TOtto Tetjus Tügel: Kneipenbummel mit einer Legende

Thomas Kück (Mitte) freut sich, dass die stattliche Tügel-Sammlung seiner Großeltern Johann und Martha Kück ein eigenes „Oberstübchen“ im Museum von Hein Meyer (rechts) bekommen hat. Foto: Schmidt
Manch eine Anekdote rankt sich um den legendären Malerpoeten Otto Tetjus Tügel (1892-1973) - und nicht selten spielt dabei auch die eine oder andere Kneipe eine tragende Rolle
Bremervörde/Stade. Hein Meyer und Marianne Gerth-Meyer vom Tügel-Museum ist es gelungen, für die Vortragsveranstaltung zwei ganz besondere Tügel-Kenner zu gewinnen, deren Familiengeschichte eng mit dem Malerpoeten verwoben ist: den ehemaligen Stader Superintendenten Prof. Dr. Thomas Kück und den Selsinger Pastoren Manfred Thoden.
Beide haben am Bremervörder Gymnasium Abitur gemacht und in Göttingen Theologie studiert. Noch weiter zurück liegt indes die Verbundenheit ihrer beiden Familien mit Otto Tetjus Tügel, was am 9. Mai reichlich Stoff für einen literarisch-kunsthistorisch inspirierenden Abend geben dürfte - und so ganz nebenbei noch ein Stück regionaler Gastronomiegeschichte lebendig werden lässt.
Kück: Tügel hat meine Großmutter gemalt
Doch der Reihe nach: „Meine Großmutter Martha hatte Tügel bereits in den 1920er Jahren in Worpswede kennengelernt“, erinnert Thomas Kück an einen der vielen Ausgangspunkte für die Veranstaltungsidee. „Jahre später hat Tügel meine Großmutter gemalt“, erinnert sich Kück - und deutet auf ein eindrucksvolles Gemälde, das vor Jahren mal als Plakat einer Ausstellung im Bachmann-Museum genutzt wurde. Was das Bild mit einem ausgefallenen Reiterfest zu tun hat und warum dieses etwas verschämt hinter verschlossenen Gardinen gefeiert wurde, gehört zu den vielen spannenden Geschichten, die Prof. Dr. Kück am 9. Mai erzählen will.
Doch die Wege von Martha und Tügel kreuzten sich immer wieder, auch als seine Großmutter Martha Johann Jan Kück heiratete. „Denn meine Großeltern hatten bis 1938 die Bahnhofswirtschaft in Neu Sankt Jürgen unweit von Worpswede. Und danach eröffneten sie im Bremervörder Bahnhof eine weitere Kneipe, die sie bis 1972 führten.“
Familie Kück: Stube mit zwei Dutzend Arbeiten gewidmet
Zu den Stammgästen der Wirtsleute Kück gehörte Tügel, der mit dem Zug anreiste und manche Zeche mit Kunstwerken bezahlte: So entstand eine stattliche Tügel-Sammlung seiner Großeltern, die jetzt ein neues Zuhause in Hein Meyers Museum gefunden hat. Umso mehr freut sich Thomas Kück, dass Meyer in seinem Museum der Sammlung seiner Großeltern eigens die „Martha- und Johann-Kück-Stube“ mit rund zwei Dutzend Arbeiten gewidmet hat.
Großvater Johann Kück gründete seinerzeit auch das Kuratorium, das den nicht selten von Geldsorgen geplagten Künstler regelmäßig mit dem Ankauf von Bildern unterstützte. Als kleiner Junge hatte Kück Ende der 1960er Jahre Tügel noch persönlich kennengelernt - und mächtig Respekt vor der imposanten und wortgewaltigen Künstlerpersönlichkeit, wie er sich im Gespräch mit der Redaktion erinnert.
Doch auch die Anfänge der Bremervörder Waldschänke werden am 9. Mai eine Rolle spielen, denn Kücks Großeltern führten in den 1950er Jahren für einige Zeit auch das legendäre Lokal in Engeo, als es noch Kükenkasten hieß.
Künstlertreffpunkt in Worpswede
Dass auch Pastor Manfred Thoden von Tügel fasziniert ist, hat nicht nur mit der ebenso schillernden wie vielschichtigen Künstlerpersönlichkeit zu tun, sondern ebenfalls mit weit zurückliegenden Familienbanden: „Von 1920 bis 1940 gab es das Künstlercafé Heidehof hinter der Kirche in Worpswede. Aus dem Haus stammen ursprünglich meine Vorfahren - die Thodens“, erzählt Manfred Thoden. „Deshalb haben wir immer eine Beziehung zu dem Haus gehabt“, sagt Thoden. „Ich werde am 9. Mai erzählen, mit wem Tügel dort alles verkehrte und was er dort ins Gästebuch gemalt hat.“ Dabei gebe es manch Skurriles und Spannendes zu entdecken, macht Thoden neugierig, der sich mit dem beliebten Künstlertreffpunkt auch schon literarisch auseinandergesetzt hat: in seinem 2021 erschienenen Krimi „Sommerabend in Worpswede“.
Karten für den Abend im „Tetjus Tügel Zuhause - Museum Hein Meyer“ in der Neuen Straße 33 gibt es nur im Vorverkauf: Wer Karten haben möchte, kann sie am Sonntag, 27. April, oder am Sonntag, 4. Mai, im Tügel-Museum von 14 bis 18 Uhr gegen eine Spende erwerben.

Freuen sich auf den anekdotenreichen Abend unter dem Motto „Kneipenbummel mit Otto Tetjus Tügel“: Hein Meyer (von links), Prof. Dr. Thomas Kück, Claus Pape und Marianne Gerth-Meyer. Was alles auf dem Foto eines Gemäldes zu erkennen ist, das Kück und Thoden in Händen halten, gehört zu den vielen spannenden Geschichten, die beide Tügel-Kenner am 9. Mai erzählen wollen. Foto: Schmidt