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In Falle gelockt

TNächste Wolfsattacke: Tragendes Rind gejagt und getötet

War es der Wolf? In Driftsethe wurde ein tragendes Rind getötet.

War es der Wolf? In Driftsethe wurde ein tragendes Rind getötet. Foto: dpa/Symbolbild

Das 250 Kilo schwere Jungtier im Landkreis Cuxhaven hatte keine Chance. In die Enge getrieben landete es in der Todesfalle. Der Landwirt ist entsetzt.

Von Andreas Palme Montag, 06.11.2023, 14:20 Uhr

Hagen/Landkreis Cuxhaven. Ein tragendes Rind ist in Driftsethe im Kreis Cuxhaven angegriffen und getötet worden. Der Besitzer ist entsetzt von dem Vorfall. Er ist überzeugt, dass ein Wolf dahintersteckt. Ein DNA-Test soll nun Aufschluss über den Übeltäter geben.

Der Tod eines Rindes schockierte den Driftsether Landwirt Hendrik Böttjer am Sonnabendmorgen. Bei seiner routinemäßigen Kontrolle der Weidetiere fand er ein lebloses Rind, das angefressen im Wassergraben neben dem Feldweg lag und dessen blanke Knochen aus dem Fell ragten. „Das müssen mehrere Wölfe gewesen sein“, vermutet Hendrik Böttjer beim Anblick des gerissenen Kalbes.

Driftsethe: Hat der Wolf eine tragendes Rind getötet?

Auf der Weide in der Feldmark zwischen Dorf und Autobahn standen nur noch drei tragende, schwarzbunte Jungkühe. Das vierte Rind lag im Graben und wies deutliche Fraßspuren auf, die auf größere Raubtiere schließen lassen. Dazu war das Gras am Grabenrand breitflächig niedergetreten, was auf mehrere Tiere schließen lässt, die sich an dem toten Rind „bedient“ haben.

Das zweijährige Rind mit etwa 250 Kilogramm Gewicht war offenbar in den Wasserlauf gejagt und dann getötet worden. Am Hinterschinken fehlen große Stücke Fleisch und die Hüftknochen sind blank genagt. Erst als die Räuber an den Pansen gerieten, ist ihnen wohl der Hunger vergangen. Bei der Besichtigung des Tierkörpers zeigte sich der Landwirt betroffen, aber auch zornig.

Das Jungrind wurde auf der Flucht in einen Wassergraben getrieben.

Das Jungrind wurde auf der Flucht in einen Wassergraben getrieben. Foto: Andreas Palme

Immer wieder Wolfs-Attacken auf Nutztiere in der Region

Der Wolf sei in Niedersachsen nicht mehr vom Aussterben bedroht und müsse in die Schranken gewiesen werden. Zudem äußerte Böttjer Kritik an der „Schönfärberei“ im Umgang mit dem Wolf. „Müssen erst Menschen zu Schaden komme bis die Politik reagiert?“, fragt sich Böttjer und berichtete von der Meldung an die Polizei, die ihn an die für Wolfsübergriffe zuständige Landesjägerschaft verwies.

Hier sind die Wolfsberater angesiedelt, die bei vermuteten Wolfangriffen ermitteln. Durch DNA-Probeentnahmen wird dann versucht, die beteiligten Beutegreifer zu bestimmen und Maßnahmen zu ergreifen. Denn selbst diese Schadensereignisse fließen in das laufende Wolfsmonitoring ein. Der beauftragte Rissgutachter nahm die Situation vor Ort auf, nahm Proben für die genetische Untersuchung und erstellte ein Rissprotokoll. Die Kosten für die Rissbegutachtung trägt das Land, da die Landesjägerschaft Niedersachsen vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz offiziell mit dem Wolfsmonitoring in Niedersachsen betraut ist.

Derzeit arbeiten in Niedersachsen rund 100 ehrenamtlichen Wolfsberatern, die vom Ministerium für Umwelt und Klimaschutz eingesetzt wurden. Wissenschaftliche Unterstützung leistet das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit erfolgt auch mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Wolfssichtungen: Eltern besorgt um Sicherheit ihrer Kinder

Auf Facebook und in WhatsApp-Gruppen im Kreis Cuxhaven kursiert aktuell zudem ein Bild, auf dem ein Wolf offensichtlich den Cadenberger Weg in Cadenberge-Geversdorf kreuzt. Dort, wo das Wildtier Wolf näherkommt, durch Risse auffällt oder sogar sichtbar wird, kann sich gerade bei Eltern Verunsicherung breitmachen. Darf das Kind in Wolfsgebieten noch im Garten spielen, was tun, wenn einem das Raubtier über den Weg läuft, welches Verhalten ist angesagt?

Im Kindergarten Geversdorf ist das Thema Wolf zwar noch nicht aufgeploppt, aber Kita-Leiterin Julia Caroll hat dieses Thema aktuell über Social Media bereits zur Kenntnis genommen. Sie geht davon aus, dass darüber zunehmend gesprochen wird. Aber zunächst gelte es abzuwarten. Wenn es aber zu vermehrter Verunsicherung kommt,, setzt sie auf Expertenrat. Auch in der Grundschule Neuhaus spielte dieses Wildtier bisher keine Rolle und auch Ängste hat Schulleiterin Doris Henningson nicht wahrgenommen. "Bisher ist unter den Eltern und aus der Schülerschaft alles entspannt." Sollte sie jedoch Beunruhigung wahrnehmen, werde an ihrer Schule, über das Thema beraten und aufgeklärt, so die Grundschulleiterin, die vor Panikmache warnt.

Im Wolfsgebiet: Keine Kita-Ausflüge mehr in den Wald?

Ausflügen mit Kindern und Jugendlichen in Gebieten mit Wolfsvorkommen stehe der Wolf nicht im Wege, heißt es denn auch vonseiten des Wolfsbüros. Kinder wie Erwachsene zählen nicht in zum Beutespektrum von Wölfen. Eine mögliche Gefährdung durch Wildtiere sei jedoch - wie bei anderen Wildtieren auch - nie zu 100 Prozent auszuschließen, heißt es seitens des. Wie andere Wildtiere, meiden Wölfe den normalerweise Kontakt zu Menschen. Werden sie überrascht, sondieren sie die Lage und treten den Rückzug an.- fluchtartig oder in Ruhe. Es sei denn, es handele sich um ein neugieriges Jungtier.

Eine Gefährdung der Kinder durch Wölfe oder beispielsweise durch andere größere Wildtiere sei jedoch auch darum besonders gering, weil durch Kinder ein gewisser Geräuschpegel im Wald verursachten, so dass Wölfe diesen Bereich meiden werden.

Weil Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen der Aufsichtspflicht der Erzieher oder Betreuer unterliegen, gibt es seitens des Wolfsbüros aus fachlicher Sicht keinen Grund, auf Waldtage oder auf Ausflüge zu verzichten.

Begegnung mit dem Wolf: Darauf ist zu achten

Das Wolfsbüro gibt bei Begegnungen folgende Tipps, die sich an Kinder wie Erwachsene richten:

Den Wolf beobachten und Abstand halten. Wer sich unwohl fühlt, sollte sich langsam mit Blickrichtung zum Tier rückwärts bewegen. Niemals wegrennen, das könnte den Jagdreflex auslösen.

Junge Wölfe seien jedoch häufig neugieriger als ausgewachsene Tiere. Sie könnten die Lage noch nicht so einschätzen. Folge solch ein junges Tier wider Erwarten, sollte angehalten und möglichst selbstsicher aufgetreten werden, um das Tier einzuschüchtern, lautet der Ratschlag. In diesem Fall sollte eher auf das Tier zugegangen und Lärm gemacht werden. Weitere Tipps in diesem Fall: Groß machen, Arme und Kleidungsstücke schwenken oder mit Gegenständen werfen,

Ein Wolfsvorkommen in einer Region bedeutet laut NLWKN Wolfsbüro nicht, dass sich die Wölfe ständig an einem Ort aufhalten. Ein Wolfsterritorium sei zwischen 150 und 350 Quadratkilometer groß,. In diesem Territorium lebt ein Rudel mit durchschnittlich fünf bis zehn Tieren Da der gewissen zeitlichen Abständen ihr Territorium ablaufen, sei es normal, wenn Wölfe durch Siedlungen oder an Ortschaften vorbeilaufen, Felder oder Straßen queren - besonders in der Dämmerung oder nachts, manchmal aber auch tagsüber in Zeiten.

Als absolutes Tabu gilt, Wölfe zu füttern. Davor wird ausdrücklich von allen Seiten gewarnt. Wenn Futter ausgelegt wird und damit Menschengeruch annimmt, könnten Wölfe die Erfahrung machen, dass Menschennähe gleichbedeutend mit Nahrung sei. Die natürliche Scheu gehe verloren.

Situationen, in denen sich Wölfe auffällig verhalten, indem sie Menschen sehr nah an sich heranlassen beziehungsweise sogar aktiv die direkte Nähe zu Menschen suchen, seien extrem selten. In Niedersachsen habe es solche Begegnungen bisher nur von wenigen Wölfen gegeben, die an den Menschen gewöhnt waren.

Als auffälliges Verhalten von Wölfen gilt, wenn so ein Tier zum Beispiel tagsüber wiederholt an einem von Menschen genutzten Ort auftaucht, um eine Futterquelle aufzusuchen. Wie bei anderen Wildtieren auch gelte, keine Abfälle oder Komposthaufen mit tierischen Essensresten frei zugänglich zu lassen, sondern abzusperren.

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