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Buxtehude

TIm Kreis Stade gibt es jetzt eine Antidiskriminierungsstelle

Stefanie Schimanski von der Antidiskriminierungsberatung der Awo in Buxtehude.

Stefanie Schimanski von der Antidiskriminierungsberatung der Awo in Buxtehude. Foto: Richter

Ein Buxtehuder wird von seinen Nachbarn wiederholt rassistisch beschimpft. Wenn er Hilfe braucht, gibt es in der Hansestadt dafür eine Stelle. Einblicke in die Arbeit von Stefanie Schimanski.

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Von Anping Richter
Donnerstag, 24.10.2024, 15:15 Uhr

Buxtehude. Stefanie Schimanski ist Ansprechpartnerin für alle Menschen in Buxtehude, die von Diskriminierung betroffen sind. Dafür finanziert die Hansestadt eine halbe Stelle bei der Awo. Der Rat hat das 2021 beschlossen.

Für Menschen, die wegen ihres Geschlechts oder körperlicher Einschränkungen diskriminiert werden, gibt es schon lange die Gleichstellungsbeauftragte und den Behindertenbeauftragten. Doch wer wegen seines Glaubens, seines Alters, seiner Hautfarbe, Nationalität oder Ethnie diskriminiert wird, hatte bisher keine Anlaufstelle.

Zuerst musste die neue Anlaufstelle bekannt werden

Die neu geschaffene Antidiskriminierungsstelle bei der Awo wurde im März 2023 erstmals besetzt, doch Schimanskis Vorgängerin blieb nicht lange. Stephanie Schimanski übernahm im März 2024. Die ersten Monate hat sie genutzt, um die Stelle bekannt zu machen und Sprachkurse und Einrichtungen, Vereine und Gruppen besucht. „Manchmal fangen die Leute dort direkt an, von eigenen Erlebnissen zu erzählen“, berichtet sie.

Inzwischen wird Stefanie Schimanski immer öfter direkt in konkreten Fällen angesprochen: Das genannte Beispiel des Mannes, der von seinen Nachbarn rassistisch diskriminiert wurde, stammt aus der Praxis. Mit dem Vermieter Kontakt aufzunehmen, um sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und klarzumachen, dass es so nicht geht, sei eine Handlungsmöglichkeit.

Rassistische Diskriminierung nicht mehr wegschweigen

Die Sozialarbeiterin, die vorher in Hamburg mit psychisch Erkrankten gearbeitet hat, weiß: Oft hilft es Betroffenen schon, dass rassistische Diskriminierung nicht weggeschwiegen, sondern als solche benannt und ausgesprochen wird. „Ich nehme die Wahrnehmung der Menschen, die zu mir kommen, ernst“, sagt Schimanski.

Es sei wichtig, ihnen den Rücken zu stärken, damit ihnen bewusst wird, dass sie so etwas nicht hinnehmen müssen, dass sie sich wehren dürfen. Auf Wunsch unterstützt sie auch beim Formulieren einer Beschwerde oder vermittelt Kontakte zu Rechtsberatungen. Schimanski wird aber immer nur mit dem Einverständnis der Betroffenen aktiv und unterliegt der Schweigepflicht.

Andere Fälle aus Buxtehude, in denen die Antidiskriminierungsbeauftragte schon angesprochen wurde, betreffen eine respektlose Behandlung beim Arzt oder die extrem langwierige Suche nach einer Wohnung. Der Wohnungsmarkt sei ohnehin schwierig, besonders aber für Menschen mit Migrationshintergrund. „Ich kann keine Wohnung zaubern, aber ich kann die Menschen bestärken und unterstützen“, sagt Stefanie Schimanski.

Selbstreflexion anregen - auch in Behörden und Schulen

Sie gehe auch dorthin, wo Diskriminierung passiere, in Behörden oder Schulen zum Beispiel, um aufzuklären und Selbstreflexion anzuregen. „Es ist wichtig, sich immer wieder selbst zu überprüfen und zu hinterfragen“, erklärt sie. Auch, dass Sprachmittlung in Behörden selbstverständlich sein sollte, sei nicht immer bekannt. Die Awo hat einen großen Pool von Sprachmittlern, auf den sie zurückgreifen kann.

Ob sie als weiße Deutsche tatsächlich die Perspektive von Menschen verstehen könne, die rassistische Diskriminierung erfahren, ist Stefanie Schimanski auch schon gefragt worden. Sie sagt: „Ich muss das tun. Aber jeder Mensch hat die Pflicht, sich mit Rassismus zu beschäftigen.“ Für die Internationalen Wochen gegen Rassismus im März 2025 plant sie in Kooperation mit dem Deck 2 eine Lesung mit dem bekannten Krimi-Autor Sven Stricker, der sich klar gegen Rassismus positioniert.

Jetzt werden Fälle von Diskriminierung dokumentiert

Die Antidiskriminierungsstelle in Buxtehude ist bisher die einzige im Landkreis. Ob es dafür überhaupt Bedarf gibt, wurde vor ihrer Einrichtung politisch diskutiert. Schließlich lagen keine offiziellen Beschwerden vor. Doch das kann auch daran liegen, dass Diskriminierung oft erst durch eine solche Stelle sichtbar wird. „Zuallererst mussten wir ein Dokumentationssystem dafür entwickeln“, berichtet Schimanski.

Sie ermuntert auch alle, die ein schlechtes Bauchgefühl haben, aber vielleicht nicht sicher sind, ob eine Diskriminierung vorliegt, einfach mal vorbeizukommen: „Ich nehme mir die Zeit.“ Termine macht sie auf Abprache, auch eine telefonische Erstberatung ist möglich. Die Beratungen sind vertraulich und kostenlos, auf Wunsch auch anonym. Kontakt: Stefanie Schimanski, 0173/ 5327011. Website: www.awostade.de/antidiskriminierungsberatung/.

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