Das breche nun weg.

Kundenkontakte sind ein Stück Öffentlichkeitsarbeit

Es geht um Kundenkontakte, die gepflegt werden müssen. „Die Kunden sollen uns als ökologischen Betrieb und dessen Wichtigkeit kennenlernen“, so Morgenstern. So könnten sie sehen, dass die Milchkühe den ganzen Sommer auf der Weide sind, jeden Tag frische Luft haben und dadurch unter anderem einen anderen Muskelaufbau hätten als Rinder, die das Jahr über im Stall stehen.

Blick in den Kälberstall mit angeschlossenem Weideauslauf.

Blick in den Kälberstall mit angeschlossenem Weideauslauf. Foto: Helfferich

Es gehe um den ökologischen Prozess und um Artenschutz, so Morgenstern, und nimmt das Beispiel Kuhfladen: Auf so einem Kuhfladen auf der Wiese tummelten sich an die 50 unterschiedliche Mistkäfer-Arten - und die Fliegen seien noch nicht erfasst. „Wenn die Kühe nicht auf der Weide sind, gibt es keinen Kuhfladen. Dann haben die Mistkäfer nichts zu fressen und verschwinden; und mit ihnen auch die Vögel, die keine Mistkäfer mehr fressen können.“

Bisher hat die Familie Morgenstern ihre Kühe zum Schlachten nach Jork zu Röhrs gebracht. „Wir waren immer davon begeistert, wie sorgfältig und liebevoll dort mit unseren Tieren umgegangen wurde und in welcher Qualität das Fleisch weiterverarbeitet wurde“, so Thomas Morgenstern.

Als Röhrs zunächst insolvent war und dann von einem Unternehmen aus Schleswig-Holstein übernommen wurde, wandten sich Morgensterns wegen der Weiterverarbeitung an Erwin Otto von Cuxland pur in Hemmoor. „Wir haben uns sofort verstanden, begegneten uns auf einer Ebene und konnten uns auf ihn verlassen“, erzählt Thomas Morgenstern. Otto bot die Weiterverarbeitung des Aschhorner Fleisches als Wurst, Schinken und Konserven an. Das kam bei der Kundschaft gut an.

Mit Schließung der Schlachterei wurde einiges anders

So wurde weiterhin bei Röhrs geschlachtet, Cuxland pur holte das Aschhorner Fleisch in Jork ab und verarbeitete es in Hemmoor. Bis Anfang des Jahres das Nachfolge-Unternehmen von Röhrs die Schlachtung einstellte und Anfang Juni Cuxland pur niederbrannte.

Damit sei die Prozess-Kette unterbrochen worden. Die Tiere würden nun abgeholt und in große Schlachtbetriebe gefahren, wo um die 300 Tiere pro Tag geschlachtet würden. Das Problem sei nicht nur die Entfernung und damit die Belastung für die Tiere, sondern auch, dass das Bio-Fleisch nicht mehr den Herkunftsbetrieben zuzuordnen ist. „Wir haben da keinen Zugriff mehr darauf“, so Thomas Morgenstern.

Geschlachtet wird auch weiterhin. „Wir haben ja alte Tiere oder die Färse, die nicht aufnimmt“, so der Diplom-Biologe und Landwirt, „aber wir haben niemanden, der unser Fleisch verarbeitet und es wieder an uns zurückliefert.“

Sicher sei dennoch, dass alle Tiere, die vom Hof gehen, biozertifiziert sind; ebenso die Viehhändler und das Schlachthaus. „Das Fleisch kommt in den biozertifizierten Kreislauf und damit auch zertifiziert in den Handel. Aber uns ging es ja hauptsächlich um den Kontakt zu den Kunden und den Multiplikationseffekt.“

Seit 1981 Öko-Landwirtschaft in Aschhorn

Die Familie Morgenstern bewirtschaftet den Hof in Aschhorn seit 1981. Von Anfang an stellte sie den Betrieb auf biologischen Landbau um. Die Anerkennung als Demeter-Betrieb erfolgte 1990. Das Herzstück ist die Milchviehhaltung, mit 170 Milchkühen - die alle einen Namen haben - und etwa 130 Jungtieren. Die Kühe der Rasse Rotbunte Doppelnutzung - eine gefährdete, alte regionale Rinderrasse - gäben zwar weniger Milch als eine Hochleistungsrasse, seien jedoch sehr viel robuster, heißt es auf der Website des Betriebes. Neben dem Vieh bewirtschaftet der Hof rund 180 Hektar Grünland.

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