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TNeue Leitung: Sie lassen Stade in der Seminarturnhalle tanzen

Eingeschworenes Trio vom Vorstand des Fördervereins Seminarturnhalle (von links): Vorsitzender Töns Dittmer, sein Stellvertreter Arndt Becker und Urgestein Karin Lange.

Eingeschworenes Trio vom Vorstand des Fördervereins Seminarturnhalle (von links): Vorsitzender Töns Dittmer, sein Stellvertreter Arndt Becker und Urgestein Karin Lange. Foto: Strüning

Die Fußstapfen waren groß, das Erbe wog schwer. Jetzt hat sich die neu aufgestellte Leitungscrew der Seminarturnhalle freigeschwommen. Vor allem ein neues Format zündet.

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Von Lars Strüning
Sonntag, 10.08.2025, 07:50 Uhr

Stade. Seit dem Start der Seminarturnhalle war das Wohl und Wehe des schmucken Stader Kulturhauses in der Altstadt mit dem Namen Peter Kühn verbunden. Er war Geschäftsführer und künstlerischer Leiter in einer Person. Zum Jahreswechsel trennte sich der Förderverein mit seinen 600 Mitgliedern von ihm - und wagte den Neuanfang.

Die Stader Seminarturnhalle stand auf der Kippe

Die ersten Schritte des neuen Weges fielen schwer. Da sind Töns Dittmer als Vorsitzender sowie Karin Lange und Arndt Becker vom Vorstand im ersten Bilanzgespräch nach gut einem halben Jahr ehrlich. Sie haben Kassensturz gemacht, Verträge für Handy oder Versicherungen überprüft. Parallel musste ein neues Programm für 2025 auf die Beine gestellt werden. Der Fortbestand des beliebten kulturellen Kleinods stand auf der Kippe.

Heute strahlen die drei, die noch von Jörg Kresken unterstützt werden, nahezu um die Wette. Die positiven Nachrichten sprudeln aus ihnen heraus. Sie haben die Kurve gekriegt, die Seminarturnhalle funktioniert wieder.

Was Töns Dittmer besonders freut: „Die Menschen in der Stadt sind uns sehr zugewandt.“ Ob Kooperationspartner wie die Stade Marketing, der Verein Stade liest oder das Stadeum, ob Sponsoren oder eben Gäste, viele hätten Interesse signalisiert, dass es mit der Seminarturnhalle weitergeht.

Dazu gesellten sich neue Formate. „Wir probieren viel aus“, sagt Arndt Becker. Da dürfe dann auch mal was nicht funktionieren. Aber lieber reden sie über die Veranstaltungen, die Leben ins Haus bringen.

Karin Lange: „Das hier ist ein großer Spielplatz“

Nach wie vor sind private Vermietungen das finanzielle Rückgrat des Kulturhauses in der Seminarstraße. Diese Veranstaltungen decken das Minus, das die Kleinkunst häufig mit sich bringt, sagt Karin Lange. Ihr Rezept: Inhaltlich breiter aufstellen und vor allem auch junge Leute ins Haus holen. „Das hier ist ein großer Spielplatz“, sagt sie.

Zurzeit wird etwa der antiquiert wirkende Internet-Auftritt unter www.seminarturnhalle-stade.de überarbeitet. Der Förderverein nutzt jetzt auch Social Media, um auf sich und seine Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Das gelingt vor allem bei der neuen Reihe „Stade tanzt“.

Volles Haus in der Seminarturnhalle.

Volles Haus in der Seminarturnhalle. Foto: Thomas Ertmer

Einmal im Monat wird zur Disco geladen. Die Termine sind ausgebucht, die Gäste kommen zum Schwofen von weit her, berichtet das Trio. Die besten Hits von 2000 bis heute sind gerade verklungen, als Nächstes steht am 23. August die Rocknacht an, im September folgt Classic HipHop&RnB und am 17. Oktober kommen die Fans von Elektropop&Extra Bass auf ihre Kosten - aufgelegt von einer DJane.

„Stade tanzt“ wird „maximal gut angenommen“

„Das wird maximal gut angenommen und ist schon fest etabliert“, sagt Töns Dittmer. Was die Ehrenamtlichen besonders freut: Die Bandbreite ist groß, die Gäste sind zwischen 20 und 70 Jahre alt, gefeiert wird gemeinsam.

Spannende neue Idee ist der „Science Slam“. Ein Professor war schon da und beantwortete in zehn Minuten die Frage: „Kommen die Eisbären ins Alte Land?“. Das ist nicht ausgeschlossen und gab viel Stoff zum Diskutieren. 60 Menschen kamen zur Premiere. „Uns geht es ums Miteinander, um Kommunikation“, sagt Karin Lange.

Ex-Chef Peter Kühn in der Seminarturnhalle.

Ex-Chef Peter Kühn in der Seminarturnhalle. Foto: Strüning

Was den Machern entgegenkommt: Die Künstler suchten Auftrittsorte, meldeten sich proaktiv. Töns Dittmer und Arndt Becker sprechen aber auch Straßenmusiker an, um ihnen einen Auftritt in der Seminarturnhalle anzubieten. Gleichzeitig haben sie keine Angst vor großen Namen.

Youtube-Star Alexander Prinz kommt nach Stade

Alexander Prinz kommt nach Stade. Das sollte gerade junge Menschen ansprechen, hoffen die Veranstalter. „Ruhig mal ein bisschen mutig sein“, sagt dazu Töns Dittmer. Es sei neben Rostock der einzige Ort im Norden, wo er auftritt. Prinz gilt als Youtube-Star und Spiegel-Bestsellerautor.

Im Herbst kommen dann auch wieder Jazzkonzerte ins Programm. Insgesamt wickelt der Verein in diesem Jahr 70 private Veranstaltungen und 85 weitere Termine ab. Der Umsatz beträgt etwa 200.000 Euro. Am Ende, so die Kalkulation, steht plusminusnull. Arndt Becker: „Es trägt sich gerade so.“

45 freiwillige Helfer sind an Bord

Hochkonjunktur sind die Monate November und Dezember. Dann ist der Vorstand und sind die 45 freiwilligen Helfer richtig gefordert. Sie stehen hinter der neuen Seminarturnhalle - auch wenn die Nacht schon mal bis 3 Uhr morgens geht.

Sie machten es gerne, sagt das Trio unisono. Es habe sich ein Gefühl von Vereinsleben eingestellt, beschreibt es Arndt Becker. Das Team arbeite auf Augenhöhe zusammen. „Alle haben Bock, was zu machen.“

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