TNie mehr kalte Füße: Seepferdchen-Kids schwimmen in neuem Becken
Hans-Christian Mischok (von links), Ralf Siebert und Mike Böckel von der DLRG Fredenbeck freuen sich, dass eine Lösung für den Seepferchen-Kurs gefunden wurde. Foto: Pauline Meyer
Lange war nicht klar, wo die DLRG Fredenbeck zukünftig den Kindern das Schwimmen beibringen wird. Das Solemio als Notlösung war nicht optimal. Dann kam die rettende Idee.
Fredenbeck. Drei Jahrzehnte lang war der Logehof in Mulsum das Zuhause der Seepferdchen-Kurse der DLRG Fredenbeck. Generationen von Kindern haben dort schwimmen gelernt. Doch Ende 2024 kam die Hiobsbotschaft: Das Becken wird geschlossen - mitten im laufenden Kurs. Eine Sanierung des 30 Jahre alten Beckens wäre einfach nicht wirtschaftlich gewesen. „Das war schon ein Schock für uns“, erinnert sich Vorsitzender Mike Böckel. Er selbst hat dort einst das Schwimmen gelernt.
Von einem Tag auf den anderen musste die Ortsgruppe umplanen. „Wir standen plötzlich ohne Becken da“, sagt Böckel. Kurzfristig fand man im Solemio in Stade eine Übergangslösung. „Wir waren sehr dankbar, dass das so spontan geklappt hat“, betont Böckel. Doch für die jüngsten Schwimmanfänger war das große Schwimmbad keine ideale Lösung.
Kinder kühlten schnell aus
„Die Tiefe war nicht optimal und eine Einstiegstreppe fehlte uns“, erklärt Hans-Christian Mischok, der die Seepferdchen-Kurse leitet. Gerade für Kinder, die das erste Mal ins Wasser gehen, sei das wichtig. „Wir haben uns dann mit einer mobilen Brücke geholfen, aber das war ein großer Aufwand.“ Auch die Wassertemperatur war ein Problem. Im Solemio liegt sie bei rund 28 Grad, was für die Kinder deutlich zu kühl ist. „Für unsere Kurse brauchen wir mindestens 32 Grad“, sagt Mischok. „Die Kleinen frieren schnell.“

Mike Böckel (von links), Ralf Siebert und Hans-Christian Mischok von der DLRG Fredenbeck gemeinsam mit Michael Stephan vom Verein für Rehasport und Gesundheitsförderung vor dem Becken. Foto: Pauline Meyer
Auch der laufende Badebetrieb erschwerte den Unterricht. „Es war einfach zu unruhig. Die Kinder waren schnell abgelenkt“, berichtet Ralf Siebert, Leiter der Ausbildung. Dennoch bleibt der DLRG die Zeit dort positiv in Erinnerung: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zum Solemio. Ohne deren Hilfe hätten wir unseren Kurs gar nicht weiterführen können“, betont Böckel. Andere Schwimmkurse werden dort weiterhin durch den 500 Mitglieder starken Ortsverein abgehalten.
Wasserzeiten sind Mangelware
Eine dauerhafte Lösung musste her. Wochenlang suchte die DLRG nach einem geeigneten Becken. Gar nicht so einfach, denn vielerorts schließen kleinere Bäder. „Es wird immer schwieriger, Wasserzeiten zu bekommen“, sagt Böckel. Durch einen glücklichen Zufall fand sich schließlich eine Lösung. Ein Mitglied der DLRG stellte im August den Kontakt zum Verein für Rehasport und Gesundheitsförderung in Harsefeld her.

Klein aber fein: Das Becken mit Treppe entspricht den Anforderungen für den Seepferdchen-Kurs. Foto: Pauline Meyer
„Wir bieten selber auch Babyschwimmkurse an. Da lag eine Zusammenarbeit auf der Hand“, erzählt Michael Stephan vom Rehasport-Verein. Eine klassische Win-win-Situation: Die DLRG kann ihre Kurse fortführen und der Verein profitiert durch die zusätzliche Nutzung bei der Kostendeckung.
Optimale Bedingungen
Das kleine Schwimmbecken befindet sich im Ärztezentrum Harsefeld und gehört der Kreissparkasse Stade, die es seit zehn Jahren an den Rehasport-Verein vermietet. Mit einer Tiefe von 1,25 Meter sowie einer festen Treppe ist das Becken ideal für den Seepferdchen-Kurs. Zudem beträgt die Wassertemperatur konstant 32 Grad. „Das ist perfekt“, sagt Mischok. „Die Kinder fühlen sich wohl und auch für uns Ausbilder ist es angenehmer.“ Denn die DLRG-Trainer sind mit im Wasser. „Bei kälteren Temperaturen hat man am Ende des Tages eiskalte Beine“, so Ralf Siebert. Doch das sei nun vorbei.

Der Verein für Rehasport und Gesundheitsförderung ist im Ärztezentrum in Harsefeld untergebracht. Foto: Pauline Meyer
Seit Anfang Oktober läuft der erste Kurs im neuen Becken, mit zwölf Kindern im Alter von fünf bis sieben Jahren. Drei Betreuer kümmern sich gleichzeitig um die Schwimmschüler. „Das hat gut funktioniert und unsere Erwartungen voll erfüllt“, sagt Böckel. Auch Michael Stephan ist zufrieden: „Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit.“ Während der Rehasport-Verein das Becken vorwiegend werktags nutzt, stehen sonntags die Türen für die DLRG offen - ganz im Sinne guter Nachbarschaft.
Der Bedarf ist riesig
Dass der Bedarf an Seepferdchen-Schwimmkursen groß ist, merkt die DLRG deutlich. „Unsere Seepferdchen-Kurse sind jedes Mal sofort ausgebucht“, sagt Ralf Siebert. „Es gibt einfach zu wenig Bäder“, betont Mike Böckel. Umso wichtiger, dass die DLRG Fredenbeck ihre Arbeit nun fortsetzen kann. Und das komplett ehrenamtlich. „Wir bekommen kein Gehalt. Nur so können wir den Kurs überhaupt so günstig anbieten“, erklärt Ralf Siebert.
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Das Ziel der Ehrenamtlichen ist klar: Kinder sollen sicher schwimmen können. „Ich würde mir wünschen, dass jedes Kind nach der Grundschule schwimmen kann“, so Siebert. Doch das sei längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Lernen ohne Zwang
Wichtig sei es, die Kinder beim Schwimmenlernen nicht unter Druck zu setzen, sagt Hans-Christian Mischok. „Wasser und Zwang passen nicht zusammen.“ Dass das hier gelebt wird, macht Ralf Siebert mit einer Anekdote deutlich: Sein eigener Sohn habe einen ganzen Kurs lang nur am Rand gesessen und zugeschaut. „Und heute schwimmt er wie ein Weltmeister.“
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