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TNeue Corona-Variante Pirola zeigt stärkere Symptome

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Stade liegt aktuell bei 18,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Stade liegt aktuell bei 18,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Eine Corona-Infektion auf die leichte Schulter nehmen? Aktuell keine gute Idee, warnt der Virologe Andreas Dotzauer. Die Zahl der Erkrankten ist höher als vor der Pandemie. Woran Sie Pirola erkennen.

Von Denise von der Ahé Mittwoch, 15.11.2023, 12:30 Uhr

Landkreis/Bremen. Der Bremer Virologe Professor Andreas Dotzauer geht davon aus, dass wir auf eine neue, wenn auch kleinere Corona-Infektionswelle zusteuern und die Variante Pirola auch im Landkreis Stade in den nächsten Wochen vorherrschend sein wird. „Pirola verdoppelt seinen Anteil von Woche zu Woche“, sagt der Virologe. Sie dürfte die derzeit noch am meisten auftretende Corona-Variante Eris (EG.5) demnächst überholen.

Laut Robert-Koch-Institut machen die Corona-Infektionen derzeit etwa ein Fünftel der Atemwegserkrankungen aus – vor den Rhinoviren (15 Prozent).

Dotzauer rechnet damit, dass auch die Influenza, also die echte Grippe, bald stärker auftreten wird. Derzeit wurden im Land Bremen laut Gesundheitsressort erst vier Fälle gemeldet.

Corona-Experte: „Pirola macht ungewöhnliche Symptome“

Je nach Corona-Variante sind die Symptome immer etwas unterschiedlich: „Pirola macht einige ungewöhnliche Symptome, die wir auch bei vorhergehenden Varianten gesehen haben“, sagt Dotzauer. „Der Husten ist sehr hartnäckig, auch der Schnupfen mit laufender Nase tritt wieder verstärkt auf, dazu kommt Heiserkeit. Bei manchen sind Geruchs- und Geschmackssinn eingeschränkt. Es kommt verstärkt zu Hautausschlägen wie Rötungen und Pusteln. Bei den anderen Varianten hatten wir das auch, bei Pirola tritt das aber verstärkt auf.“

Die Pirola-Variante habe außerdem eine verkürzte Inkubationszeit von etwa vier Tagen. „Das Virus vermehrt sich nach dem Eindringen in den Körper schneller“, sagt Dotzauer. „Infizierte sind im Schnitt eine gute Woche positiv. Die Pirola-Variante ist ansteckender.“ Das zeige sich, obwohl der Immunstatus in der Bevölkerung vorhanden sei. Zum Glück gebe es keine Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe, so Dotzauer weiter.

Virologe rät zur Impfung und zum Maskentragen

Er rät zum Tragen einer FFP2-Maske in engen und vollen Räumen und zur Corona-Auffrischungsimpfung, auf jeden Fall allen über 60-Jährigen, aber auch Jüngeren.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt in der Gesamtbevölkerung bei 26 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern – im Land Bremen bei 36 Neuinfektionen, in Niedersachsen bei 20, im Landkreis Stade bei 18 (Stand: 14. November). In der Altersgruppe von 80 Jahren liegt der Wert bundesweit mit 104 Neuinfektionen am höchsten.

Daher sei insbesondere die Impfung für ältere Menschen wichtig, sagt Dotzauer und verweist darauf, dass auch die Todesfälle wieder auf 375 bundesweit angestiegen sind (53 Prozent mehr als eine Woche zuvor).

Virologe: Corona zeigt die schlimmsten Folgen

„Corona zeigt von allen Atemwegserkrankungen die schlimmsten Folgen“, sagt der Virologe. „Die Erkrankung ist bei den meisten Patienten stärker als die Influenza. Bei Corona dauert es länger, bis man wieder vernünftig hergestellt ist. Es kann noch über einen längeren Zeitraum zu Atemproblemen bei körperlicher Anstrengung wie Treppensteigen kommen. Man muss den Körper dann wieder trainieren, aber mit Vorsicht, und darf sich nicht überfordern.“

Dotzauer warnt auch vor Langzeitfolgen wie Erschöpfung oder Konzentrationsproblemen.

Aus Sicht des Gesundheitsamtes „haben wir in Bremerhaven einen ersten kleinen Höhepunkt der respiratorischen Erkrankungen inklusive Corona bereits überschritten“, so ein Sprecher des Magistrats. Auch die Fallzahlen in den Krankenhäusern nähmen derzeit ab. Seit Anfang Oktober gab es laut Gesundheitsamt in den Bremerhavener Krankenhäusern sechs Ausbrüche, derzeit noch zwei.

„Aktuell haben wir 13 SARS-CoV-2 positive Patientinnen und Patienten im Haus, zwei davon werden auf unserer Intensivstation versorgt“, sagt der Sprecher des Klinikums Reinkenheide, Henning Meyer. „Noch spüren wir keine signifikanten Auswirkungen der Grippesaison, müssen jedoch damit rechnen, dass sich diese noch zu einem späteren Zeitpunkt zeigen werden.“

Testmüdigkeit der Patienten

Von Husten, Schnupfen und Heiserkeit bei Bremerhavens Patienten können auch die Hausärzte Dr. Oliver Nieß, Dr. Birgit Lorenz und Simon Hampe aus der Praxis am Stadtpark berichten. „Corona-Infektionen haben wir in bemerkenswerter Zahl, aber auch ganz normale grippale Infekte und Magen-Darm-Infekte“, sagt Nieß.

Lorenz hat festgestellt, dass die Corona-Patienten zwar krank sind, aber nicht so schwerst krank, dass sie ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen – wie es zu Beginn der Pandemie häufiger der Fall war.

„Es fällt auf, dass die Testwilligkeit nicht mehr so da ist“, sagt Simon Hampe. Auch den Empfehlungen zum Maskentragen komme maximal jeder dritte Patient nach, so Nieß.

Tipps der Hausärzte zum Schutz vor Infektionen

Abstand halten, Maske tragen in Bereichen, in denen man mit vielen Leuten eng in Kontakt kommt, Händedesinfektion, Verantwortung gegenüber anderen, wenn man selbst krank ist: Maske tragen und zu Hause bleiben.

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