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Gewässer zugewuchert

TObere Oste: Immer mehr Grün, immer mehr Kosten

Angesichts zunehmenden Aufwuchses in den Gewässern und Vorgaben einer naturschonenden Räumung muss der Unterhaltungsverband Obere Oste höheren Aufwand betreiben.

Angesichts zunehmenden Aufwuchses in den Gewässern und Vorgaben einer naturschonenden Räumung muss der Unterhaltungsverband Obere Oste höheren Aufwand betreiben. Foto: Meyer

Die Räumung der Gewässer in der Geest und den Nachbargemeinden geht ins Geld. An etlichen Stellen lässt sich der Lauf der Oste nur noch erahnen.

Von Thorsten Kratzmann Freitag, 06.12.2024, 10:05 Uhr

Zeven/Harsefeld. Sobald ein Jahr endet und sich die Mitglieder der Räte über die Haushaltsentwürfe für das Folgejahr beugen, sorgt der mal wieder gestiegene Mitgliedsbeitrag für den Gewässerunterhaltungsverband Obere Oste vielfach für schlechte Laune zwischen Heidenau und Bremervörde.

Das bekommt die Verbandsspitze regelmäßig zu spüren, wenn sich die Mitglieder versammeln. So dieser Tage in Brauel. Es kommt einem Ritual gleich: Verbandsgeschäftsführer Wilhelm Meyer verweist zu Beginn seines Jahresberichts darauf, dass Gewässerunterhaltung kein Selbstzweck ist, sondern rechtliche Verpflichtung.

Welche Wasserläufe vom Verband zu unterhalten sind, das hat einst das Land festgelegt. Die Unterhaltungspflicht umfasst die Sicherstellung des Wasserabflusses im Verbandsgebiet. Das erstreckt sich im Fall der Oberen Oste auf 96.000 Hektar zwischen Tostedt und Bremervörde.

Die Entscheidung für einen eigenen Bauhof fiel 2019

38 Gemeinden im Norden des Landkreises Rotenburg, in den Kreisen Stade und Harburg sowie die beiden Städte Zeven und Bremervörde sind Mitglieder des Verbandes. Sie werden entsprechend ihrer Fläche und Einwohnerzahl veranlagt. Im Randbereich zwischen Langenhausen und Borchel sind 358 Grundeigentümer Verbandsmitglieder. Sie zahlen je Hektar. 10,10 Euro werden aktuell je Hektar fällig.

Zuständig ist der Verband nach dem Wassergesetz für 136 Wasserläufe mit einer Gesamtlänge von 543 Kilometern. Dazu zählen auch der Oste-Hamme-Kanal und die Oste zwischen Sittensen und Sandbostel. Dafür, dass das Wasser in Gräben, Kanälen und Bächen abfließt, sorgen Räumfirmen, Handräumer und der Verbandsbauhof.

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Die Entscheidung für einen eigenen Bauhof fasste die Verbandsversammlung 2019 vor dem Hintergrund, den steigenden Anforderungen an die Gewässerunterhaltung langfristig gerecht werden zu können. Seither engagieren Verbandsvorsteher Johann Ropers und Geschäftsführer Meyer versiertes Personal und investieren in Räumbagger, Schlepper, Lader und Zubehör.

„Die Gewässer wachsen immer stärker zu“

Der Verband erstand ein Grundstück in Zeven-Aspe. Dort soll in Nachbarschaft zur Maschinenhalle eine Geschäftsstelle gebaut werden. 2,5 Millionen Euro wollte sich der Verband seinen Bauhof kosten lassen. So war es vor Anziehen der Inflation kalkuliert. Als Kostentreiber hat sich auch die Auflage des Landkreises erwiesen, einen Bebauungsplan für das ehemalige Betriebsgelände des Bauunternehmers Arnold von Bargen aufstellen zu müssen.

Derweil setzen klimatische Veränderungen und üppige Vegetation dem Verband zu. „Die Gewässer wachsen immer stärker zu“, beklagt Geschäftsführer Meyer. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Sommer 2023, als es in Aue, Bade und anderen Gewässern zu einem Fischsterben gekommen war, weil anhaltender Regen Wiesen unter Wasser gesetzt hatte und zugewachsene Gewässerabschnitte einen Abfluss des Wassers verhindert hatten.

An etlichen Stellen lässt sich der Lauf der Oste nur noch erahnen

Für 45 Kilometer Gewässerstrecke hat der Verband mittlerweile vom Landkreis Rotenburg eine Ausnahmegenehmigung für eine zusätzliche Sommerräumung erhalten. Mehr Aufwand heißt mehr Kosten. Das gilt nicht minder für die Oste. Die darf nur punktuell von Hindernissen im Gewässerquerschnitt befreit werden. Auf den 48 Kilometern, für die der Verband zuständig ist, sind in manchen Jahren 50 Bäume zu bergen.

Abgesehen davon entwickelt sich die Oste zu Meyers Sorgenkind. Auch sie wächst zu. Wuchernde Weiden sorgen dafür. Da die Oste unter Naturschutz steht, kann Meyer die Weiden nicht mit Stumpf und Stiel beseitigen lassen. Doch Kosmetik bringt nichts.

An etlichen Stellen sei der Wasserlauf nur noch zu erahnen. Doch Vorgabe sei es, dass Baum und Busch nur abschnittsweise vom Wasser aus zurückgeschnitten werden dürfen. In Handarbeit sei das kaum mehr möglich. Das Problem harrt einer Lösung.

Steigende Verbandsbeiträge „fliegen den Gemeinden um die Ohren“

Die Kosten der Gewässerunterhaltung summierten sich 2023 auf fast 900.000 Euro. Und deren jährlicher Anstieg ist es, der den Ratsmitgliedern im Einzugsgebiet der Oste sauer aufstößt. Ausdruck dessen waren die Mahnungen, die Sittensens Bürgermeister Diedrich Höyns während der Mitgliederversammlung des Verbandes an Johann Ropers und Wilhelm Meyer richtete.

In den Gemeinden gehe die Angst um, berichtete Höyns, die unablässig steigenden Verbandsbeiträge könnten den Gemeinden alsbald „um die Ohren fliegen“. Mit Blick auf den eigenen Bauhof regte der Sittenser an, Alternativen zu prüfen. Geschäftsführer Meyer reagierte darauf mit dem Hinweis, dass der Hebesatz vergleichbarer Unterhaltungsverbände im Land bei 16 Euro liege. „Wir stehen mit 10,10 Euro am unteren Ende der Kosten“, unterstrich Meyer.

Und Vorsteher Ropers ergänzte, dass die Vergabe von Räumaufträgen an Firmen den Verband teurer zu stehen käme als es der eigene Bauhof ist. Gleichwohl sieht Diedrich Höyns bei 11 Euro eine Grenze erreicht, die der Hebesatz je Hektar nicht überschreiten dürfe. Zusagen mochte ihm das niemand.

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