TRassismusvorwurf: Fußballer aus dem Kreis Stade beleidigen Reisenden im Zug

Vereinschef Günter Baack zitiert die gesamte Mannschaft des FC Oste/Oldendorf zum Gespräch (Symbolbild). Foto: Uli Deck/dpa/Symbolbild
Fußballer aus dem Kreis Stade sitzen in der Bahn. Sprüche fallen. Angeblich beleidigen sie einen Reisenden rassistisch. Der Fall landet im Postfach des Vereinsvorsitzenden. So hat er reagiert.
Oldendorf. Der Vorwurf eines Reisenden aus der Nähe von Lüneburg hat es in sich. Der Mann, dessen Name dem TAGEBLATT bekannt ist, schreibt in einer Mail, was er am 31. Mai im Zug erlebt hat. Von „zweifelhaftem Vergnügen“ ist da die Rede. „Zweifelhaftes Vergnügen deshalb, weil sich einzelne Personen dadurch gefielen, ihre Vereinskollegen mit sexistischen und rassistischen Sprüchen aufzuheitern“. Der Mann rekonstruiert die Vorfälle.
Die Fußballsaison ist vorbei. Die Mannschaftsfahrt steht an. Fußballer des FC Oste/Oldendorf sitzen im Metronom nach Hamburg. Die Fußballer tragen die Kluft ihres Vereins, das Wappen auf der Brust. „Die Stimmung war bestens“, schreibt der Mann. Die Sprüche der Fußballer seien gut zu verstehen gewesen.
Kein Widerspruch nach der Beleidigung
„Unter anderem wurde eine schwarze Person, die auf dem Weg durch das Abteil die Fußballmannschaft passieren musste, mit dem Satz `Macht mal Platz, der Kellner kommt` begleitet“, schreibt der Mann in seiner Mail.
Das Schreiben, in dem er den Fall detailliert beschreibt, liegt seit einigen Tagen dem TuS Oldendorf, dem FC Oste/Oldendorf und auch dem TAGEBLATT vor. Von den Reisenden und von den anderen Fußballern des Clubs sei nach diesen rassistischen Aussagen kein Widerspruch gekommen.
Der Mann erklärt seine Motivation, warum er sich an die Vereine gewandt hat: „Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich immer weiter nach rechts. Menschen, die ein rechtes und diskriminierendes Gedankengut vertreten, fühlen sich in ihrer Einstellung gestärkt, wenn sie feststellen, dass ihre Äußerungen selbst im öffentlichen Raum unwidersprochen bleiben. Aus Gedanken werden Taten.“ Werde ein Mensch beim ersten Mal noch rassistisch oder diskriminierend beleidigt, so folge beim nächsten Mal ein kleiner Rempler.
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Vereinschef äußert sich konkret zu dem Fall
Er frage sich, ob es im Interesse des FC Oste/Oldendorf sein könne, wenn Vertreter des Vereins diesen durch sexistische und rassistische Äußerungen in der Öffentlichkeit repräsentierten. Ist es nicht.
Der Vorsitzende des FC Oste/Oldendorf, Günter Baack, hat sich am Donnerstag konkret zu dem Fall geäußert und sich von Sexismus und Rassismus distanziert. Mit Hochdruck will Baack den Vorfall aufklären.
Die Mannschaft sei mittlerweile von ihrem Ausflug zurückgekehrt. Mit einigen Spielern habe er bereits Kontakt gehabt. Etwa 20 Leute sollen an jenem Freitag im Fahrradabteil des Metronom auf dem Weg nach Hamburg gesessen haben.
Nach den ersten Gesprächen hieß es, niemandem sei etwas aufgefallen. „Aber ich versuche, die ganze Truppe zusammenzubekommen. Ich will das so nicht stehen lassen“, sagt Baack.
Konsequenzen abhängig von der Reaktion
„Wenn ein Fußballer so etwas sagt, müssen die anderen aufstehen und dem Einhalt gebieten“, sagt Baack weiter. Er wisse nicht, ob sich ein Fußballer zu der rassistischen Äußerung bekenne. Aber er werde dem Team deutlich machen, dass es Menschen gebe, die so etwas stört. „Und dass Rassismus bei uns keinen Platz hat. Ich will wachrütteln“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Mit welchen Konsequenzen der Urheber solch eines Satzes im Trikot des FC Oste/Oldendorf rechnen muss, lässt Günter Baack am Donnerstag offen.
Er wolle die Reaktion abwarten. Ist sie entschuldigend, reumütig oder spiegelt diese rassistische Äußerung eine generelle Meinung wider? Baack schließt einen Ausschluss vom aktiven Fußball nicht aus.