TPolizei: Kinder wüteten offenbar in Lagerhalle – Inhaber bangt um Existenz
In der Maschinenhalle von Baumab Lemke in Lauenbrück wurde auch der Oldtimer zerstört, der nur noch Schrottwert hat. Foto: Kreib
Der Vandalismus bei einer Firma im Kreis Rotenburg hatte Fassungslosigkeit ausgelöst. Nun hat die Polizei drei Kinder als Täter ermittelt. Bleibt der Inhaber jetzt auf dem Schaden sitzen?
Lauenbrück. Wer für die Verwüstungen in der Maschinenhalle einer Baumpflegefirma in Lauenbrück verantwortlich ist, steht jetzt offenbar fest: Zwei Elfjährige und ein Siebenjähriger sollen für die Tat verantwortlich sein. Nach Polizeiangaben verursachten sie einen Schaden von rund 50.000 Euro. Rotenburgs Polizeisprecher Marvin Teschke bestätigt, dass die drei Kinder als Verursacher ermittelt worden sind. Viele Hinweise hätten zur Aufklärung geführt.
Strafrechtliche Konsequenzen wird es für die Kinder nicht geben. Erst mit 14 Jahren sind Heranwachsende strafmündig. Ob der Lauenbrücker Unternehmer Carsten Lemke den immensen Schaden ersetzt bekommt, steht auch noch in den Sternen.
In der von Lemke angemieteten Halle in der Nähe des Bahnhofs sind alle Scheiben der dort abgestellten Fahrzeuge zerstört worden. Jeder Außenspiegel und jedes Armaturenbrett wurde demoliert. Ein Mercedes-Oldtimer hat nur noch Schrottwert. Alle Geräte wurden zudem mit Graffiti beschmiert.
Inhaber bangt um Existenz der Firma
Beim Termin mit der Kreiszeitung vor Ort stand Lemke vor zwei Wochen fassungslos in seiner Halle. Welche Maschinen und Fahrzeuge überhaupt noch brauchbar sind, sei vollkommen unklar. Er sieht seine unternehmerische Existenz gefährdet. Ohne das schwere Gerät wie Hebebühnen, ohne die Schlepper und den Unimog sei die Firma nicht mehr so einsatzbereit wie vor der Welle sinnloser Zerstörung.

In Lauenbrück randalierten offenbar Kinder in einer Lagerhalle. Foto: Polizei
Die Polizei hat den Lauenbrücker über den Ermittlungserfolg informiert. „Doch die Kuh ist damit noch lange nicht vom Eis“, sagt Carsten Lemke. Wer zahlt für den Schaden? Das sei die entscheidende Frage. Einer der Väter habe das Gespräch mit dem Unternehmer gesucht. Der Mann sei fassungslos gewesen, als er das Ausmaß der Vandalismus-Attacke gesehen habe, berichtet Lemke. Er habe keine Erklärung dafür gehabt, wieso sein Sohn so etwas angestellt hat. Das sei nicht seine Erziehung, erinnert sich Lemke an das Gespräch mit dem Vater. „Von den anderen Eltern habe ich noch gar nichts gehört“, berichtet er.
Ob die Versicherung einspringt, ist offen
Für den Lauenbrücker geht es jetzt in erster Linie um Fragen von Haftung und ums Begleichen des immensen Schadens. Der Vater, der das Gespräch mit ihm gesucht hat, habe ihm versichert, dass er eine Haftpflichtversicherung habe. Wobei in einem solchen Fall offen ist, ob eine Versicherung überhaupt einspringt.
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Die Mediengruppe Kreiszeitung hat bei der VGH in Hannover nachgefragt. „Das ist ein superkompliziertes Thema und eine pauschale Antwort gibt es nicht“, erklärt deren Pressesprecher Christian Worms. Jeder Einzelfall werde überprüft.

Die Wände der Lagerhalle wurden beschmiert. Foto: Polizei
Wobei Kinder bis zu sieben Jahren nicht als deliktsfähig gelten. Sprich: Sie können für ihr Handeln nicht zur Verantwortung gezogen werden. Wenn eine Versicherung mit einem Fall wie dem aus Lauenbrück konfrontiert ist, werde auf alle Details geachtet, erklärt der Sprecher. Wie sieht es mit der Aufsichtspflicht der Eltern aus? Haben die beiden Elfjährigen eine Einsichtsfähigkeit in ihr Handeln und konnten sie die Folgen abschätzen? Es ist daher ungewiss, ob eine Versicherung die Schäden übernimmt oder der Lauenbrücker Unternehmer zivilrechtliche Ansprüche gegenüber den Eltern geltend machen muss. „Ich habe auf jeden Fall einen Termin beim Anwalt“, sagt Lemke.
Eine Frage der Verantwortung
Für den Unternehmer gibt es jetzt immerhin die Gewissheit, wer in seiner Halle randaliert hat. Ihn treibt aber noch etwas anderes um: „Es muss jemand Verantwortung übernehmen.“ Wer kümmert sich darum, dass sich solche Taten durch die drei Kinder nicht wiederholen? „Denen passiert schließlich nichts“, sagt Lemke.
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Die Polizei führt ihre Ermittlungen zu Ende und übergibt dann die Akten an die Staatsanwaltschaft, die das Verfahren wegen der Strafunmündigkeit einstellt. „Wenn nichts passiert, dann machen die vielleicht weiter“, befürchtet Lemke. Er glaubt nicht, dass der Riesenschaden eine abschreckende Wirkung auf die Kinder haben wird. Zumindest besteht die Möglichkeit, dass die Zerstörungswut nicht folgenlos für die drei Kinder bleibt. Das Jugendamt wird von der Polizei in solchen Fällen informiert, heißt es vom Landkreis Rotenburg.
Weil der Schaden in Lemkes Halle viele Menschen bewegt hat, hatten die „Hundefreunde Lauenbrück“ eine Spendenaktion gestartet. Auf der Plattform „GoFundMe“ sind rund 4.400 Euro zusammengekommen. „Wir müssen Solidarität zeigen“, hatte die Vorsitzende des Vereins, Katrin Wulf, die Aktion begründet. So groß, wie die Welle der Solidarität war, genauso groß ist die Fassungslosigkeit über das Alter der Täter. „Die Menschen sind geschockt“, sagt Carsten Lemke über Reaktionen auf den Ermittlungserfolg der Polizei.