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Gesundheitscampus

TRegionales Versorgungszentrum gegen Ärztemangel: Kann das Cuxland Vorbild sein?

Beim Auftakt für ein RVZ (von links): Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartleff, Dr. Andreas Rühle (RVZ), Nele Winkler (KVN) und Oldendorfs Bürgermeister Johann Schlichtmann.

Beim Auftakt für ein RVZ (von links): Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartleff, Dr. Andreas Rühle (RVZ), Nele Winkler (KVN) und Oldendorfs Bürgermeister Johann Schlichtmann. Foto: Laudien

Ärzte unter einem Dach und ein Café als Wartezimmer: Was in Nordholz bestens funktioniert, könnte für Fredenbeck und Oldendorf Modellcharakter haben. Das steckt dahinter.

Von Susanne Laudien Dienstag, 07.10.2025, 09:50 Uhr

Fredenbeck. Seit Sommer 2024 arbeitet die Samtgemeinde Fredenbeck an einem Konzept, um die Gesundheitsversorgung vor Ort auch künftig sicherzustellen. Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie für den Bau eines Regionalen Versorgungszentrums (RVZ) für die Samtgemeinde Fredenbeck in Verbindung mit der Gemeinde Oldendorf erstellt.

Die ägnw management GmbH, die in diesem Bereich über Erfahrung verfügt, wurde damit beauftragt. Geschäftsführer Dr. Andreas Rühle präsentierte bei einer Informationsveranstaltung im Fredenbecker Rathaus das RVZ Nordholz als Erfolgsmodell.

Versorgung in Oldendorf reicht aktuell nicht aus

Zum Bedarf lieferte Nele Winkler von der Kassenärztlichen Vereinigung Stade (KVN) Zahlen aus dem Landkreis Stade: In Fredenbeck gibt es sieben Hausärzte in fünf Praxen, der Versorgungsgrad beträgt 86,7 Prozent und ist demnach ausreichend.

In der Gemeinde Oldendorf sind es neun Hausärzte in vier Praxen plus einer Zweigpraxis und der Versorgungsgrad beträgt 69,7 Prozent. „Das ist nicht ausreichend“, sagte Winkler. Damit nicht genug, werden bei der Altersstruktur in Oldendorf in absehbarer Zeit vier Hausärzte, die 63 Jahre und älter sind, ausscheiden. Bei der Versorgung mit Fachärzten, ausgenommen die Kinderärzte, besteht laut KVN im Landkreis Stade keine Unterversorgung.

Nachfolge wird zunehmend zum Problem

Die Wahrnehmung von Bürgerinnen und Bürgern ist allerdings häufig eine andere. Nicht selten nehmen Arztpraxen keine neuen Patienten mehr auf oder vergeben Termine mit langen Wartezeiten. Laut Bundesministerium für Gesundheit steht die hausärztliche Versorgung in Deutschland, insbesondere im ländlichen Raum, vor großen Herausforderungen, da es immer schwieriger wird, einen Praxis-Nachfolger zu finden. Gründe dafür liegen im Risiko einer Selbstständigkeit. „Einige Ärzte möchten aber auch gerne in Teilzeit arbeiten“, weiß Nele Winkler.

Ein Regionales Versorgungszentrum wie das RVZ in Nordholz kann eine Lösung sein, so Geschäftsführer Dr. Andreas Rühle. Einst gab es auch in dem Gebiet zwischen Bremerhaven und Cuxhaven eine hausärztliche Unterversorgung.

2020 nahmen der Landkreis Cuxhaven und die Gemeinde Wurster Nordseeküste, gefördert in Millionenhöhe vom Land Niedersachsen, das RVZ Nordholz in Angriff. Dazu wurde eine alte Villa in Nordholz, die früher Kinderheim und danach eine Klinik war, umgebaut.

Angestellte Hausärzte beim RVZ Nordholz

Der Landkreis Cuxhaven und die Gemeinde Wurster Nordseeküste gründeten eine Gemeinnützige GmbH. „Die Unterstützung durch Politik und Verwaltung ist ausschlaggebend“, sagte Rühle. Weitere Grundvoraussetzung: Ein Hausarzt brachte seine Selbstständigkeit ein.

Im Laufe der Zeit folgten vier angestellte Hausärzte. Inzwischen gibt es weitere Praxen wie Gynäkologie, Kinderarzt, Oralchirurgie und Implantologie unter dem Dach des RVZ. Es folgten medizinische Dienstleister, etwa Physiotherapie, Psychotherapie, Ergotherapie, eine DRK-Tagespflegeeinrichtung, die VHS, der Demenzstützpunkt Cuxland und ein Café als Wartezimmer.

Jennifer Wiese, Heike Dittmann, Maren Sauff und Dörthe Neumann begrüßen ein RVZ in Fredenbeck oder Oldendorf.

Jennifer Wiese, Heike Dittmann, Maren Sauff und Dörthe Neumann begrüßen ein RVZ in Fredenbeck oder Oldendorf. Foto: Laudien

Viele Ideen vorhanden

„Es gibt ungeahnte Möglichkeiten, Kapazitäten besser zu nutzen“, sagte Rühle. Dazu zählt etwa ein Physician Assistant, also eine akademisch ausgebildete Fachkraft, die Ärzte bei einigen Aufgaben entlastet. Zur Optimierung gehören in Nordholz aber auch Telemedizin, Arbeiten mit Versorgungs-Netzwerken, enge Kooperation mit Einrichtungen des Landkreises, Digitalisierung sowie KI bei der Vergabe von Terminen und Rezepten.

Machbarkeit wird geprüft

Für Fredenbeck und Oldendorf gibt es womöglich andere Bedürfnisse und Dienstleister, so Rühle. Hier folgt jetzt als nächster Schritt im Hinblick auf die Machbarkeitsstudie die Gewinnung von Interessenten. Ihr Interesse an einem RVZ in Fredenbeck oder in Oldendorf konnten die Teilnehmer der Veranstaltung, darunter Ärzte, Hebammen, Pflegekräfte, Mitarbeiter des Fredenbecker Baby-Cafés und der AWO mit einem Fragebogen mitteilen.

„Die Machbarkeitsstudie wird uns dazu verlässliche Informationen liefern, ob ein RVZ bei uns umsetzbar ist“, erläuterte abschließend Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartleff.

Kontakt: Samtgemeinde Fredenbeck, Geschäftsstelle Gesundheitscampus Fredenbeck, Nadine Sahr, 0 41 49-91 104, nsahr@fredenbeck.de, www.fredenbeck.de.

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