TPolitik in Krummendeich: Wenn die Zuhörer bei Entscheidungen mitwirken

Nach Wischhafen stimmte auch der Rat der Gemeinde Krummendeich dem Gesetz über die Neubildung der Gemeinde Nordkehdingen zu. Foto: Helfferich
21 Besucher waren jüngst bei der Ratssitzung in Krummendeich dabei, fünfmal so viel wie Politiker anwesend waren. Es ist gelebte Bürgernähe, die das Dorf zusammenhält. Ein Besuch.
Krummendeich. Fast hätte der Krummendeicher Gemeinderat gar nicht tagen können. Das notwendige vierte Ratsmitglied kam gerade noch rechtzeitig. Denn die Gemeindevertretung ist nur beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte der Vertreter anwesend ist. Der Krummendeicher Rat zählt gerade einmal sechs Mitglieder, die rund 470 Bürgerinnen und Bürger vertreten.
Gut gefüllt dagegen waren die Reihen der Zuhörer: 21 Interessierte waren in die Freizeitanlage gekommen. Dabei stand nichts Ungewöhnliches auf der Tagesordnung. Die Krummendeicher interessieren sich für ihr Dorf. Sie stoßen mit ihren Fragen bei den Ratsmitgliedern auf offene Ohren. Und die Kommunalpolitiker fragen durchaus auch mal das Publikum um Rat. Bürgermeisterin Christiane von der Decken (CDU) agiert da unkonventionell.
So auch am Mittwochabend. Ein Bürger hatte beantragt, im Bereich des Baugebietes Hoffeld einen verkehrsberuhigten Bereich einzurichten. Gemeindedirektor Frank Griemsmann stellte zunächst klar, dass die Umsetzung einen erheblichen Aufwand zur Folge habe. So müssten auf der frisch ausgebauten Straße Fahrbahnverengungen, Blumenkübel oder Aufpflasterungen geschaffen werden.
Hier werden die Zuhörer nach ihrer Meinung gefragt
Einfacher sei, eine Tempo 30-Zone auszuschildern, so Griemsmann. Nach Rücksprache mit dem Landkreis sei das möglich, da das Baugebiet innerhalb einer geschlossenen Ortschaft liegt. An der Verkehrsberuhigung festhalten oder Tempo 30 einrichten? „Was sagt Ihr denn dazu?“, fragte die Bürgermeisterin die Besucher. Allgemeines Köpfenicken: „Wir können mit Tempo 30 gut leben.“
Auch das leidige Thema Grundsteuer wurde schnell geklärt. Griemsmann erklärte: Die Gemeinde Krummendeich habe zum 1. Januar 2025 Hebesätze von 400 Prozent für die Grundsteuer A und 260 Prozent für die Grundsteuer B beschlossen und damit vermeintlich die Aufkommensneutralität festgestellt.
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Das heißt: Unterm Strich wollte die Gemeinde nicht mehr Grundsteuer einnehmen als vor der Reform. Zu diesem Zeitpunkt lagen aber noch nicht alle Veranlagungen des Finanzamtes vor. Nun musste nachgebessert werden. Die Grundsteuer B wird zum kommenden Jahr mit 200 Prozent 60 Prozentpunkte niedriger angesetzt. So sei die Aufkommensneutralität wieder gewahrt, so der Gemeindedirektor.
Der neue Wohnmobilplatz kommt gut an
Viel Lob erhielt Thorsten Weber, Platzwart des neuen Wohnmobilstellplatzes. Zweimal am Tag, morgens und am späten Nachmittag, schaut er nach dem Rechten. Der Wohnmobilplatz werde gut angenommen, meistens seien acht bis zwölf Fahrzeuge eingecheckt.
„Es gab aber auch mal einen Tag mit 16 Fahrzeugen“, so Weber. Der Platz habe seine Liebhaber: Ein Paar sei in diesem Sommer bereits zehn Mal vorbeigekommen. Probleme benannte der Platzwart aber auch: Zu Beginn habe der Kassenautomat wochenlang gestreikt. „Da musste ich bar kassieren.“
Sein Fazit: „Einen besseren Job hätte ich nicht kriegen können.“ Die Antwort der Bürgermeisterin. „Wir hatten richtig Glück, dass du dich beworben hast.“ Und die Krummendeicher applaudierten.
Zum Ende der Sitzung mussten die vier Ratsmitglieder noch über das Gesetz über die Neubildung der Gemeinde Nordkehdingen abstimmen. Sie stimmten zu. „Noch ein Jahr, dann gibt es uns nicht mehr. Da wird man doch ein bisschen wehmütig“, sagte Christiane von der Decken. Andererseits weiß auch sie, dass es immer schwieriger wird, die Räte zu besetzen - ihr eigenes Dorf ist nur ein Beispiel dafür.

Im Hoffeld soll künftig 30 km/h als Höchstgeschwindigkeit gelten. Foto: Helfferich
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