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Gewalt

TPrügel auf dem Pausenhof der Oberschule: Jetzt äußert sich die Schulbehörde

Die Berichte über gewalttätige Auseinandersetzungen an der Oberschule Bederkesa (Landkreis Cuxhaven) reißen nicht ab. Das sagt die Schulbehörde (Symbolbild).

Die Berichte über gewalttätige Auseinandersetzungen an der Oberschule Bederkesa (Landkreis Cuxhaven) reißen nicht ab. Das sagt die Schulbehörde (Symbolbild). Foto: Annette Riedl/dpa

Angelique und Rudi Brunke haben nach wiederholten Angriffen auf ihre Söhne an der Oberschule Bederkesa genug. Die Familie zieht weg. Die Schulleitung beantwortet Fragen zu den Vorfällen nicht. Sie verweist an die Schulbehörde. Was sagt die?

Von Andreas Schoener Dienstag, 13.02.2024, 13:00 Uhr

Bederkesa. Mareike Wellmeier, stellvertretende Pressesprecherin der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung in Lüneburg (RLSB), äußert sich zu den Fragen, die an die Schulleitung in Bederkesa gerichtet waren, wie folgt.

TAGEBLATT: Hat es Gespräche mit den Eheleuten Brunke gegeben?

Sind die „Aggressoren“ nach den Vorfällen gehört worden? Vermuten Sie fremdenfeindliche Motive? Sind die beteiligten „Schläger“ mit Sanktionen belegt worden? Wurde und wird über einen Schulverweis nachgedacht oder ist ein solcher schon ausgesprochen worden?

Mareike Wellmeier: Konflikte an Schulen werden in der Regel schulintern aufgearbeitet. Gemäß Runderlass „Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen in Schulen in Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft“ verfügt jede Schule über ein Präventionskonzept. Unsere Regionalbeauftragten für Prävention und Gesundheitsförderung (https://bildungsportal-niedersachsen.de/beratung-unterstuetzung/onlineportal-bu/uebergreifend/praevention-und-gesundheitsfoerderung) beraten und unterstützen die Schule bei der Erarbeitung oder Änderung ihres Konzeptes und bei der Einführung bestimmter Programme. Haben Sie bitte Verständnis, dass wir uns zu den konkreten Fragen nicht äußern werden, um den Schutz der Persönlichkeitsrechte aller Beteiligten zu wahren.

Welche Hilfe haben Sie Familie Brunke und ihren Kindern angeboten?

An der Oberschule Bederkesa gibt es eine Fachkraft für schulische Sozialarbeit, die in die Aufarbeitung von Vorfällen von Gewalt zwischen Schülerinnen und Schüler einbezogen wird. Weiterhin werden an der Oberschule Bederkesa situationsbezogene und altersangemessene pädagogische Hilfestellungen und Methoden zur Deeskalation umgesetzt.

Sie haben nach Angaben der Eheleute Brunke nach der Auseinandersetzung im November 2022 zugesagt, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen würden. Wieso ist es dennoch dazu gekommen?

Diese Aussage können wir so nicht bestätigen.

Gewalt an der Oberschule Bederkesa – ist das ein Thema, dass die Oberschule wiederholt beschäftigt? Mit anderen Worten: Ist der „Fall Brunke“ nur einer von vielen?

Wir möchten betonen, dass die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung (RLSB) sowie unsere Schulleitungen grundsätzlich jedwede Form von Gewalt an Schulen scharf verurteilen. Sicherlich ist Gewalt an Schulen kein neues Phänomen, vielmehr hat es das leider schon immer gegeben. Denn Schulen sind Orte, an denen sehr heterogene Personengruppen aufeinandertreffen und in denen sich auch mal Frust - der nicht zwingend etwas mit Schule zu tun haben muss - „entladen“ kann.

Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Stellen Sie unter Kindern und Jugendlichen eine zunehmende Verrohrung der Sitten fest?

Die zunehmenden Übergriffe sind kein alleiniges schulisches Problem. Insgesamt beklagen Fachleute eine Zunahme von Gewalt und Verrohung in der gesamten Gesellschaft. Das macht vor Schule nicht Halt, vielmehr spiegelt das System Schule hierbei die Verfasstheit der Gesellschaft wider. Über die Gründe, warum Gewalt in der Gesellschaft zunimmt, lässt sich nur spekulieren. Fakt ist aber: Es ist und muss eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, diese Entwicklung zu stoppen.

Was wollen Sie unternehmen, damit sich solche Schlägereien nicht wiederholen? Was haben Sie schon unternommen?

Anti-Mobbing- oder Anti-Gewalt-Projekte sind in der Regel in jeder Schule in den Konzepten verankert, und diese Konzepte werden auch täglich gelebt.

Eine Säule der Prävention ist die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung. Mögliche niedrigschwellige Angebote dafür sind zum Beispiel die Einführung von Klassenrat, Klassenregeln, Streitschlichtung, Durchführung themenbezogener Team- und Sozialtrainings sowie Schulform- und jahrgangsübergreifende (bewegungsorientierte) Kooperationsprojekte wie die sportfreundliche Schule.

Gibt es noch mehr?

Weitere Bausteine sind jahrgangsbezogene Projekte mit Externen wie zum Beispiel der Polizei (Präventionsteam) und dem Jugendmigrationsdienst (Respect Coaches), die unter anderem Gewaltprävention und Förderung der Zivilcourage und Konfliktfähigkeit beziehungsweise Stärkung der Klassengemeinschaft thematisieren und trainieren. Dabei werden soziale, interkulturelle und demokratische Kompetenzen vermittelt und gefördert. Enge Netzwerkpartnerschaften mit Fachberatungen zu bestimmten Fragen und Aufgabenstellungen ergänzen die schulischen Möglichkeiten zur Prävention und Intervention. Darüber hinaus steht auch die Schulpsychologie des RLSB Lüneburg den Schulen bei konkreten Vorfällen jederzeit zur Seite, um Schülerinnen, Schüler, Eltern, aber auch Lehrkräfte und Schulleitung zu unterstützen und Hilfsangebote zu unterbreiten. Familien können sich auch jederzeit selber an die Schulpsychologie des RLSB Lüneburg wenden. Den Kontakt zur Schulpsychologie findet man hier: bildungsportal-niedersachsen.de/ueber-uns/rlsb/dezernate/dezernate-5/kontakt

Finden Sie es nicht unglaublich, dass Familie Brunke wegzieht, nur damit ihre Kinder in einem Schuleinzugsbezirk außerhalb der Oberschule Bederkesa zum Unterricht gehen können?

Es steht uns nicht zu, persönliche Entscheidungen von Familien zu bewerten.

So geht es weiter

Die Vorfälle an der Oberschule - nach Familie Brunke aus Drangstedt hatte sich auch eine Mutter aus Bederkesa mit ähnlichen Übergriffen gegen ihr Kind gemeldet - beunruhigen den TSV Bederkesa sehr. Der Verein hat eine besondere Initiative gestartet. Mehr dazu lesen Sie bei uns.

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