TPost-Ärger in Stade: Briefe werden nur einmal pro Woche zugestellt

Bei der Bundesnetzagentur gingen bis Ende November 2023 circa 35.000 Beschwerden zu Postthemen ein. Foto: Sven Hoppe/dpa
In einigen Stader Stadtteilen hakt es mit der Zustellung: Anwohner bekommen nur einmal pro Woche Post. Bei einem Ehepaar blieb der Briefkasten noch länger leer. Was es jetzt stattdessen macht und was die Post zu den verspäteten Zustellungen sagt.
Stade. Damit hatten sie nicht mehr gerechnet: Kürzlich lag bei Barbara und Andreas Thiemann ein Supermarkt-Prospekt im Briefkasten. „Zum ersten Mal seit mindestens einem halben Jahr haben wir diesen Prospekt bekommen“, sagt Andreas Thiemann. Eine Seltenheit - doch noch ärgerlicher sind die Briefe, die bei den Thiemanns häufig erst mit großer Verspätung ankommen - und das schon länger.
Barbara Thiemann weiß noch, wie es anfing. „Weil es zu meinem Geburtstag im Sommer 2022 keine einzige Glückwunschkarte gab.“ Darüber war sie bestürzt, ihre Freundinnen dagegen ungehalten. „Warum bedankst du dich denn gar nicht für die Post?“, wollten sie wissen. „Und ich dachte, die hätten mich vergessen“, sagt Barbara Thiemann. Mit großer Verspätung trafen die Karten schließlich ein. Genauso wie eine Einladung, die sie am 15. Dezember erreichte; zu einer Veranstaltung, die am 11. Dezember stattgefunden hatte.
Pakete per UPS kommen stets pünktlich
Die Thiemanns wohnen in Hahle. Briefe kämen einmal in der Woche oder seltener an, manchmal erst nach drei Wochen. Auch Postpakete erhalten die Thiemanns schleppend, andere Paketzusteller seien schneller.
Andreas Thiemann arbeitet als Anwendungstechniker im Außendienst, seit 2001 im Homeoffice. Sein Arbeitgeber schickt ihm regelmäßig Pakete per UPS. Die seien pünktlich da, sagt Thiemann. Den Postboten wollen sie die verspätete Post aber nicht in die Schuhe schieben. „Die Austräger, die wir angesprochen haben, sagen, die Touren werden größer und es gibt weniger Kollegen.“ Da die Thiemanns häufiger Handwerker-Rechnungen bekommen, haben sie für sich eine andere Lösung gefunden. „Wir wollen pünktlich bezahlen. Dieser Schriftverkehr läuft bei uns nur noch online.“

Andreas und Barbara Thiemann hätten gerne regelmäßiger Post in ihrem wunderschönen Briefkasten. Foto: Bisping
Zur Beschwerdestelle der Post hatte Andreas Thiemann mehrfach Kontakt. „Dort waren sie immer sehr höflich, sehr nett.“ Als Entschädigung bekamen die Thiemanns Briefmarken. Geändert hat sich nichts, sagen sie. Die beiden bedauern das. „Ist doch schade, dass sich eine solche Institution so entwickelt.“ Was sie sich wünschen? „Ein ehrliches Statement von der Post.“
Briefkasten quillt am Ende der Woche über
Mit ihrem Ärger sind die Thiemanns nicht allein. Im Kopenkamp sieht es in Teilen ähnlich aus. Auch Anwohner Bernd Titze hat sich schon bei der Bundesnetzagentur, der staatlichen Aufsicht für Postdienstleister, beschwert.
Laut ihr gingen bis Ende November vergangenen Jahres circa 35.000 Beschwerden zu Postthemen ein. Allein im November 2023 waren es circa 5000 Beschwerden, etwas weniger als im November 2022 mit 6756 Beschwerden. Allerdings ist das Postaufkommen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung rückläufig. Verglichen mit 2021 (12,2 Milliarden) gab es 2022 (11,9 Milliarden) 2,24 Prozent weniger Briefe.
„Seit einigen Wochen erhalten wir nur noch einmal pro Woche Post“, sagt Titze. Freitags oder samstags quille dann der Briefkasten über. Titze erzählt, er habe den früheren Zusteller getroffen. „Der hat das Gebiet gewechselt. Und bei uns geht es jetzt drunter und drüber.“
Das sagen Post und Bundesnetzagentur
Maike Wintjen von der Regionalen Kommunikation Nord der Deutschen Post AG in Hamburg nimmt dazu Stellung. An besonders starken Tagen gebe es bis zu 11 Millionen Pakete „allein in unserem Netz“, so Wintjen. Ansonsten 6,2 Millionen - und circa 45 Millionen Briefe täglich. Dazu noch Witterungen wie Schnee und Lkw, die im Stau stecken bleiben. Plus jahreszeitbedingte Ausfälle durch Krankheiten. Bezirke müssten manchmal anders aufgeteilt werden und Kollegen etwas mit austragen. Das habe auch in Stade punktuell zu Verzögerungen geführt.
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„Dass jemand drei Wochen lang keine Post bekommen hat, schließen wir als Dienstleister aber aus“, sagt sie. Personell seien sie gut aufgestellt, allerdings „immer auf der Suche nach engagiertem Personal, um die normale Fluktuation auszugleichen“. Ein Postbote in Stade erhalte 14,93 Euro Tarif-Stundenlohn, ab April 16,50 Euro. Dazu weitere Vergütungen wie Weihnachtsgeld.
Über 40.000 Kunden unzufrieden mit der Post
Beschwert sich ein Kunde, erhalte er für weitere Reklamationen eine Anliegennummer. Kontaktmöglichkeiten gibt es über die Kunden-Hotline unter Telefon 0228/4333112, das Kontaktformular auf der Website oder über Social Media. Laut Bundesnetzagentur hatte sich das Aufkommen an Bürgerbeschwerden 2022 im Verhältnis zu 2021 nahezu verdreifacht. Im Jahr 2022 gab es 43.152 Beschwerden - hauptsächlich im Briefbereich.
Bald ist Frühling. Landen keine Briefe darin, wird der Briefkasten der Thiemanns in Form eines Vogelhäuschens vielleicht anders genutzt. „In dem können bald wirklich Vögel nisten“, sagt Andreas Thiemann.