TNach Jahren des Stillstands: In Mulsums Mühle soll wieder gemahlen werden
Die Mühle Anna-Maria in Mulsum ist voll funktionsfährig. Marko Hohmeister ist 1. Vorsitzender des Heimatvereins und weiß um die größten Probleme. Foto: Fehlbus
Sie ist mehr als ein Denkmal, sie ist ein Wahrzeichen von Mulsum. Aber der Verein, der sich um die Mühle kümmert, hat es nicht immer leicht mit Anna-Maria.
Mulsum. Alte Gebäude bekommen mit den Jahren eine Art Persönlichkeit. Die Windmühle Anna-Maria in Mulsum gehört dazu. 1842 wurde sie als Galerie-Holländer-Windmühle erbaut. Die erste und richtig große Sanierung erfolgte 1984. Rund 40 Jahre später ist sie eine schmucke Dame am Ortsrand, auf die nicht nur die 180 Mitglieder des örtlichen Heimat- und Kulturvereins stolz sind.
Regionale Landesentwicklung hilft mit Fördergeldern
In der Mühle ist im vergangenen Jahr - auch dank Verbund-Dorferneuerung, Denkmalpflege und Gemeinde - ein beheizbarer Raum entstanden. Mittel in Höhe von 750.000 Euro wurden verbaut, um den Fortbestand zu sichern. Die größte Fördersumme kam aus dem Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg: 73 Prozent des Vorhabens wurden hierüber finanziert.

In der Mühle gibt es ein Trauzimmer, das jetzt - beheizt - auch noch einmal vor Weihnachten benutzt wird. Foto: Fehlbus
Nun kann witterungsunabhängig im Mühleninnern gefeiert und sogar im Warmen geheiratet werden. Das Trauzimmer ist gerade wieder einmal vorbereitet. Noch vor Weihnachten wollen sich hier zwei Menschen das Jawort geben.
Vermietung bringt zusätzliche Einnahmen
„20 bis 30 Trauungen haben wir hier im Jahr“, sagt Marko Hohmeister. Der 52-Jährige ist 1. Vorsitzender des Mulsumer Heimat- und Kulturvereins. Beruflich ist er als Kulturmanager in Drochtersen und der Samtgemeinde Nordkehdingen unterwegs.
Besonderes Projekt
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Er weiß, worauf es ankommt, wenn besondere Räume gut genutzt werden sollen - durch Lesungen, Konzerte oder Feiern. Und in Mulsum ist es auch zum Erhalt des stolzen Bauwerks nötig, die Räumlichkeiten zu vermieten. Das generiert zusätzliche Einnahmen.
Kücheneinbau und barrierefreie Nutzung
2023 bis 2024 wurde die Mühle gedämmt, Fenster wurden von innen mit zusätzlicher Verglasung abgedichtet, Heizkörper wurden eingebaut und ein völlig neuer Raum errichtet. Dieser befindet sich als Korpus in der angrenzenden Scheune, von außen unsichtbar. Eine barrierefreie Toilettenanlage und eine moderne, voll ausgestattete Küche sind hier entstanden. In der Mühle kann gefeiert werden: mit barrierefreiem Zugang über einen Außenlift.
Wer Interesse hat, kann sich an den Verein wenden. Auch der 2. Vorsitzende Hans Wilhelm Tiedemann steht als Ansprechpartner bereit. Bis zu 100 Personen haben zwischen Mahlstein und Trautisch stehend Platz, sitzend 50. Die Außenanlagen können bei gutem Wetter mitgenutzt werden.
Teure Versicherung für den Verein als Besitzer
Die Mulsumer Mühle Anna-Maria hat durch die Fördergelder eine Kläranlage, LED-Beleuchtung und Metallschindeln bekommen. Bei der Sanierung 1984 waren Bitumen-Schindeln angebracht worden. Der damals enthaltene Teer hätte aber nun auf die neue Haut tropfen können.

Der „Ersatzstein“: In der Mühle sind weitere Mahlsteine eingebaut. Foto: Fehlbus
Es gab viel zu bedenken und zu beachten. Der Verein, der die Mühle 2018 vom Vorbesitzer abkaufen konnte, um sie mit öffentlichen Geldern zu erhalten, hat die Basis geschaffen. Aber der Unterhalt ist nicht zu unterschätzen. Alleine für die notwendige Summe für die Gebäudeversicherung gegen Feuer und Sturm geht schon der Großteil der Mitgliedsbeiträge und Spenden drauf. „Es geht um mehrere Tausend Euro“, sagt Hohmeister.
Seit 1968 kein Mühlenbetrieb mehr in Mulsum
An besonderen Denkmal- und Mühlentagen ist das Schmuckstück am Mühlenweg ein beliebtes Ausflugsziel. Besonders hier könnte im nächsten Jahr eine Attraktion warten, die es lange nicht gab. Die Windmühle, die 1968 den Betrieb wegen des Konkurrenzdrucks einstellte, ist heute voll funktionsfähig. Jedenfalls dann, wenn der Mühlen-Doktor aus Winsen/Luhe noch einmal Zeit für das Bauwerk findet. „Ganz so viele Betriebe, die sich mit Mühlen auskennen, gibt es nicht mehr“, sagt Marko Hohmeister. Da sind die Wartezeiten auf einen Handwerkerbesuch schon mal länger.
Noch eine Klippe: Lagerschale muss repariert werden
Die Lagerschale ist ausgeschlagen und muss erneuert werden. Ein Blick zu den riesigen Kamm- und Stockrädern in der Mühle macht deutlich, dass aber sonst alles in bester Ordnung ist. „Wenn die Lagerschale gemacht ist, haben wir erst mal wieder Ruhe“, sagt Hohmeister.

Die Kamm- und Asträder sehen wie neu aus. Foto: Fehlbus
Er selbst wünscht sich nichts mehr, als die Anna-Maria einmal in Betrieb zu sehen. Während der Corona-Pandemie zog er nach Mulsum, engagierte sich sofort im Heimatverein und besonders für die Mühle. „Wir können sie von unserem Fenster aus ausmachen“, sagt Hohmeister. „Aber ich habe sie noch nie laufen gesehen.“
Die Mühlen in Fredenbecks Wappen
Nicht nur für Mulsum spielt die Windmühle eine besondere Rolle. Mühlstein und Windrad sind auch in der Samtgemeinde Fredenbeck auf dem Wappen verewigt.
Und so trifft der Spendenaufruf über die Postkarte des vierteljährlichen Kalenders des Heimatvereins noch immer viele Menschen, die mit finanzieller Unterstützung die Anna-Maria am Ortsrand erhalten wollen. Jetzt müssen noch ein paar mehr hierher zum Feiern kommen. Dann hat Anna-Maria eine gute Zukunft.

Die Mulsumer Mühle ist dank vieler Menschen in der jüngeren und älteren Vergangenheit funktionsfähig. Foto: Fehlbus
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