Zähl Pixel
Gesamtkirchengemeinde

TPersonalmangel bleibt großes Problem: Warum die Kirche in Kehdingen trotzdem feiert

Der frisch gekürte Vorstand der Gesamtkirchengemeinde Kehdingen, der ersten Gesamtkirchengemeinde im Landkreis Stade mit dem Superintendenten Marc Wischnowsky, den Pastoren Jan Peter Schulze (2. Reihe, 2. von links) und Uwe Junge (3. Reihe, 2. von rechts).

Der frisch gekürte Vorstand der Gesamtkirchengemeinde Kehdingen, der ersten Gesamtkirchengemeinde im Landkreis Stade mit dem Superintendenten Marc Wischnowsky, den Pastoren Jan Peter Schulze (2. Reihe, 2. von links) und Uwe Junge (3. Reihe, 2. von rechts). Foto: Ringfoto Zielke

Nach jahrelanger intensiver Arbeit hat sich der neue Kehdinger Gesamtkirchenvorstand konstituiert. Das soll gefeiert werden. Jedoch bleibt das größte Problem der neuen Gemeinde bestehen - die Personalnot.

author
Von Susanne Helfferich
Donnerstag, 25.01.2024, 12:50 Uhr

Kehdingen. Vor drei Jahren, am Anfang der Transformation, sei die Furcht der kleineren Kirchengemeinden im Norden sehr groß gewesen, an Gewicht zu verlieren, erklären Susanne Flimm und Rolf Brandt aus dem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit. „Anfangs hieß es oft: meine Kirche, mein Pastor, mein Dorf. Dabei geht es bei dem Zusammenschluss darum, die kleinen Kirchengemeinden vor Ort zu erhalten“, so Flimm. Kirchengemeinden mit weniger als 300 Mitgliedern seien in ihrer Existenz bedroht, weil dann kein Geld von der Landeskirche fließe.

„Wir sind froh, diesen Prozess mit Hilfe von Mediatoren von der Landeskirche Hannover gut hingekriegt zu haben“, so Flimm. Und Brandt ergänzt: „Die drei Jahre Vorbereitungszeit waren wichtig. Denn so ist gegenseitiges Vertrauen gewachsen.“ Und das spiegelt sich in der Besetzung des Vorstandes wider.

Im Vorstand alle Kirchen gleichermaßen vertreten

Kehdingens erster Gesamtkirchenvorstand besteht aus 16 Kirchenvorstehern sowie den Pastoren und Vakanzvertretern. Vorsitzende ist Susanne Kuhlmann aus Krummendeich. Bis zur offiziellen Kirchenvorstandswahl im März ist der Vorstand genehmigt.

Die Besetzung des Vorstands ist Programm: Alle acht bisherigen Kirchengemeinden Kehdingens - von Assel bis Balje - haben je zwei Kirchenvorsteher entsandt. „Wir haben die Stimmen gleichwertig und unabhängig von der Größe der jeweiligen Gemeinde verteilt“, erklärt Susanne Flimm aus Hamelwörden. Damit hat jede Ortskirchengemeinde gleiches Mitspracherecht. Denn die Ortskirchengemeinden in Kehdingen wird es weiter geben, aber sie werden nicht gewählt, sondern vom Gesamtkirchenvorstand berufen. Übergreifende Aufgaben übernimmt die Gesamtkirchengemeinde, alles was vor Ort besser bewerkstelligt werden kann, bleibt in den Händen der Ortskirchengemeinden.

Personalnot sorgt für Herausforderungen

Das größte Problem der neuen Gesamtkirchengemeinde Kehdingen bleibt der Personalmangel. Theoretisch verfügt sie über 3,75 Pastorenstellen. Doch davon sind 2,75 vakant. Selbst ein eigens gedrehter Image-Film über Kehdingen habe zu keiner Bewerbung geführt, erzählt Rolf Brandt. In der gesamten Landeskirche seien 52 Pastorenstellen unbesetzt.

Mit Jan Peter Schulze in Drochtersen gibt es nur einen Pastor vor Ort. Als Vakanzvertretungen sind die Pastoren Uwe Junge aus Hollern-Twielenfleth (für Balje, Krummendeich und Freiburg) und Martin Michalek aus Burweg (für Oederquart und Hamelwörden) eingesprungen. In Assel hilft Schulpastor Dominik Wolff von der Elbmarschenschule aus. Außerdem hat der Kirchenkreis eine Springerstelle ausgeschrieben, die auch in Kehdingen eingesetzt werden soll.
Durch diese Unterstützung gelingt es, dass alle Kirchengemeinden jeden zweiten Sonntag Gottesdienst feiern können. Pastor Schulze koordiniert die Gottesdienste und den Einsatz der Organisten für alle acht Gemeinden. Hinzu kommt Unterstützung durch Lektoren und Prädikanten (Laienprediger).

Der einzige Pastor vor Ort ist aktuell Jan Peter Schulze.

Der einzige Pastor vor Ort ist aktuell Jan Peter Schulze. Foto: Helfferich

In der Zusammenführung steckt weiterhin viel Arbeit

Die Koordination sei eine große Herausforderung, insbesondere zu den Höhepunkten des Kirchenjahres. So steht im Februar der Beginn der Passionszeit - von Aschermittwoch bis Karsamstag - an: Acht aufeinander aufbauende Gottesdienste, einen in jeder Kirche, sind da geplant. Da kommt es passend, dass Susanne Flimm vor einiger Zeit Renz Schaeffer, Pastor im Ruhestand, für einen einmonatigen Gastdienst im März gewinnen konnte.

Doch die Gottesdienste sind nicht die einzige Herausforderung: Wie gehen die Gemeinden mit leerstehenden Pfarrhäusern um? Wie wird Nachhaltigkeit umgesetzt? Gebäudebedarfspläne müssen geschrieben, Ausschüsse für Bau, Finanzen und Konfirmandenarbeit müssen gebildet, Friedhofsverordnungen angepasst und Sekretariate mit unterschiedlichen Computerprogrammen zusammengeführt werden. „Das sind Stunden, die wir als Kirchenvorsteher da lassen“, so Susanne Flimm.

Erste Gesamtkirchengemeinde im Kreis wird gefeiert

Am kommenden Sonntag, 28. Januar, wird in der St.-Johannis-Kirche in Oederquart die erste Gesamtkirchengemeinde im Landkreis gefeiert. Den Gründungsgottesdienst gestalten gemeinsam Superintendent Marc Wischnowsky und Jan Peter Schulze. Der scheidende Kreis-Kantor Martin Böcker spielt die Orgel. Beginn: 15 Uhr.

Weitere Artikel