TPlatz für Wohnraum: Bagger frisst sich durch Horneburger Feuerwache

Der Abriss des alten Feuerwehrgerätehauses an der Bleiche in Horneburg hat am Montag begonnen. Foto: Vasel
Bagger marsch an der Bleiche in Horneburg: Das Abbruchunternehmen Meybohm aus Dollern hat mit dem Abriss der alten Feuerwache begonnen. Die Investoren haben Großes vor.
Horneburg. Baggerfahrer Dieter Alpers zerlegt mit seinem Greifer in diesen Tagen den Erweiterungsbau des 1950 erbauten früheren Feuerwehrgerätehauses im Schatten der Liebfrauenkirche an der Bleiche in Horneburg. Für den hydraulischen Sortiergreifer des Abbruchunternehmens Meybohm aus Dollern sind die Stahlbeton-Elemente des Gerätehausanbaus von 1981 weich wie Butter. Ein feiner Wassernebel bindet den Staub.
700 Kubikmeter Bauschutt müssen sortiert werden
Im Vorfeld des Abbruchs waren bereits die asbesthaltigen Bauteile im Altbau fachmännisch entfernt worden. „Voraussichtlich zwei Wochen“ werden die Dollerner für den Abriss benötigen, hieß es am Montag. Allein beim Bauschutt rechnet Alpers mit rund 700 Kubikmetern. Dieser landet unter anderem in einer Aufbereitungsanlage eines Entsorgungsbetriebes in Düdenbüttel.
Verwertbarer Schutt wird zertrümmert - und landet recycelt im Straßenbau. Hinzu kommen weitere Reststoffe, wie Holz, Dämmung oder Metall. Das alles wird bereits vor Ort sortiert. Nachmittags verfolgten zahlreiche Bürger, vor allem Mütter mit Kindern, die Abbrucharbeiten. Der Vorplatz ist mit Bauzäunen gesichert.

Rund 700 Kubikmeter allein an Bauschutt landen in den Absetzcontainern. Foto: Vasel
Damit das Bauunternehmen Hofschröer Projektbau aus Lingen im Jahr 2027 die Fertigstellung feiern kann, müssen Rat und Verwaltung noch einen Bebauungsplan für das Grundstück absegnen. Der Aufstellungsbeschluss ist am 17. September dieses Jahres im Ausschuss für Bauen und Umwelt des Fleckens Horneburg einstimmig empfohlen und im nicht öffentlichen Verwaltungsausschuss beschlossen worden.
Bebauungsplan Alte Feuerwache soll 2025 beschlossen werden
Aktuell ist die Fläche an der Bleiche nördlich von Edeka Drewes planerisch für den Gemeinbedarf vorgesehen - mit der Zweckbestimmung Feuerwehr. Um ein Wohn- und Geschäftshaus errichten zu dürfen, müssen Flecken und Hofschröer über den Bebauungsplan Nr. 34 Alte Feuerwache planrechtliche Voraussetzungen schaffen. Bauamtsleiter Roger Courtault rechnet mit einem Satzungsbeschluss im Jahr 2025. Dieser ist Voraussetzung für eine Baugenehmigung durch den Kreis Stade. Ab Mitte 2025 könnte der Antrag eingereicht werden.

Der Bagger frisst sich in den Erweiterungsbau des ehemaligen Feuerwehrgerätehauses. Foto: Vasel
Bis zu 90.000 Euro der Abrisskosten werden Land, Bund und Flecken über die Städtebauförderung übernehmen. Diese läuft aus, die Straße wird nicht mehr - wie Burggraben und Auedamm und der Anfang der Bleiche auf Höhe der Kirche - bis 2027 saniert. Allerdings, so Courtault, wird der Investor den Gehweg auf seiner Straßenseite erneuern.
Hofschröer Projektbau hatte im Jahr 2022 das Investorenauswahlverfahren für sich entschieden. Nach TAGEBLATT-Informationen werden die Lingener 650.000 Euro für das 3632 Quadratmeter große Grundstück an der Bleiche auf den Tisch legen. Das Feuerwehrgerätehaus von 1950/1981 hatte Ende 2021 mit dem Neubau am Schützenweg seine Funktion verloren.
Bezahlbarer Wohnraum im Herzen Horneburgs
Hofschröer Projektbau hat sich verpflichtet, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen - für Familien, Singles und Senioren. Ein Drittel der Wohneinheiten ist dafür vorgesehen, der Flecken hat sich im Vertrag ein Vorschlagsrecht für die Belegung einräumen lassen. Generationsübergreifendes Zusammenleben ist ein Ziel, so Hofschröer-Projektleiter Ralf Hüsing. Außerdem gehören die Sicherung der medizinischen Nahversorgung, Nachhaltigkeit und regenerative Energieversorgung zum Konzept. Im Gespräch sind unter anderem Photovoltaik und Geothermie. Auf der Nordseite seien Gründächer angedacht. Eine erste Visualisierung hatte das Büro sop architekten aus Düsseldorf bereits 2023 vorgelegt.

So soll der Innenhof im Jahr 2027 aussehen. Foto: Hofschröer
2025/2026 soll der Grundstein für den Wohn- und Gewerbekomplex gelegt werden. Im Gespräch sind aktuell bis zu vier Gewerbeeinheiten (100 bis 550 Quadratmeter groß) und 30 Eigentumswohnungen (35 bis 150 Quadratmeter groß). Das Interesse sei groß. Im Zuge von Marktanalyse, Bebauungsplan und Feintuning bei der Gestaltung könnten Wohnungsgröße und -zahl noch variieren. Das gelte auch für das Gewerbe - je nach Nachfrage.
In der Tiefgarage soll es Platz für 34 Pkw geben, auch E-Autos und Lastenfahrräder haben die Architekten im Blick. Jede Wohneinheit wird mindestens einen Balkon haben, Bewohner des Obergeschosses können die Dachterrasse nutzen. Das Quartier will sich nach außen öffnen, Fußgänger werden durch den begrünten Innenhof flanieren können. Hausbewohner und Gewerbetreibende könnten den Hof gemeinschaftlich nutzen, Urban Gardening und Nachbarschaftsfeste seien denkbar. Hofschröer rechnet mit einer Bauzeit von voraussichtlich 20 bis 22 Monaten.
Mehr als 200 Wohnungen fehlen in Horneburg
Das Wohnraumversorgungskonzept des Landkreises Stade hat den Bedarf aufgezeigt. Beim bezahlbaren Wohnraum sollen die Durchschnittsmieten bei 7,50 bis 10 Euro pro Quadratmeter liegen.

In zwei Wochen steht hier nichts mehr. Foto: Vasel
Bis 2040 müssten 627 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern geschaffen werden. Laut Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung fehlt vor allem bezahlbarer Wohnraum, die InWIS-Experten sehen in der Samtgemeinde Horneburg einen Bedarf von 211 preisgebundenen Wohnungen.