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TNach Insolvenz: Auch Ärger begleitet das Tupper-Aus

Aus und vorbei: Der Verkauf der allseits bekannten und oft beliebten Tupperware ist eingestellt.

Aus und vorbei: Der Verkauf der allseits bekannten und oft beliebten Tupperware ist eingestellt. Foto: Garrett Cheen/dpa

In manchen Küchenschränken türmt sich die Tupperware. Doch jetzt ist der Verkauf eingestellt. Und was wird aus dem lebenslangen Umtauschrecht?

Von Isabell Wenzel Dienstag, 28.01.2025, 17:29 Uhr

„Wir haben unsere Geschäftstätigkeit offiziell eingestellt“ heißt es auf der Internetseite des US-Traditionsunternehmens Tupperware. Schüsseln, gefühlt so groß wie Maurerkübel oder so klein, dass nur ein paar Beeren darin Platz fanden, haben Generationen geprägt.

Tupperdosen und Tupperpartys auf der ganzen Welt bekannt

Es gab in den vergangenen Jahrzehnten wohl kaum ein Schulbrot, das nicht in einer Tupperdose eingepackt und kaum einen Salat für eine Grillparty, der nicht einer Schüssel des Plastikkonzerns angerührt wurde. Der Entwickler Karl Tupper brachte 1946 die erste „Wunderschüssel“ auf den amerikanischen Markt. Es dauerte nicht lange, bis die Plastikprodukte um den Globus gingen.

Auch die berühmte Tupperparty war jahrelang ein Treffpunkt. Dabei ging es dem ein oder anderen vielleicht weniger darum, den Haushaltsbestand zu erweitern, als um die Geselligkeit. Kult waren sie allemal. Nun ist die Produktion und der Verkauf eingestellt.

Aber ist die Begeisterung für die Plastikschalen wirklich so groß gewesen, oder handelt es sich um einen Mythos? Immerhin schrieb der Konzern schon eine Weile rote Zahlen.

Tupper begeisterte mit guter Qualität - ließ aber im Service nach

„Die Qualität von Tupper ist mit Abstand die beste gewesen“, findet Sibylle Heins aus Groß Meckelsen. Die 57-Jährige betreibt einen eigenen Hofladen, kennt sich also mit der Lagerung von Lebensmitteln gut aus. Für sie gibt es kaum eine Alternative, wenn es darum geht, Produkte möglichst lange frisch zu halten.

In den vergangenen Jahren hat sie sich aber oft auch über die Firma geärgert. „Zuletzt hat der Umtausch überhaupt nicht mehr geklappt.“ Tupper hat lange mit lebenslangem Umtauschrecht geworben. Egal, wie alt eine Dose war, sie sollte jederzeit ersetzt werden, wenn sie kaputtging. Dieses Versprechen hielt der Konzern seit einigen Jahren nicht mehr ein. „Ich habe dann statt etwas Neuem einen Gutschein über ein paar Euro bekommen. Das hat genervt“, so Sibylle Heins weiter.

Sibylle Heins war ein Fan der Produkte von Tupperware. Zuletzt hat sie sich aber auch oft über den Konzern geärgert.

Sibylle Heins war ein Fan der Produkte von Tupperware. Zuletzt hat sie sich aber auch oft über den Konzern geärgert. Foto: Wenzel

Nicht überall hat man sich zu Tupperpartys getroffen

Susanne Heins aus Selsingen hat die Begeisterung für die Tupperware nie geteilt. „Unter uns Landfrauen war Tupper kein Thema. Manche Sachen hat man stehen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals eine Tupperparty veranstaltet hätten“, sagt die ehemalige Vorsitzende der Selsinger Landfrauen.

Fest steht, dass die Tupper-Ära nun ein Ende findet. Wer aber auf der Suche nach einer Schüssel oder einer Dose ist, wird bestimmt im Secondhandshop oder auf einem Flohmarkt fündig.

„Die Party ist vorbei“

Tupperware hat 5.450 Beschäftigte in 41 Ländern. Hinzu kommen rund 465.000 der eigenständig agierenden Verkaufsberater. Diese Zahl sei nach einer Warnung vor wirtschaftlichen Problemen bereits geschrumpft, betonte Tupperware. Schlagzeilen wie „die Party ist vorbei“, hätten für Unruhe unter den Beratern gesorgt.

Am Anfang von Tupperware war Plastik. Der Erfinder Earl Tupper startete 1938 eine Kunststoff-Firma. Im Zweiten Weltkrieg stellte sie unter anderem Gasmasken her. Nach Kriegsende hatten Plastik-Produzenten plötzlich erhebliche Überkapazitäten. Tupper experimentierte, bis er einen langlebigen und gut aussehenden Kunststoff erfand, der sich für Frischhaltedosen eignete. Die zweite Innovation war das Frischeventil auf dem Deckel, das überschüssige Luft aus der Box herausdrücken lässt.

Tupper setzte einst erst auf den klassischen Einzelhandel - und hatte sogar einen Laden auf der New Yorker Fifth Avenue. Doch dann traf Brownie Wise, eine geschiedene alleinerziehende Mutter aus Detroit auf Produkte der Firma. Sie hatte die Idee, Tupperware-Dosen bei Veranstaltungen mit Demonstrationen zu verkaufen. Das funktionierte so gut, dass Tupper 1951 dem klassischen Einzelhandel den Rücken kehrte und Wise zur Marketingchefin machte.

Zuletzt machte Tupperware der Firma zufolge auch „Anti-Plastik-Stimmung“ zu schaffen - die Sorge davor, dass chemischen Verbindungen aus Kunststoff in die Lebensmittel gelangen.

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