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Danksagung

TNach Notruf an Halloween: So schlimm stand es um die Seniorin

Ele (6) und Romy (9) durften nach ihrer Heldentat noch das Feuerwehrauto bestaunen.

Ele (6) und Romy (9) durften nach ihrer Heldentat noch das Feuerwehrauto bestaunen. Foto: Feuerwehr

Vier Kinder sind am Halloween-Abend in der Wingst womöglich zu Lebensrettern geworden. Jetzt meldet sich die Tochter der Geretteten und erzählt, wie ernst die Lage war. Denn die Nacht hätte tödlich enden können.

Von Redaktion Dienstag, 14.11.2023, 10:30 Uhr

Wingst. Vier aufmerksame Kinder, die am Halloween-Abend um die Häuser gezogen sind, haben einer älteren Frau womöglich das Leben gerettet. Die Kinder sahen durch die Glastür die Dame in ihrem Haus am Boden liegend und reagierten geistesgegenwärtig: Sie informierten ihre Eltern, die daraufhin den Notruf absetzten. Jetzt hat sich die Tochter der Seniorin bei den „Cuxhavener Nachrichten“ mit einem Leserbrief gemeldet.

Birgit Friemelt aus der Wingst schreibt:

Meine Mutter hat mich gebeten, einen Leserbrief zu schreiben, um Lob und Dank an alle Beteiligten auszusprechen, auch an das Elbe Klinikum Stade, besonders an die dortige Notaufnahme, sowie an die stationäre und die ärztliche Versorgung.

Die Überschrift der Berichterstattung hätte auch „Frau weigert sich Hilfe anzunehmen“ lauten können.

Man kann es oft im Film sehen, die Realität ist noch viel imposanter! Mein Neffe, der Feuerwehrmann ist, hat uns angerufen und zu meiner Mutter gebeten, es sei aber nicht so schlimm. Was uns wohl erwarten wird, was ist passiert? Als wir dort ankamen, standen drei Feuerwehrautos, ein Rettungswagen, ein Polizeiauto und einige PKW der Feuerwehrleute auf der Straße und sehr viele Einsatzkräfte. Der Notarztwagen kam etwas später. Meine Mutter sei gestürzt.

Was bisher nicht in der Zeitung [und in den digitalen Kanälen] stand: dass sie bereits seit sechs Stunden in der misslichen, hilflosen Lage war. Nach eigener Aussage tat ihr nichts weh und sie wollte zuerst partout nicht mit ins Krankenhaus. Den Notrufknopf hatte sie bisher einige Jahre am Handgelenk und auch schon zwei Mal genutzt. Weil sich das Gummi einen Tag vorher gelöst hatte, hatte sie den Knopf in die Rollatortasche zum Telefon gesteckt. An beides konnte sie nun aber nicht herankommen.

Mutter hatte „schon mit ihrem Leben abgeschlossen

Mit gutem Zureden ist meine Mutter dann doch mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert worden, weil auch der Verdacht einer Kopfverletzung vorlag. Zum großen Glück sind keine schwerwiegenden Verletzungen festgestellt worden. Meine Mutter hatte wegen ihrer hilflosen Lage auf dem kalten Flur jedoch schon mit ihrem Leben abgeschlossen. Sie sagte, dass sie die Nacht in der Kälte nicht überlebt hätte.

Ich vermute, dass meine Mutter aus folgendem Grund zuerst nicht in ein Krankenhaus wollte: Wir haben innerhalb kurzer Zeit schon so einen Rettungswageneinsatz erlebt, unterschiedlicher hätte das nicht sein können. Im Mai ist mein 89-jähriger Schwiegervater mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gekommen. Es ging ihm nicht so gut und er sagte selbst, dass es besser wäre, ins Krankenhaus zu gehen. Da ich alleine war, habe ich mir die Fahrt mit dem hochbetagten Mann nicht zugetraut. Die beiden Rettungssanitäterinnen wollten ihn zuerst aber gar nicht mitnehmen. Sie benötigten für die Krankenhauseinlieferung einen Grund und fragten, was sie da angeben sollten, wenn es ihm „nicht so gut“ geht. Glücklicherweise haben sie sich auf Dehydrierung geeinigt und fragten mich, ob ich ihn abends wieder abholen könnte. Aus diesem harmlos anscheinenden Einsatz ist ein akutes Nierenversagen geworden.

Wir sollten umgehend die Patientenverfügung ins Krankenhaus bringen, da nicht abzusehen war, ob mein Schwiegervater die Nacht überlebt. Es folgten Zeiten mit sehr verwirrtem Zustand und Halluzinationen. Mein Schwiegervater hat sich zum Glück wieder erholt und lebt nun sehr gut umsorgt im Seniorenhaus Lamstedt, obwohl er nie in ein Heim wollte. Ich vermute, dass die Abwehr meiner Mutter, nicht in ein Krankenhaus zu wollen, mit dieser Erfahrung zu tun haben könnte. Und meine Mutter war froh, dass ich ihr beigestanden habe.

Lob für Stader Krankenhaus

Am nächsten Tag konnte meine Mutter bereits wieder entlassen werden und sie sagte, dass es richtig war, in das Krankenhaus gebracht worden zu sein und sie sei froh drüber, dort gewesen zu sein! Wenn sie noch einmal in ein Krankenhaus müsste, dann würde sie gerne wieder nach Stade!

Vielen Dank an alle Beteiligten, ob beruflich, ehrenamtlich oder zufällig! Zunächst großen Dank an die Kinder und die Mütter! Ich habe mitbekommen, dass die Kinder und später das Mädchen nur aus mehreren Zufällen an der Haustür bei meiner Mutter gelandet sind und das Mädchen dann richtig reagiert hat und die Mutter den Notruf tätigen konnte.

Und auch großen Dank an die freundlichen Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter, an den Zuspruch und Einsatz der Feuerwehrleute. Es waren so viele vor Ort, dass bestimmt nicht jeder etwas zu tun hatte. Auch die beiden Polizisten waren sehr freundlich und nicht zuletzt der sich durchsetzende Notarzt. Trotz der besonderen Situation, der Abwehr meiner Mutter und der vielen Menschen war es eine positive Erfahrung. Ein Dank gehört auch dem Nachbarn, der Werkzeug und Material zum Verschließen des Fensters zur Verfügung gestellt hat. Es waren sehr viele leibhaftige Schutzengel beteiligt. Vielen Dank!

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