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Boule

TNeue Anlage: Das Alte Land steht jetzt auf der Boule-Landkarte

Boule beim TSV Hollern-Twielenfleth, Oktober 2023: Eckhard Marquardt, Norbert Frenzel, Wolfgang Spreckels, Therese Frenzel, Philipp Dürkes und Wolfgang Gruber (von links)

Boule beim TSV Hollern-Twielenfleth: Norbert Frenzel (2. von links) hat die Gruppe gegründet. Foto: Tim Scholz

Mehr als 24.000 Menschen in Deutschland spielen Boule - und inzwischen auch beim TSV Hollern-Twielenfleth. Seit kurzem hat der Verein dafür eine eigene Anlage. Das ist vor allem zwei Boule-Enthusiasten zu verdanken.

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Von Tim Scholz
Sonntag, 22.10.2023, 08:00 Uhr

Hollern-Twielenfleth. Vor zwei Jahren versammelte sich die Boule-Gruppe vom TSV Hollern-Twielenfleth noch auf einer unscheinbaren Schotterfläche im Feriendorf Altes Land. Der Geschäftsführer der Anlage hatte den Mitgliedern die Bahn zwischen dem Elbdeich und den putzigen Ferienhäusern zur Verfügung gestellt.

Das TAGEBLATT war damals vor Ort. Es war die vierte Trainingseinheit der Gruppe. Doch Norbert Frenzel, der Gründer, dachte da schon ein paar Schritte weiter. Er wollte eine „stabile Gruppe“ aufbauen und mit dem Team irgendwann Ligaspiele und Turniere bestreiten.

Aber das seien nur Träumereien, stellte Frenzel klar. Er hoffte vielmehr, dass die Gruppe auch nach dem Winter noch existiert. Was ist daraus geworden?

Präzisionssport kommt aus Frankreich

An einem Mittwoch im Oktober sieht es am Himmel über dem Alten Land nach Regen aus. Sechs Menschen - fünf Männer und eine Frau - legen die Jacken trotzdem ab und werfen mit Metallkugeln in Richtung einer kleinen gelben Kugel.

Gespielt wird die Boule-Variante Pétanque, die aus Frankreich kommt und von Urlaubern nach Deutschland gebracht wurde. Dabei wird in Zweier- oder Dreier-Teams gegeneinander gespielt. Für jede Kugel, die näher an der Zielkugel ist als die der Gegner, gibt es einen Punkt.

Das Präzisionsspiel scheint gut anzukommen. Lokalmedien berichten vom 23. Pétanque-Turnier in Burghausen („Passauer Neue Presse“) oder von einer 3000-Euro-Spende für eine Boule-Anlage in Rottum („Schwäbische Zeitung“). Der Deutsche Pétanque Verband zählt mehr als 24.000 Mitglieder.

Die Abteilung hat jetzt zehn Mitglieder

Von denen, die vor zwei Jahren zum TSV Hollern-Twielenfleth kamen, sind allerdings nicht viele geblieben. Norbert Frenzel startete einen neuen Anlauf, er machte Werbung, verteilte Flyer, es sprach sich herum.

So landete auch Wolfgang Spreckels aus Steinkirchen beim TSV. „Ein Freund erzählte mir beim Spazieren davon und nahm mich mit“, sagt er. Der 63-Jährige hatte Spaß an dem Spiel und war überrascht, wie viel man sich an der frischen Luft bewegt. Dabei ist ihm Boule nicht gänzlich fremd: „Irgendwo zu Hause habe ich noch einen Hobby-Boule-Kasten.“

Dierk Meyer aus Fredenbeck kam nach einer Herz-OP dazu. „Fußballspielen ging nicht mehr“, sagt der 68-Jährige. Für ihn kamen Bogenschießen und Boule infrage, zwei Sportarten, in denen es auf Präzision ankommt. Warum es Boule wurde? Meyer weiß es nicht mehr so genau.

„Die Bahn zu lesen, ist eine Kunst“

Die Gruppe hat jetzt zehn Mitglieder, vorwiegend ältere Männer. Im Training lernen sie Technik, Taktik und Regeln kennen. Frenzel: „Die Bahn zu lesen, ist eine Kunst.“

Norbert Frenzel und seine Frau Therese sind Anfang 70 und haben Boule vor einigen Jahren für sich entdeckt. Mittlerweile besuchen sie Schulungen beim Verband, sind als Prüfer für das Boule-Sportabzeichen unterwegs. Und selbst Urlaubsziele werden schon mal danach ausgesucht, „wo man eine Kugel in die Hand nehmen kann“, sagt Norbert Frenzel. Das Set liegt immer im Auto.

Das Ziel der Frenzels ist es, das Alte Land auf die Boule-Landkarte zu bekommen. Und das ist ihnen offenbar gelungen. Seit wenigen Monaten spielt die Gruppe auf einer eigenen Anlage.

Hartnäckigkeit der Frenzels zahlt sich aus

Im Sommer war ein Bagger angerückt, um hinter der Turnhalle der Grundschule in Hollern-Twielenfleth mit den Arbeiten zu beginnen. Auf einer 13 Meter langen und elf Meter breiten Fläche wurde zuerst feiner und grober Schotter aufgebracht und mit einer Sandschicht abgedeckt.

Finanziert wurde die Anlage zu einem großen Teil vom Kreissportbund Stade. Kostenpunkt: 5000 Euro. „Wären Norbert und Resi nicht so hartnäckig gewesen, hätten wir heute keine Boule-Anlage“, sagt Philipp Dürkes, Vorsitzender des TSV Hollern-Twielenfleth. „Es ist toll, was hier entstanden ist.“

Der Platz mit seinen drei Bahnen ist auch für Ligaspiele zugelassen. Aber noch sei die Gruppe nicht groß genug, sagt Norbert Frenzel. Vielleicht könne man das Problem lösen, indem man eine Spielgemeinschaft mit einem anderen Verein bildet. „Wir sprechen bereits mit dem Verband, ob das geht“, sagt Frenzel. Wie eine Träumerei hört es sich nicht an.

Die Boule-Gruppe trifft sich mittwochs (16 Uhr) und samstags (15 Uhr) auf der Anlage hinter der Turnhalle der Grundschule Hollern-Twielenfleth. Interessierte sind willkommen.

Boule, Pétanque und Boccia

Ob Boule, Pétanque oder Boccia - im Kern geht es darum, die eigene Kugel möglichst nah an einer Zielkugel zu platzieren.

Boule (bedeutet „Kugel“) meint eine Reihe von Kugelspielen, darunter Boccia oder die beliebte Variante Pétanque, nach deren Regeln beim TSV Hollern-Twielenfleth gespielt wird.

Pétanque, Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankreich erfunden, kann mit Metallkugeln auf jedem Gelände gespielt werden, meist jedoch auf Rasen oder Kiesplätzen. Pétanque meint in Deutschland oft die sportliche Variante, Boule das Freizeitspiel auf öffentlichen Plätzen.

Boccia ist die italienische Variante des Boule-Spiels. Anders als beim Pétanque sind die Kugeln aus Kunststoff oder Holz und der Untergrund muss absolut eben sein.

Das populäre Freizeitspiel mit wassergefüllten Plastikkugeln, das häufig am Strand gespielt wird, hat mit dem eigentlichen Boccia nicht viel gemeinsam.

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