Zähl Pixel
Parasport

TNur noch Formsache: Ladekoper Sportschütze fährt zu den Paralympics

Tjark Liestmann gehört in Deutschland zur Spitze im Parasportschießen.

Tjark Liestmann gehört in Deutschland zur Spitze im Parasportschießen.

Der Sportschütze Tjark Liestmann vom SV Ladekop hat einen Startplatz bei den Paralympics in Paris so gut wie sicher. Eine kleine Hürde muss der 24-Jährige aber noch nehmen.

author
Von Tim Scholz
Dienstag, 02.07.2024, 15:50 Uhr

Landkreis. Seit Herbst letzten Jahres ist viel passiert im Leben des Parasportschützen Tjark Liestmann: Bei seinem internationalen Debüt in Peru holte er WM-Gold mit der Mannschaft, belegte bei der Europameisterschaft in Spanien einen für ihn starken zehnten Platz.

Und im Sommer reist der Schütze vom SV Ladekop voraussichtlich erstmals zum wichtigsten Sportereignis für Menschen mit körperlicher Behinderung: zu den Paralympischen Spielen in Paris (28. August bis 8. September). „Es hat ein bisschen gedauert, bis ich das realisiert habe“, sagt er.

Nominierung noch nicht offiziell

Bei der Paralympics-Qualifikation am Bundesstützpunkt in Suhl (Thüringen) ging es um die Vergabe der fünf Startplätze. „Ich kenne meine Mannschaftskollegen und wusste: Wenn ich meine Leistung abrufe, habe ich eine solide Chance“, sagt er. „Wenn es klappt, wäre das toll. Wenn nicht, hätte ich einen freien Sommer.“ Mit dieser Herangehensweise wollte er ein wenig den Druck von sich nehmen.

Und? Liestmann erzielte im Liegendschießen mit dem Luftgewehr mit 633 Ringen seine persönliche Bestleistung. Allerdings verfehlte er die nationale Norm um einen Ring. Weil sein Durchschnittsergebnis in diesem Wettkampf stimmte, bekam er trotzdem einen Startplatz für die Paralympics.

Offiziell ist das aber noch nicht. Erst am 19. Juli gibt der Deutsche Behindertensportverband die Nominierten bekannt. Nach seinen bisherigen Erfahrungen sei das aber nur Formsache, sagt Liestmann.

Große Nervosität beim WM-Debüt

National gehört Liestmann, der wegen einer Verengung des Rückenmarks im Rollstuhl sitzt, bereits zu den besten Parasportschützen; vor einem Jahr holte er die Goldmedaille bei der Deutschen Meisterschaft in München. Nun steuert er auf den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere zu.

Ganz so hoch hängt Liestmann das aber nicht. „Ich versuche, die Paralympics wie jeden anderen Wettkampf anzugehen, damit die Nervosität nicht so groß wird“, sagt er. Das Thema scheint ihn zu beschäftigen. Offenbar habe die Nervosität schon bei seinem WM-Debüt in Peru ein besseres Ergebnis verhindert.

2023 holte Liestmann (rechts) zusammen mit Cliff Junker und Natascha Hiltrop WM-Gold.

2023 holte Liestmann (rechts) zusammen mit Cliff Junker und Natascha Hiltrop WM-Gold. Foto: Verband (nomo)

Besser lief es dagegen bei seinem EM-Debüt vor einem Monat in Spanien. Liestmann wurde mit dem Luftgewehr Zehnter und sicherte dem deutschen Team einen weiteren Quotenplatz für die Paralympics. Zuletzt seien seine Ergebnisse stabiler geworden, er habe gefühlt ein, zwei Ringe mehr geschossen, sagt er.

Liestmann hat eine erfahrene Teamkollegin

Was ihn in Frankreich erwartet, weiß Liestmann noch nicht genau. Klar ist nur, dass er in seiner Paradedisziplin, dem Liegendschießen mit dem Luftgewehr, an den Start gehen wird. Genauso wie die erfahrene Natascha Hiltrop (31) aus Wiesbaden, die bereits Paralympics-Gold gewann und bei der Schlussfeier in Tokio die deutsche Fahne trug. Ausgetragen werden die Schießwettbewerbe in Châteauroux, drei Autostunden von Paris entfernt.

Bis zu den Spielen absolviert das Team noch vier Wochenendlehrgänge in Suhl und Wiesbaden. „Die Qualifikationswettkämpfe haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind und was für Leistungen abgerufen werden können, wenn alles passt“, sagt Bundestrainer Rudi Krenn. Bei den Lehrgängen geht es vor allem um den Feinschliff.

Bundestrainer hat ein gutes Gefühl

Liestmann: „Wir werden vielleicht noch an ein oder zwei Stellschrauben drehen, aber nichts Neues mehr trainieren. Ich will auf einem Niveau sein, auf dem ich mein Ergebnis halten kann.“ Es gehe ihm darum, bestimmte Abläufe zu verinnerlichen und zu automatisieren, sagt er. Neben den Lehrgängen trainiert der Physikstudent auf den Anlagen in Ladekop und Oldenburg oder zu Hause mit Hilfe eines elektronischen Systems.

Der Bundestrainer ist von seinem Team überzeugt: „Wir brauchen uns dann sicherlich nicht vor der international starken Konkurrenz zu verstecken und fahren mit einem guten Gefühl zu den Paralympics.“ Liestmann formuliert es etwas zurückhaltender: „Ich möchte gerne meine Trainingsleistung abrufen und mal gucken, wie es läuft.“ Diese Einstellung hat ihm schon in der Qualifikation geholfen.

Weitere Artikel