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Initiative

TRaus aus der Einsamkeit: Besuch beim Mittagessen für Alleinstehende

Gemeinsam essen macht viel mehr Spaß. Die Ortskirchengemeinde Assel bietet einmal pro Monat Essen für Alleinstehende an.

Gemeinsam essen macht viel mehr Spaß. Die Ortskirchengemeinde Assel bietet einmal pro Monat Essen für Alleinstehende an. Foto: Susanne Helfferich

„Keiner isst allein“, heißt die Initiative der Asseler Kirchengemeinde. Idee aus dem Alten Land jetzt auch im Nordkreis. Wer kommt, wie das Angebot angenommen wird.

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Von Susanne Helfferich
Mittwoch, 20.11.2024, 10:15 Uhr

Assel. 11 Uhr am Donnerstagvormittag. Uta Moje, Gaby Bube, Anni Ritter, Biggi Coomes und Rolf Brandt sind mitten in den Vorbereitungen für das Mittagessen für Alleinstehende. Gut zwei Stunden wurde der gewaltige Rinderknochen ausgekocht. Jetzt schnippelt Anni Ritter das Gemüse in die Rinderbrühe. Rosenkohl, Möhren, Sellerie, Kartoffeln und Porree bereichern die deftige Suppe. „Alles aus frischen Zutaten“, betont sie, „nur die Erbsen waren tiefgekühlt. Ist ja keine Erbsenzeit mehr.“ Zum Schluss kommen die kleingeschnitten Würstchen in den Topf.

Anni Ritter schnippelt den Porree als letzte Zutat für die Gemüsesuppe.

Anni Ritter schnippelt den Porree als letzte Zutat für die Gemüsesuppe. Foto: Susanne Helfferich

Vier von sechs Kirchenhelfern sind an diesem Tag im Einsatz. Es sind die guten Seelen im Hintergrund, wie Ortskirchenvorstandsmitglied Rolf Brandt sagt. Sie helfen bei den Altennachmittagen, an Weihnachten, bei Geburtstagsbesuchen oder Kuchenbacken - und jetzt auch beim Essen für Alleinstehende. Bis Ende des Jahres soll es im Gemeindehaus einmal pro Monat ein warmes Mittagessen für wenig Geld geben. 5 Euro kostet es.

Erster Anlauf für den Mittagstisch scheiterte an Corona

Die Idee stammt aus Jork. Seit 2016 wird dort erfolgreich Mittagessen angeboten und von 30 bis 35 Menschen angenommen. Schon damals hatte sich die Asseler Kirchengemeinde auf den Weg gemacht und wollte ebenso einen Mittagstisch anbieten. Dann kam Corona und der Plan war vom Tisch. Jetzt wurde er wieder aufgegriffen und Mitte Oktober das erste Mal umgesetzt.

Vor einem Monat kamen 14 Gäste. Sie blieben zwei Stunden: aßen, klönten und hatten Spaß. „Damit hatten wir unser Ziel erreicht“, freut sich Brandt: Alleinstehende aus dem Haus zu holen und sie mit anderen Menschen zusammenzubringen. Viele Menschen vereinsamten, wenn sie ihren Partner oder ihre Partnerin verlieren, weiß der Ehrenamtler. Oft wirke sich diese Einsamkeit auch auf Essgewohnheiten aus: „Sie denken, Kochen für eine Person lohnt sich nicht. Dann werden Fertiggerichte aufgewärmt oder nur etwas Kaltes gegessen.“

Ein Plakat am Gemeindehaus lädt zum gemeinsamen Essen ein.

Ein Plakat am Gemeindehaus lädt zum gemeinsamen Essen ein. Foto: Susanne Helfferich

Dem wollen die Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde entgegentreten. „Keiner isst alleine“ steht auf dem Transparent vor dem Gemeindehaus. Die Doppeldeutigkeit fällt ins Auge: Wer alleine isst, ist auch oft alleine. Das muss nicht sein.

Anni Ritter und Uta Moje verzieren den Nachtisch mit Schokostreuseln und Himbeersoße.

Anni Ritter und Uta Moje verzieren den Nachtisch mit Schokostreuseln und Himbeersoße. Foto: Susanne Helfferich

Daher legen sich die fleißigen Kirchenhelferinnen mächtig ins Zeug. Während Uta Moje und Anni Ritter den Nachtisch mit Schokostreuseln und Himbeersoße dekorieren, decken die anderen im Gemeindesaal den Tisch.

Punkt 12 Uhr wird die Suppe aufgetragen

Die ersten Gäste kommen - meist zu zweit betreten sie zögerlich den Raum. Doch schnell erkennen sie bekannte Gesichter. Marianne Metke ist der Einladung von Kirchenvorsteherin Brigitte Gröne gefolgt. Ihr vor zwei Jahren verstorbener Mann Herbert war 40 Jahre Küster in der Gemeinde. Ihre Freundin Ingrid Hartleff ist mitgekommen. „Als die Männer noch lebten, haben wir oft gemeinsam Ausflüge gemacht“, erzählt sie und zieht ein Foto der Freunde aus der Tasche.

Punkt 12 Uhr tragen die Kirchenhelfer fünf Terrinen mit heißer Suppe auf. Schnell sind die Teller gefüllt, man wünscht Guten Appetit, und mit leicht klirrenden Geräuschen löffeln die Gäste ihre Suppe. Schon nach kurzer Zeit unterhalten sie sich weiter, tauschen Erinnerungen aus. Zehn Gäste sind an diesem Donnerstag gekommen. „Das Angebot muss sich noch herumsprechen“, sagt Brandt, „das Problem ist, dass wir die Älteren nur über unseren Gemeindebrief erreichen.“ Daher hofft er, dass sich das Angebot schnell herumspricht. Das nächste Mal wird am 12. Dezember gemeinsam gegessen.

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