TNach tödlichem Unfall: Mutter kämpft für mehr Sicherheit an der B495

Stefanie und Stina Wilkens: An der Stelle, an der die Elfjährige die B 495 überqueren muss, ist kürzlich ein Radfahrer tödlich verunglückt. Foto: Helfferich
Die B 495 nimmt die Gestalt eines Flickenteppichs an. Bis auf 30 Stundenkilometer müssen Autofahrer wegen Straßenschäden abbremsen. Weniger Tempo ist in Schüttdamm gefragt.
Wischhafen/Osten. Stefanie Wilkens wohnt in Schüttdamm, einem Ortsteil von Osten, direkt an der B 495. Ihre Kinder Stina, elf Jahre, und Finn, acht Jahre, müssen jeden Tag die Bundesstraße überqueren, um den Schulbus zu erreichen. Dafür müssen sie circa 100 Meter auf dem Radweg in Richtung Wischhafen gehen und dort die Bundesstraße queren, um auf der anderen Straßenseite in den Schulbus, der aus der „Alten Bundesstraße“ kommt, zu steigen. Morgens begleitet die Mutter die Kinder. Doch nach Schulschluss müssen die Kinder eigenverantwortlich über die Straße kommen. Ein schwieriges Unterfangen.
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„Die fahren hier wie die Henker“, schimpft Stefanie Wilkens, die in Schüttdamm aufgewachsen ist. Sie habe drei tödliche Unfälle vor der eigenen Haustür erlebt. „Hier kracht es immer wieder“, sagt sie. Das Problem sei aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die schlechte Einsehbarkeit der Kurven, in beide Richtungen.
84-jähriger Radfahrer an Problemstelle verunglückt
An derselben Stelle wollte am Samstag vor einer Woche ein 84-jähriger Radfahrer aus Drochtersen die Bundesstraße queren. Dabei übersah er ein Auto. Dessen Fahrer konnte weder ausweichen noch stoppen. Der 84-Jährige starb noch an der Unfallstelle. Kreidezeichnungen der Polizei auf Radweg und Fahrbahn zeugen eine Woche danach von dem Geschehen. „Die Kinder haben die Rettungsarbeiten hautnah miterlebt“, erzählt die Mutter.

Das Kurvenschild ist auf Kopfhöhe der Kinder montiert. Foto: Helfferich
Aus ihrer Sicht ist die Bundesstraße lebensgefährlich. „Ich kämpfe seit fünf Jahren für mehr Sicherheit für meine Kinder“, sagt Stefanie Wilkens. Ihr Vorschlag: Tempo 70 und eine neue Wegeführung. Auf der anderen Straßenseite auf Höhe der Einmündung zu ihrem Haus gab es früher einen Schotterpfad bis zur Bushaltestelle. Dieser solle wieder hergestellt werden. Denn auf dieser Höhe seien beide Kurven - in Richtung Osten und auch in Richtung Wischhafen - besser einsehbar als auf Höhe der Bushaltestelle.
Denn dort komme eine weitere Schwierigkeit dazu: Es wurden auf Autofahrerhöhe - damit aber auch in Augenhöhe der Kinder - Schilder aufgestellt, die Autofahrer vor einer gefährlichen Kurve warnen, aber Schulkindern die Sicht in die Kurve aus Richtung Wischhafen versperren.
Bürgermeister wünscht Verlegung der Bushaltestelle
Wenn es nach dem Ostener Bürgermeister Carsten Hubert (CDU) ginge, müsste zum einen die Bushaltestelle samt Wartehäuschen auf die andere Straßenseite verlegt werden, damit die Kinder nicht mehr die Bundesstraße queren müssen, und die Geschwindigkeit vor Kurven auf 70 Stundenkilometer sollte gedrosselt werden. Tempo 70 in Querungsbereichen habe die Gemeinde bereits vor 20 Jahren gefordert, aber sie sei damit nicht durchgedrungen. Damals ging es nur um den Bereich Osten, nicht um die Situation im weiteren Verlauf der B 495.

Tempo 30 auf der Bundesstraße: Straßenschäden bremsen Autofahrer aus. Foto: Helfferich
Auf Nachfrage bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sagt die Behördenleiterin Friederike Wöbse, dass die Stelle in Schüttdamm kein Unfallschwerpunkt sei. Sie sieht nach Schilderung des Problems zwar die Schwierigkeit, hat aber keine Lösung. Zumal die Stelle bisher in der Behörde kein Thema gewesen sei.
Die Bundesstraße soll saniert werden
Die B 495 ist nicht nur für Schulkinder und Radfahrer ein wenig kalkulierbares Abenteuer. Auf dem Weg von Schüttdamm nach Wischhafen wird der Zustand der Straße zusehends schlechter: Wegen erheblicher Straßenschäden wird die Geschwindigkeit bis auf Tempo 30 gedrosselt - auf einer Bundesstraße! Der Straßenbelag ist ein reiner Flickenteppich. Auf dem moorigen Untergrund sind insbesondere in Richtung Wischhafen die Straßenränder weggebrochen.

Willkommen im Landkreis Stade: Die B 495 führt von Osten nach Wischhafen. Foto: Helfferich
Die Sanierung der B 495 sei in der Planung, bestätigt Friederike Wöbse, aber wann es konkret wird, könne sie noch nicht sagen. „Es handelt sich um eine größere Erhaltungsmaßnahme, die eine gewisse finanzielle Höhe, vermutlich im siebenstelligen Bereich erreichen wird, daher müssen wir uns mit dem Bundesministerium für Verkehr abstimmen“, so die Behördenleiterin. Möglicherweise komme da auch das Sondervermögen des Bundes ins Spiel.
Bundesstraße wurde 1974 in Betrieb genommen
Die Bundesstraße 495 beginnt in Glinde bei Bremervörde und führt über Lamstedt und Hemmoor nach Wischhafen. Von dort geht es mit der Fähre über die Elbe und weiter zur Bundesstraße 431. Sie ist 43 Kilometer lang und wurde bereits im Jahre 1862 als regionale Verbindungsstraße zwischen Lamstedt und Osten gebaut und endete zunächst an der Oste-Fähre. Anfang Oktober 1909 wurde das Fährschiff durch die Schwebefähre ersetzt. In den Jahren 1969 bis 1974 wurde eine Straßenbrücke über die Oste gebaut, mit deren Fertigstellung wurde die Schwebefähre im Mai 1974 stillgelegt und die Bundesstraße 495 in Betrieb genommen.
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Schwer einsehbar: Der Nachbar von Familie Wilkens hat regelmäßig Schwierigkeiten, mit dem Mähaufsatz vom Hof zu kommen. Foto: privat