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Tritte und Schläge

TPrügel auf dem Pausenhof: Eltern berichten von Gewalt an Oberschule

Sie haben einen Anwalt eingeschaltet: Rudi und Angelique Brunke sind nach den neuerlichen Vorfällen an der Oberschule Bederkesa zutiefst besorgt um die Sicherheit ihrer beiden Söhne.

Sie haben einen Anwalt eingeschaltet: Rudi und Angelique Brunke sind nach den neuerlichen Vorfällen an der Oberschule Bederkesa zutiefst besorgt um die Sicherheit ihrer beiden Söhne. Foto: Schoener

Gerome und Jermaine können nicht mehr schlafen. Die beiden Drangstedter haben von Mitschülern an der Oberschule Bederkesa (Landkreis Cuxhaven) wiederholt Schläge und Tritte kassiert. Die körperlichen Folgen sind fast abgeheilt, doch die seelischen bleiben.

Von Andreas Schoener Montag, 05.02.2024, 15:58 Uhr

Bad Bederkesa. Lange hatten Angelique und Rudi Brunke angenommen, dass Gewalt an der Schule ein Thema ist, das sie niemals direkt betreffen würde. Doch dann kam der 22. November 2022. „Meine Jungs sind in der großen Pause grundlos von Mitschülern mit Steinen und Milchverpackungen beworfen und dann verprügelt worden sind“, erzählt die Mutter sichtlich ergriffen der „Nordsee Zeitung“.

Der 13-jährige Jermaine kann die Attacken an der Oberschule in Bad Bederkesa bis heute nicht verstehen. „Die haben uns schon vorher immer angepöbelt“, sagt er. Wir seien zu fett, wir seien Hunde, und wir sollten mehr Respekt zeigen - all das hätten sie von besagter Schülergruppe immer wieder zu hören bekommen. „Wir haben denen doch nichts getan“, sagt Gerome, vor kurzem 11 Jahre alt geworden, „aber die waren total aggressiv.“

„Die Jungs hatten furchtbare Schmerzen“

Spätestens in diesem Moment kommen bei Angelique Brunke wieder die Bilder ihrer verletzten Kinder hoch, die sie seit diesem Vorfall verfolgen. „Gerome hat damals heftige Prellungen erlitten, seine Wange war geschwollen“, erzählt die 36-Jährige, „und bei Jermaine war die rechte Gesichtshälfte rot und blau.“

Die Spuren am Auge von Jermaine sind noch gut sichtbar - nur eine Folge der gewalttätigen Attacke, denen sich der 13-Jährige an der Oberschule in Bederkesa zuletzt Mitte Januar ausgesetzt sah.

Die Spuren am Auge von Jermaine sind noch gut sichtbar - nur eine Folge der gewalttätigen Attacke, denen sich der 13-Jährige an der Oberschule in Bederkesa zuletzt Mitte Januar ausgesetzt sah. Foto: Schoener

Sie habe die Kinder sofort aus der Schule genommen und zu Hause erst einmal mit Medikamenten versorgt. „Die Jungs hatten furchtbare Schmerzen“, erinnert sich der Vater. Abends sei man noch bei einer Ärztin in Bad Bederkesa gewesen. Die habe dann festgestellt, dass nichts gebrochen sei. „Zum Glück“, sagt der 44-Jährige, „doch der Schock bei uns allen sitzen noch tief.“

Bei der Polizei Anzeige erstattet

Nach jener November-Attacke haben die Eheleute Brunke bei der Polizei in Geestland sofort Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet, haben noch am selben Tag das Gespräch mit der Schulleitung gesucht.

„Wir haben mit der Schulleiterin und einer Lehrerin geredet“, erzählt Angelique Brunke. Und die hätten ihnen versichert, dass man alles unternehmen werde, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen würden. Zur Sicherheit, so schildert es die Mutter, habe die Schule vorgeschlagen, ihre beiden Kinder während der Pause in einem Raum neben dem Lehrerzimmer zu behalten.

Eltern berichten: Junge wurde beim Besuch der Toilette gefilmt

Dennoch haben Mutter und Vater Brunke ihre Söhne aus der Schule genommen, die Hausaufgaben täglich abgeholt und wieder zurückgebracht. „Gerome und Jermaine konnten einfach nicht mehr“, sagt Angelique Brunke, „die trauten sich nicht mehr aus dem Haus.“ Deshalb habe man eine Psychologin in Cuxhaven eingeschaltet. „Die Kinder sind bis heute verängstigt“, erzählt die Mutter mit tränenerstickter Stimme.

Die Schule an der Mühle in Bad Bederkesa: Hier sollen sich die gewalttätigen Angriffe ereignet haben, über die die Eheleute Brunke aus Drangstedt entsetzt berichten.

Die Schule an der Mühle in Bad Bederkesa: Hier sollen sich die gewalttätigen Angriffe ereignet haben, über die die Eheleute Brunke aus Drangstedt entsetzt berichten. Foto: Schoener

Nach den Sommerferien des vergangenen Jahres seien Gerome und Jermaine dann wieder regelmäßig in die Schule gegangen. Und obwohl es zwischenzeitlich erneut Anfeindungen besagter Jugendlicher gegeben habe - zu gewalttätigen Auseinandersetzungen sei es nicht mehr gekommen. Die Mutter berichtet jedoch von einem Vorfall, bei dem ihr jüngerer Sohn während des Toilettengangs von einem Schüler gefilmt worden sei. „Auch da haben wir Anzeige erstattet“, sagt die 36-Jährige, „aber daraus hat sich nichts ergeben.“

Weiterer Vorfall erst ein paar Wochen her

Am 17. Januar dieses Jahres eskalierte die Lage an der Oberschule Bederkesa erneut, sagen die Eltern. Die Kinder bestätigen das. „Ein Klassenkamerad hat mir in der Pause erzählt, dass einer der beiden Jungs, die uns schon mal angegriffen hatten, draußen auf dem Schulhof auf uns warten würde“, sagt Gerome. Aber man habe sich nicht herausgetraut.

„Wir wollten keinen Streit“, beteuert Jermaine. Dafür seien die Jugendlichen dann ins Gebäude gekommen. „Die haben mich getreten und geschlagen“, berichtet Jermaine und weist auf die blauen Flecken dicht neben seinem linken Auge hin. Gerome sei damals noch dazwischengegangen. „Ich habe dabei mehrere Tritte in die Rippen kassiert“, sagt der Elfjährige.

Familie zieht nach Angriffen um

„Als ich meine Kinder an diesem Tag gesehen habe, hat mein Herz geblutet“, erzählt Rudi Brunke. „Wir sind Christen, wir beten morgens, wir gehen jeden Sonntag in die Kirche.“ Man wolle niemandem zur Last fallen und nur ein friedliches Leben leben. Für Angelique Brunke steht fest: „Ich kann die Kinder nicht mehr in die Schule nach Bederkesa schicken.“

Die Familie hat sich deshalb entschlossen, Drangstedt zu verlassen und nach Langen zu ziehen. „Wir wollen, dass unsere Jungs anderswo zur Schule gehen“, sagt die Mutter. Die Umzugswagen sind bereits unterwegs.

Die Leitung der Oberschule Bederkesa wurde um Aufklärung der Vorfälle gebeten. Nach einer mündlichen Zusage zum persönlichen Gespräch, sagte die Schulleitung den vereinbarten Termin ab und bat um schriftliche Fragen. Mehr dazu in einem weiteren Artikel.

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