TNach Leerstand: Neuer Mieter im Stader Amazon-Lager

Das für Amazon gebaute Logistikzentrum in Stade-Ottenbeck wird jetzt von einer Firma aus der Region als Lager genutzt. Foto: Strüning
Das große Lager des Internet-Händlers Amazon in Stade-Ottenbeck war im Rekordtempo aus dem Boden gestampft worden. Eingezogen ist der Branchen-Riese nicht in das neue Gebäude. Stattdessen hat sich jetzt ein Untermieter aus der Region gefunden.
Stade. Der Immobilienentwickler Scannell hatte das Verteilzentrum am Kuhweidenweg in Windeseile errichtet. Nach nur neun Monaten Bauzeit wollte Amazon zum Weihnachtsgeschäft 2021 mit dem Versandgeschäft starten. Die Eröffnung ließ auf sich warten.
Auf Amazon-Wachstum folgt Ernüchterung
In der Corona-Zeit gab es traumhafte Wachstumsraten bei Amazon, worauf der weltgrößte Online-Händler sein Logistiknetzwerk ausbaute. Nach der Pandemie ging es nicht so weiter: Nach 15 Jahren kontinuierlicher Zuwächse sank der weltweite Umsatz von Amazon von 470 Milliarden Euro in 2021 auf 434 Milliarden in 2022 (Quelle: Statista 2023). Durch den Ausbau waren Überkapazitäten entstanden.
Laut der „Lebensmittelzeitung“ zahlte Amazon im Februar 2023 allein in Deutschland für 13 brandneue, noch ungenutzte Verteilzentren Miete. Stade ist eines davon. Von Stade aus sollten die Kunden zwischen Bremen und Hamburg versorgt werden.
128 Mitarbeiter sollten in Stade Arbeit finden. Hinzu sollten die Fahrer der Kleintransporter von Partnerfirmen kommen, mit denen Amazon auf der „letzten Meile“ zum Kunden zusammenarbeitet. Laut Amazon sollten für den Standort knapp 60 Partnerfirmen mit noch einmal 350 bis 550 Mitarbeitern benötigt werden. Der Traum ist geplatzt.
Mieter im Amazon-Gebäude kommt aus dem Alten Land
Per Anzeige suchte Amazon einen Untermieter und hat ihn im Alten Land gefunden: Die Pape Logistics GmbH und Co. KG aus Hollern. Sie ist bereits in das 5000 Quadratmeter große Gebäude eingezogen und nutzt es als Lagerhalle. Offen ist noch die Nutzung des Obergeschosses, wo auf 2000 Quadratmeter Büroflächen geschaffen worden sind, und des Parkhauses mit 5000 Quadratmetern, wo die Amazon-Sprinter abgestellt werden sollten.
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Firmenchef Steffen Pape, der mit seinem Bruder Mirko die Geschäfte von Pape Logistics in dritter Generation als Familienunternehmen führt, erklärt die neue Nutzung. Eingelagert würden nicht gefährliche, verpackte Ware, die weder Gefahrstoffeigenschaften aufwiesen noch wassergefährdend seien. Pape betont das, weil sich sein Betrieb unter anderem auf die Lagerung und den Transport von gefährlichen Stoffen vorwiegend aus dem Chemie-Park auf Bützflethersand mit Dow und Co. spezialisiert hat.
Lager wird von Zulieferern für Airbus Stade benutzt
Pape stellt das neue Lager seinen Kunden zur Verfügung, die in erster Linie den Stader Airbus-Standort in Ottenbeck beliefern. Da liegt das Amazon-Lager nahe. Pape konnte im Kuhweidenweg drei andere Lager zusammenführen. Der arbeitsaufwendige Umzug dauert seit sechs Wochen an und ist nahezu abgeschlossen. Die Software für das Warenwirtschaftssystem ist installiert, die Befahrbarkeit für die Lkw ist hergestellt. Das musste sein, weil Amazon die Fläche auf Basis von Lieferfahrzeugen wie den Sprinter ausgelegt hatte. Jetzt fehlen noch die Firmenschilder am Gebäude. Mitarbeiter der Firma sind ständig vor Ort.
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Der Mietvertrag läuft laut Pape über drei Jahre mit der Option auf Verlängerung. Zurzeit seien 50 Prozent der angemieteten Fläche belegt. „Wir können unseren Kunden neue Zukunftsperspektiven anbieten“, sagt Steffen Pape - und das per Erstbezug in einem modernen gewerblichen Neubau. Der Kunde habe auf der großen Fläche einen besseren Überblick und Zugriff auf seine Waren, so Pape.

Steffen Pape ist einer der beiden Geschäftsführer bei Pape Logistics mit Sitz in Hollern. Foto: Christian Franz
Papes „rote Flotte“ tourt durch Stades Süden
So wird die „rote Flotte“ der Pape-Lkw jetzt regelmäßig im Stader Süden zu sehen sein. Täglich gebe es Shuttle-Touren zwischen Lager und Airbus. Die Bezeichnung „rote Flotte“ leitet sich aus den auffällig roten Lkw-Planen ab, die charakteristisch sind für die Fahrzeuge aus Hollern.
Das Familienunternehmen besteht seit 86 Jahren - immer am selben Standort an der Ortsausfahrt gen Stade. Gegründet wurde es als „Ernst Pape Obstgroßhandel“.
Pape Logistics: Vom Obsthändler zum Logistik-Unternehmen
Ernst Pape war der Großvater von Steffen und Mirko. Als sein Sohn Reinhard Pape 1971 einstieg, entwickelte sich das Geschäft mit dem Fernverkehr. Die Spedition wuchs, fuhr und lagerte Salz für die Stader Saline (später Akzo) und übernahm Fahrten für die Stader Chemie-Industrie gen Italien.
1984 wurde der Obsthandel eingestellt, Pape baute den Standort aber kontinuierlich aus. Immer mehr Lagerflächen wurden geschaffen, gerade auch für Gefahrstoffe. Heute stehen nach Firmenangaben 28.000 Palletten-Stellplätze zur Verfügung und eine Lagerkapazität von 28.000 Tonnen.
Mirko und Steffen Pape traten 2004 als geschäftsführende Gesellschafter ins Unternehmen ein, 2013 wurde die Spedition in „Pape Logistics“ umbenannt. 2019 entstand das neue Verwaltungsgebäude mit 550 Quadratmetern Bürofläche. 110 Männer und Frauen arbeiten in dem Unternehmen.