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Bundestagswahl

TNach fast 50 Jahren macht Bernd Klatte als Wahlhelfer Schluss

Seit fast 50 Jahren ist Bernd Klatte aus Barnkrug Wahlhelfer. Doch am 23. Februar bei der Bundestagswahl ist er nicht mehr dabei.

Seit fast 50 Jahren ist Bernd Klatte aus Barnkrug Wahlhelfer. Doch am 23. Februar bei der Bundestagswahl ist er nicht mehr dabei. Foto: Susanne Helfferich

Bei seinem ersten Einsatz als Wahlhelfer wurde das Land von SPD und FDP regiert. Bei der Bundestagswahl wird Bernd Klatte aus Barnkrug nicht mehr mitmischen - aus einem ganz bestimmten Grund.

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Von Susanne Helfferich
Samstag, 25.01.2025, 15:50 Uhr

Barnkrug. Als junger Wahlhelfer hatte sich Bernd Klatte darüber gewundert, „dass die alten Leute nicht loslassen können“ und immer wieder bei den Wahlen im Wahllokal standen und Stimmzettel zählten. Jetzt ist er selbst fast 80, hat im 49. Jahr gerade noch einmal die Kurve gekriegt und sein Ehrenamt als Wahlhelfer niedergelegt. Bei der Bundestagswahl am 23. Februar wird er die Wählerinnen und Wähler nicht mehr willkommen heißen.

Als bekannt wurde, dass die Wahl vor seinen 80. Geburtstag vorgezogen wird, hatte der Drochterser Wahlleiter Gerrit Witt nachgefragt, ob Klatte nicht doch noch einmal zur Verfügung stehe. Der Barnkruger blieb standhaft. „Irgendwann muss ich ja mal aufhören“, sagt der 79-Jährige. Und er wurde dennoch vor wenigen Tagen beim Neujahrsempfang der Gemeinde Drochtersen für 50 Jahre Ehrenamt geehrt.

In den 1970er Jahren mit Schlips und Kragen zur Wahl

Bernd Klatte war 30 Jahre alt, als Nachbarn ihn mitschnackten, doch auch mal bei der Wahl zu helfen. Damals seien die Wahlhelfer noch in Schlips und Kragen angetreten, das Wahlkomitee war nur mit Männern besetzt. Und eine ganze Zeit durften die Wahlhelfer nicht älter als 65 Jahre sein.

„Das ist mit der Zeit lockerer geworden“, erinnert sich Klatte. Bei den ersten Wahlen, die er als Wahlhelfer begleitete, seien die Stimmen auf die drei Parteien CDU, SPD und FDP verteilt worden. Vereinzelt habe es ein paar NPD-Wähler gegeben, „aber das war es“. Dass bei der Europawahl im vergangenen Jahr in einem Wahllokal im Drochterser Ortsteil Ritsch 27 Prozent der Stimmen an die AfD gingen, habe ihn erschüttert.

Vier Wahllokale hat der Elektrikermeister mit zweitem Meisterbrief als Gas- und Wasserinstallateur erlebt: Zunächst wurde in der Obstgenossenschaft gewählt, dann in der Ziegelei Horwege, in der Reederei Moje und aktuell im Haus des Bürgerkomitees. Von seinen fast 50 Jahren als Wahlhelfer war Klatte allein 35 Jahre Vorsitzender des Wahlkomitees.

Angefangen hatte er als Beisitzer, wurde Schriftführer und war vier Jahre Stellvertreter des Vorsitzenden, bevor er selbst den Vorsitz übernahm. Unterstützt wurde er von seiner Frau Anke, die am Wahltag früh morgens Brötchen für das Wahlteam schmierte und belegte und am Nachmittag für Torte sorgte.

35 Jahre Vorsitzender des Wahlkomitees

Um die 370 Wahlberechtigte gebe es in Barnkrug, erzählt Klatte. Die Wahlbeteiligung liege meistens bei etwa 70 Prozent. „Sehr viele Ältere kommen zur Wahl, weil es sich so gehört“, erzählt der 79-Jährige. Er hat aber auch beobachtet, dass viele Jüngere sich an der Wahl beteiligen - aber eher per Briefwahl. Besonders freut ihn, dass inzwischen zwei jüngere Männer sich fürs Wahlkomitee gemeldet haben, einer sei bereits Schriftführer.

Der Vorsitzende muss dafür sorgen, dass am Wahltag die Wahlurne fest verschlossen am rechten Ort im Wahllokal steht, dass die Wahlkabinen gut ausgeleuchtet, aber nicht einsehbar sind. Und da das Haus des Bürgerkomitees etwas versteckt in zweiter Reihe steht und der Zugang nicht barrierefrei ist, muss das Wahllokal gut ausgeschildert und eine Rampe gebaut werden. „Darum habe ich mich in den letzten Jahren immer schon am Vortag gekümmert“, erzählt der 79-Jährige. Er wollte gut vorbereitet sein, damit das Wahllokal pünktlich um 8 Uhr öffnen kann.

An Fehler beim Wahlvorgang kann sich Bernd Klatte nicht erinnern. Einmal habe zunächst beim Abgleich von Wahlbenachrichtigungskarten und abgegebenen Stimmzetteln scheinbar eine Stimme gefehlt. Doch das Problem konnte durch eine zweite Buchhaltung mit dem abgehakten Wählerverzeichnis geklärt werden. „Außerdem kennen wir eh jeden Wähler. So groß ist Barnkrug ja auch wieder nicht“, so Klatte.

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