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Wirtschaft

TNachwuchs händeringend gesucht: Was ist Stader Azubis heutzutage wichtig?

TZH-Abteilungsleiter Jürgen Knoll beim Tischfußball mit seiner Auszubildenden Leonie Pietrass. Aktionen wie diese tragen zum guten Betriebsklima bei.

TZH-Abteilungsleiter Jürgen Knoll beim Tischfußball mit seiner Auszubildenden Leonie Pietrass. Aktionen wie diese tragen zum guten Betriebsklima bei. Foto: Stehr

Wer nicht mit Angeboten punktet, findet keine Auszubildenden. Das wurde bei der Azubimesse in Stade deutlich. Das raten Experten den Unternehmen.

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Von Lena Stehr
Freitag, 05.09.2025, 05:50 Uhr

Stade. Der Druck auf Betriebe, Ausbildungsplätze zu besetzen, wächst. Das weiß auch Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade. Jugendliche hätten die große Auswahl an Lehrstellen und sagten nicht selten bei mehreren Unternehmen zu. Das sogenannte Ghosting - ein plötzlicher, unerwarteter Kontaktabbruch - komme nicht nur beim Dating vor, bestätigt auch Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Elbe-Weser.

1000 Besucher und 51 Betriebe kamen im TZH zusammen

Ausbildungsmessen, bei denen potenzielle Auszubildende mit Arbeitgebern in Kontakt kommen, gewinnen deshalb immer mehr an Bedeutung. Insgesamt 51 Unternehmen aus der Region - von Handwerk über Gesundheitswesen bis zu Handel und Gewerbe - präsentierten sich kürzlich bei der Ausbildungsmesse im Technologiezentrum der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade (TZH) in Stade-Süd. Die rund 1000 Besucherinnen und Besucher konnten unter anderem Bagger fahren oder Stämme sägen und sich bei den überwiegend jungen Betriebsangestellten über die jeweiligen Berufe informieren.

Organisierten die Ausbildungsmesse im TZH mit mehr als 50 Unternehmen: Susanne Brahmst (von links), Jürgen Knoll, Dagmar Froelich, Thorsten Nagel, Christoph von Speßhardt und Judith Kraus.

Organisierten die Ausbildungsmesse im TZH mit mehr als 50 Unternehmen: Susanne Brahmst (von links), Jürgen Knoll, Dagmar Froelich, Thorsten Nagel, Christoph von Speßhardt und Judith Kraus. Foto: Stehr

Um junge Menschen von sich zu überzeugen, müssen die Betriebe mit guten Ausbildungsangeboten punkten. „Neben Ausbildungsvergütung, Arbeitszeiten oder auch Übernahmemöglichkeiten spielen Wertschätzung und Betriebsklima eine wichtige Rolle“, sagt Dagmar Froelich.

Sie rät Unternehmen, den Jugendlichen Praktika anzubieten und die Auszubildenden rechtzeitig an den Betrieb zu binden. „Auszubildende sollten zum Beispiel schon zur Firmenfeier eingeladen werden, auch wenn sie offiziell noch nicht zum Unternehmen gehören“, ergänzt von Speßhardt. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten und die Förderung von Sport- und Freizeitangeboten seien wichtige Bausteine, sagt TZH-Abteilungsleiter Jürgen Knoll.

Unter dem Motto: Dein Talent - Deine Zukunft fand im Stader Technologiezentrum der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade (TZH) die Ausbildungsmesse statt.

Unter dem Motto: Dein Talent - Deine Zukunft fand im Stader Technologiezentrum der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade (TZH) die Ausbildungsmesse statt. Foto: Stehr

Doch nicht nur die Betriebe müssen sich bemühen. Viele Auszubildende seien unselbstständig, wenn sie ihre Ausbildung anfangen. Es komme vor, dass ein angehender Handwerker noch nie einen Nagel in die Wand gehauen hat oder deutliche Defizite in Umgangsformen vorliegen. Die IHK Elbe-Weser bietet deshalb eine Azubi-Basic-Seminarreihe an, in der die Teilnehmer auf die Ausbildung vorbereitet werden.

Am Stand der Niedersächischen Landesforsten sägte Bedirhan Abi einen Stamm.

Am Stand der Niedersächischen Landesforsten sägte Bedirhan Abi einen Stamm. Foto: Stehr

Milena Schneehuber hat nach dem Abitur eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit angefangen. Ihr war wichtig, dass es Aufstiegsmöglichkeiten gibt, sich Familie und Beruf gut vereinbaren lassen und die Bezahlung tariflich geregelt ist.

Geregelte Arbeitszeiten, gute Übernahmechancen und die Zahlung nach Tarif waren auch für Jan Saß wichtige Kriterien bei der Jobsuche. Er ist Forstgeselle bei den Niedersächsischen Landesforsten, Forstamt Harsefeld, und zeigte Jugendlichen bei der Ausbildungsmesse, wie man mit der Säge hantiert.

Milena Schneehuber hat nach dem Abitur eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit angefangen. „Der Job ist sehr vielfältig“, sagt sie.

Milena Schneehuber hat nach dem Abitur eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit angefangen. „Der Job ist sehr vielfältig“, sagt sie. Foto: Stehr

Zentral zur Zusammenführung von Auszubildenden und Betrieben sei neben Veranstaltungen wie Ausbildungsmessen auch die gute Vernetzung der Organisationen. Die sei einzigartig im Landkreis Stade, betont Judith Kraus, Abteilungsleiterin Bildungsmarketing bei der Handwerkskammer (HWK) Braunschweig-Lüneburg-Stade.

Das zeigt sich auch bei Ausbildungsmesse im TZH. Die wurde von der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter, dem Landkreis Stade sowie der IHK und der HWK organisiert und fand dieses Jahr erstmalig unter dem Dach der Jugendberufsagentur (juba) statt.

Noch 185 freie Ausbildungsstellen im Landkreis Stade

Laut der Agentur für Arbeit Stade waren Ende August noch 209 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz und es gab noch 185 freie Ausbildungsstellen. Die meisten freien Plätze gibt es bei den Kaufleuten im Einzelhandel (25), gefolgt von Verkäufer/in (20) und zahnmedizinischen Fachangestellten (10).

Es folgen Anlagenmechaniker, Fachkräfte für Lagerlogistik, Bankkaufleute, Elektroniker, Kaufleute für Büromanagement, medizinische Fachangestellte und Kfz-Mechatroniker. Dringend gesucht werden zudem Erzieherinnen und Erzieher. Die beliebtesten Ausbildungsberufe sind seit vielen Jahren Kfz-Mechatroniker (Männer) und Friseurin (Frauen).

Es ist noch nicht zu spät, eine Ausbildung zu beginnen. Infos unter https://www.arbeitsagentur.de/bildung/ oder telefonisch unter 0800/4555500

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