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David Tonojan

TPianist David Tonojan: Von Himmelpforten nach Stockholm

Pianist David Tonojan, aufgewachsen in Himmelpforten, steht vor einem neuen Lebensabschnitt. Sein Konzert in Stade ist Schlussakkord und Auftakt zugleich.

Pianist David Tonojan, aufgewachsen in Himmelpforten, steht vor einem neuen Lebensabschnitt. Sein Konzert in Stade ist Schlussakkord und Auftakt zugleich. Foto: Tonojan

Pianist David Tonojan hat seinen Weg gemacht, von Himmelpforten über Frankfurt nach Berlin. Nun geht es mit der Familie nach Stockholm - weil seiner Tochter etwas Besonderes gelungen ist.

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Von Grit Klempow
Freitag, 27.06.2025, 14:50 Uhr

Himmelpforten/Stade. Aus David Tonojans Stimme spricht leise, was aus seiner Musik klingt: Die Hingabe an seine Kunst, Tiefgang und sympathische Bescheidenheit. Der Pianist ist in Himmelpforten aufgewachsen, er lebt in Berlin, ist am Sonntag für ein Konzert in Stade - und bricht demnächst mit seiner Familie zu einem neuen Lebensabschnitt im Ausland auf.

Das Ziel heißt Stockholm. Im August steht der Umzug an - auch deshalb ist das Konzert in Stade vielleicht der vorläufige Schlussakkord hinter 30 Jahren in Deutschland und davon zehn Jahren Berlin. „Für mich persönlich ist es deshalb auch was sehr Besonderes, dieses Konzert in Stade zu spielen“, sagt David Tonojan.

Tochter Mila besucht besondere Schule

Aus Stockholm stammt Tonojans Lebensgefährtin - und hier wird die gemeinsame Tochter Mila auf eine besondere Schule gehen. Während sein Talent in Himmelpforten, Stade und Hamburg gefördert wurde, wird seine Tochter ihr Talent schon früh an der „Lilla Akademien“ entfalten können.

Die sechsjährige Mila hat dort die Aufnahmeprüfung bestanden. Die auf Musik und Talentförderung ausgerichtete Schule wird vom schwedischen Königshaus gefördert. Gleichzeitig bedeutet die Familie vor Ort auch Unterstützung und Rückhalt im Alltag.

Musikerfamilie Tonojan

David Tonojan selbst ist über seine Eltern in Himmelpforten verwurzelt. In Moskau geboren wuchs er hier in seiner aus Armenien stammenden Familie auf. Sein Vater Vardan Tonojan ist nach wie vor Dirigent und künstlerischer Leiter der Big Band Himmelpforten und der Big Band Cuxhaven. Er hatte seinen Sohn früh unterrichtet und den Weg geebnet, sein musikalisches Talent auszuschöpfen.

Auch David Tonojan hat seine Tochter behutsam geschult. Dass sie in Berlin in den Barenboim-Kindergarten gehen konnte, „hatte auch einen sehr guten Input“, so Tonojan. Den Kindergarten hatte der berühmte Dirigent Daniel Barenboim initiiert und ihm die Leitlinie „nicht Musikerziehung, sondern Bildung der Kinder mit und durch Musik“ mitgegeben.

Junges Talent an der Geige

Tochter Mila hat nach der einstündigen Aufnahmeprüfung in Stockholm einen von 24 Plätzen in der ersten Klasse bekommen - bei mehr als 300 Kindern, die sich darauf beworben hatten. Gesang, Intervalle und Rhythmik heraus zu hören, Tanz und Bewegung gehören zur Prüfung, auch gegebenenfalls das Musizieren eines Instruments - Mila lernt Geige.

Freude und Stolz klingen leise wie eine erste und zweite Stimme in der Musik durch, wenn David Tonojan über die Schule in Stockholm spricht. Das Wissen darum, wieviel Disziplin und Leidenschaft es für die Musik braucht, um den Weg weiter zu gehen, vervollständigt den Klang. Und wird untermalt vom Grundsatz „dass eigentlich jedes Kind musikalisch talentiert ist“.

Jedes Kind ist musikalisch talentiert

Nach diesem Grundsatz arbeitet auch die Barenboim-Akademie in Berlin, für die David Tonojan mit großer Freude als Klavierdozent an der Maria-Leo-Grundschule gearbeitet hat. Seit 2017 ist Tonojan künstlerischer Leiter der Konzertreihe „Sonic Relief“ in Berlin, die neue Formate für klassische und zeitgenössische Musik entwickelt.

Als Solist und Kammermusiker gastierte Tonojan in renommierten Sälen wie der Laeiszhalle Hamburg, dem Mozartsaal der Alten Oper Frankfurt, dem Pierre Boulez Saal Berlin, der Katherine Brennan Hall in Dublin sowie dem Beacon Theatre New York. Konzertreisen führten ihn durch Europa sowie in die USA.

Gemeinsames Konzert in Stade

Am Sonntag, 29. Juni, wird er mit dem Bratschisten German Tcakulov im Königsmarcksaal des Stader Rathauses spielen. Mit Tcakulov verbindet ihn eine Freundschaft. Tonojan verweist auf den Werdegang seines Freundes, der schon früh und ohne Eltern für die musikalische Ausbildung allein ins mehr als 2000 Kilometer entfernte St. Petersburg gegangen ist. Die Kunst kann ihren Talenten harte Lebenswege abverlangen.

German Tcakulov ist Professor für Viola in Salzburg. Zusammen mit David Tonojan gibt er am Sonntag ein Konzert in Stade.

German Tcakulov ist Professor für Viola in Salzburg. Zusammen mit David Tonojan gibt er am Sonntag ein Konzert in Stade. Foto: Tcakulov

Mit 21 Jahren kam Tcakulov nach Deutschland. An der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin machte er seinen Bachelor und Master im Fach Viola. Als Orchestermusiker arbeitet er mit Dirigenten wie Mariss Jansons, Simon Rattle, Daniel Barenboim oder John Eliot Gardiner. Seit Oktober 2024 ist er Professor für Viola an der Universität Mozarteum in Salzburg.

Wissen an musikalischen Nachwuchs weitergeben

Gefragt nach seinen Zielen als Musiker, muss David Tonojan einen Moment überlegen. Zu groß ist die Fülle an Musik, die Bandbreite der Stücke, die er noch spielen und in sein Repertoire aufnehmen will. „Ein Menschenleben reicht dafür nicht aus“, sagt er.

Sich stetig zu verbessern, neue und alte Kompositionen zu meistern, das gehört zu seiner Berufung dazu. Aber eines will er auf jeden Fall - und ist damit zurück beim Talent: „Ich will mich weiterentwickeln als jemand, der sein Wissen und Können weitergibt“, sagt er.

Das Konzert mit David Tonojan am Klavier und German Tcakulov an der Viola beginnt am Sonntag um 17 Uhr im Königsmarcksaal im Rathaus Stade. Im Konzert werden unter anderem zu hören sein: Sonate für Viola da Gamba Nr.3 g-Moll (Johann Sebastian Bach), Märchenbilder für Klavier und Viola (Robert Schumann) und von Franz Schubert die Arpeggionesonate.

Karten an der Abendkasse. Reservierungen sind möglich unter der Telefonnummer 04144/ 8592. Erwachsene zahlen 25 Euro, Schüler, Auszubildende und Studenten 14 Euro.

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