TPferde und Verein sind Herzensangelegenheit in Kehdingen

Britta Wulff sieht bei Hannoveraner-Wallach Warengo nach dem Rechten. Foto: Berlin
Der Reit- und Fahrverein Südkehdingen wird 100 Jahre alt. Mit viel Energie und Idealismus manövrieren diese drei Frauen den Verein durch gute und schlechte Zeiten.
Drochtersen. Reitlehrerin Karin Bädorf trenst und sattelt Nori, eine brave Schwarzwälder Fuchs-Stute. Ihre Reitschülerin schaut ihr dabei zu und lernt. Die Hufe hat das Mädchen schon ausgekratzt, die Sattellage mit dem Striegel ausgestrichen. Heute Nachmittag steht in der Reithalle eine Longenstunde auf dem Plan. Karin Bädorf führt das Mädchen auf Nori durch den Sand. Sie achtet auf den richtigen Sitz des Mädchens.

Karin Bädorf unterrichtet die Reitschülerin auf Nori, einer Schwarzwälder Fuchs-Stute. Foto: Berlin
Die meisten Kinder steigen im Reit- und Fahrverein Südkehdingen im Drochterser Ortsteil Nindorf mit dem Voltigieren ein. Einige bleiben dabei. Die Longenstunden nehmen die Fortgeschrittenen im zweiten Schritt. Wer dann mehr will, genießt den Unterricht in der Gruppe oder einzeln auf Schulpferden. Auch im 100. Jahr des Bestehens des Reitvereins kommt vor allem am Nachmittag Leben in die Reithalle - wenn die Schule aus ist.
Jeden Monat etwas Besonderes zum Jubiläum
Seit zwei Jahren stehen drei Frauen an der Spitze des Vereins. Annika Terpstra, Britta Wulff und Daniela Lauks sitzen eine Etage höher und verfolgen die Reitstunde durch die Panoramafenster des Schulungsraums. In diesem Raum sind auch die meisten Ideen für das Jubiläumsjahr entstanden. Das Programm steht. Alles soll ein bisschen größer werden. Ein Angebot für die Mitglieder, Angebote für ein breites Publikum. „Wir wollen alle mitnehmen“, sagt Daniela Lauks.

Seit 2022 das Trio an der Spitze des Vereins (von links): Annika Terpstra, Britta Wulff und Daniela Lauks. Foto: Berlin
Höhepunkte des Jubiläumsjahres sind das Voltigierturnier im Mai, das Ringreiten im Juni und das Reitturnier mit dem Flohmarkt Ende August. Das komplette Programm steht im Internet unter www.reitverein-suedkehdingen.de. In der Planung steckt viel Liebe zum Detail, in der Vereinsarbeit selbst eine Menge Idealismus.
Reitvereine leiden unter steigenden Kosten
Reitvereine haben es mitunter nicht leicht. Erst litten sie unter der Corona-Pandemie, dann unter steigenden Kosten. Die Bundestierärztekammer hob zudem die Preise in der Gebührenordnung an, an die alle Tierärzte gebunden sind. Die Kosten für OP-Versicherungen haben sich teilweise verdoppelt in den vergangenen Jahren. Versicherer verlangen für die Haftpflicht und die Absicherung von Reitbeteiligungen mehr Geld.
„Wir müssen die Balance finden. Wir können die Kosten für die Mitglieder nicht explodieren lassen“, sagt Daniela Lauks. Die Beiträge hat der Verein in den vergangenen Jahren einmal moderat erhöht. Der Reit- und Fahrverein Südkehdingen habe dabei den großen Vorteil, dass die Reitanlage ihm gehört. Außerdem scheint die Gemeinschaft zu funktionieren. „Wer im Verein ist, muss sich einbringen“, sagt Lauks. Das spart auch Kosten.
Selbst im Lockdown zahlten die Mitglieder Beiträge
Die Solidarität hatte sich vor allem während der Corona-Pandemie gezeigt. „Die Mitglieder zahlten damals Beiträge, obwohl sie keinen Unterricht bekamen“, sagt Britta Wulff. Privatpersonen, die im Verein organisiert sind und ihre eigenen Pferde auf dem Gelände einmieten, hatten sich damals um die Schulpferde gleich mit gekümmert.
Weil die Gemeinschaft funktioniert, sind die Zahlen im Verein seit Jahren stabil. 200 Mitglieder sind im Verein organisiert, davon drei Viertel Kinder und Jugendliche. „Jungs können wir an einer Hand abzählen“, sagt Daniela Lauks. 15 Einsteller haben Boxen für ihre Privatpferde gemietet, sieben Schulpferde leben auf dem Gelände. Zur Infrastruktur gehören neben der Reithalle ein Springplatz und ein Dressurplatz.

Ortstermin in der Boxengasse: Dr. Saskia Walther sucht nach möglichen Blockaden bei den Pferden. Foto: Berlin
In Drochtersen-Nindorf zahlen die Mitglieder zwischen 30 und 68 Euro Jahresbeitrag. Hinzu addieren sich die Kosten für den wöchentlichen Unterricht für Reiten oder Voltigieren zwischen 20 und 50 Euro pro Monat.
Pferde schaffen besondere Momente
Britta Wulff schaut kurz in der Box von Warengo vorbei, ein Hannoveraner Schimmel-Wallach. Sie krault Nüstern und Maul des 17-Jährigen. „Ich habe nicht mal ein eigenes Pferd. Aber wenn es tagsüber mal stressig war, kann ich in der Box richtig runterfahren“, sagt sie. Daniela Lauks erzählt, sie sei hier „gefühlt aufgewachsen“. Verein und Pferde seien „Herzenssache“. Annika Terpstra engagiert sich im Vorstand, weil sie „nicht meckern, sondern selbst machen“ will.
Die Tiere verbinden sie. Allein dieser Moment, am Morgen oder am Abend, wenn die Pferde in völliger Stille zufrieden ihr Futter mümmeln, motiviert die drei Frauen, aus dem Jubiläumsjahr eine besondere Zeit zu machen.