TNächstes Seniorenheim in der Region schließt überraschend

Ende März schließt ein Altenheim im Kreis Cuxhaven überraschend die Pforten. Foto: Francke
Die Feuerwehr hat bei einer Brandschau in dem Seniorenheim „An der Schonung“ im Kreis Cuxhaven Mängel entdeckt - mit schwerwiegenden Konsequenzen. Die Einrichtung muss kurzfristig schließen, die Bewohner umziehen.
Bereits am 15. März hat die letzte Bewohnerin des Seniorenheims die Einrichtung „An der Schonung“ verlassen und ein neues Altenheim bezogen. Nachdem die Bewohner und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses über die Schließung informiert worden waren, dauerte es nur kurze Zeit, bis alle Senioren und Pflegekräfte auf neue Altenheime verteilt wurden.
„Innerhalb von zwei Tagen konnte ich rund 80 Prozent aller 24 Bewohner des Hauses in anderen Einrichtungen unterbringen lassen. Dabei war es wichtig, dass alle in kleineren Grüppchen gehen können, um das gemeinsame Leben nicht aufzubrechen“, berichtet Brigitte Brilatus, Betreiberin des Seniorenheims, und fügt hinzu: „Alle haben sehr verständnisvoll reagiert und waren froh, so schnell wieder ein Dach über dem Kopf zu haben.“
Der Grund für die kurzfristige Schließung: Mieterin und Vermieter der Einrichtung konnten sich nach einer Brandverhütungsschau im September nicht auf den Fortbestand des Altenheims einigen.
Betreiberin zwischen moralischer und strafrechtlicher Verantwortung
„Ich war ruhigen Gewissens und hatte nichts zu befürchten. Was sollte passieren?“, erinnert sich Brilatus im Gespräch an den Tag, an dem sie die Feuerwehr zur Brandschau im Haus hatte. Das Ergebnis fiel anders aus als erwartet, es bestand Handlungsbedarf.
Um in ihrer Macht liegende Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes habe sie sich zügig gekümmert, versichert sie - doch die baulichen Mängel, die bei der Prüfung aufgefallen waren, konnte sie als Mieterin der Einrichtung nicht lösen.
Das war Vermieter-Sache. Laut ihren Aussagen sei Hauseigentümer Hartmut Thomfohrde in dieser Zeit allerdings nicht aktiv geworden. So seien die entsprechenden Mängel ihren Angaben nach nicht zeitgerecht in Angriff genommen worden.
An diesem Punkt habe für sie festgestanden: „Ich muss fristlos kündigen.“ Keine freiwillige und leichtfertige Entscheidung, wie sie sagt: „Ich arbeite seit 45 Jahren in der Pflege. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Allerdings hafte ich als Mieterin im Brandfall mit allem, was ich besitze. Für die Bewohnerinnen und Bewohner bin ich vor allem auch moralisch verantwortlich.“
Seniorenheime
T Pflegekrise: Noch eine Insolvenz im Landkreis Stade
Hauseigentümer widerspricht: Für die fristlose Kündigung gibt es keinen Grund
Auf Anfrage unseres Medienhauses schildert Hauseigentümer Hartmut Thomfohrde aus Bremerhaven einen anderen Hergang. Er plane durchaus, die Mängel zu beseitigen, die aus der Brandschutzprüfung hervorgegangen waren. Pünktlich bis zum verabredeten 31. Juli - der laut ihm rechtmäßigen Frist, die ihm das Bauamt gesetzt habe.
Auch erbrachte Vorschläge, um die festgestellten Mängel auszumerzen, seien bereits mit dem Bauamt und allen Beteiligten der Feuerwehr abgesprochen und akzeptiert worden.
Für die Kündigung und Schließung des Altenheims gebe es also keinen triftigen Grund. Vielmehr vermutet Thomfohrde, dass die Gegenseite auf diese Weise versucht habe, vorzeitig aus dem Pachtvertrag zu kommen, der eigentlich noch bis ins Jahr 2028 läuft.
„Dass das Heim nicht mehr sicher ist, stimmt einfach nicht. Auch die Heimaufsicht hatte keine Einwände und hatte auch keinerlei Aufforderungen ausgesprochen, das Heim zu schließen, wenn die Frist eingehalten wird“, erklärt Thomfohrde. Inzwischen tauschen sich beide Parteien - Mieterin und Vermieter - auf anwaltlicher Ebene aus.
Schwerwiegende Konsequenzen durch Schließung von Altenheim in Altenwalde
Vor allem für den Standort Altenwalde hat die Schließung schwerwiegende Konsequenzen. Immerhin war die Einrichtung „An der Schonung“ bislang das einzige Altenheim in dem Ortsteil.
„Das reißt eine richtige Lücke in das Angebot vor Ort. Die Nachfrage nach Plätzen ist enorm. Viele der alten Leuten würden so gerne in Altenwalde bleiben“, weiß auch Ortsbürgermeister Ingo Grahmann. Wohnformen wie Seniorenheime oder betreutes Wohnen fehlen hier nun ganz. „Unser Ziel ist, dass diese Angebote deutlich ausgeweitet werden“, versichert er.