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Norddeutschland

TReichsbürger beim Schützenverein: So lief der Rausschmiss in Lehe

Der SV Lehe reagiert nach der Absage des Bezirksdelegiertentreffens mit dem Rauswurf eines Reichsbürgers in seinen Reihen. Eine Änderung der Satzung soll solche Fälle in Zukunft verhindern.

Der SV Lehe reagiert nach der Absage des Bezirksdelegiertentreffens mit dem Rauswurf eines Reichsbürgers in seinen Reihen. Eine Änderung der Satzung soll solche Fälle in Zukunft verhindern. Foto: Hartmann

Der Schützenverein Bremerhaven-Lehe trennt sich von einem Mitglied, das der Reichsbürger-Szene angehört. Der Mann ist Teil der Gruppierung „Indigenes Volk Germaniten“. Ein Vorstandsmitglied erklärt, warum der Verein erst jetzt reagiert.

Von Levin Meis Mittwoch, 20.03.2024, 15:30 Uhr

Bremerhaven. Jetzt geht alles plötzlich schnell: Nachdem der Streit zwischen dem Bezirksverband Bremerhaven-Wesermünde und dem SV Lehe am vergangenen Freitag öffentlich wurde, gibt es eine neue Nachricht.

Der Schützenverein Lehe trennt sich von einem Vereinsmitglied. „Das Mitglied hat eine fristlose Kündigung erhalten, die bei einer außerplanmäßigen Vorstandssitzung am Sonntag beschlossen wurde“, sagt der zweite Vorsitzende des SV Lehe, Bernd Kabelitz.

Szene mit Waffenaffinität

Der gekündigte Schütze gehört laut Verein der Gruppierung „Indigenes Volk Germaniten“ an, die der Verfassungsschutz dem Reichsbürger- und Selbstverwalter-Milieu zurechnet. Reichsbürger und Selbstverwalter lehnen den deutschen Staat und sein Rechtssystem ab.

Der Verfassungsschutz schreibt der Szene zudem eine gewisse Waffenaffinität zu, die durch Waffenfunde im Zuge von Razzien regelmäßig bestätigt wird.

Das Vereinsheim des Schieß- und Bogensportvereins SV Lehe von 1848 steht im Speckenbütteler Park.

Das Vereinsheim des Schieß- und Bogensportvereins SV Lehe von 1848 steht im Speckenbütteler Park. Foto: Hartmann

Ordnungsamt sorgt für Klarheit in der Diskussion

Doch warum erfolgte der Ausschluss erst jetzt? Es war seit einiger Zeit bis in den Bezirksverband durchgesickert, dass im SV Lehe ein Reichsbürger aktiv ist.

Bernd Kabelitz sagt, ein Ausschluss könne aber nicht aufgrund von Gerüchten erfolgen. Klarheit habe erst ein Schreiben des Ordnungsamts gebracht.

Das betroffene Mitglied war 25 Jahre lang Mitglied des SV Lehe. Vor mehr als einem Jahr wurde dem Mann die Waffenbesitzkarte durch das Ordnungsamt jedoch entzogen. Grund sollen ein privater Unfall und eine daraufhin nicht gezahlte Geldstrafe gewesen sein.

Keine neue Waffenerlaubnis

In solchen Fällen können die Behörden die Zuverlässigkeit des Mitglieds anzweifeln und die Waffenbesitzerlaubnis einziehen. Nach Aussage von Kabelitz sei das Mitglied daraufhin vom Verein suspendiert worden.

Vor einigen Wochen entschied das Bremerhavener Ordnungsamt, dass der Schütze keine neue Erlaubnis zum Besitz von Waffen bekommt.

Sympathie mit Indigenem Volk der Germaniten

Dass die Verweigerung der Waffenbesitzkarte aufgrund der Sympathie mit dem „Indigenen Volk der Germaniten“ erfolgte, erfuhr der SV Lehe erst in der Woche vor dem Rauswurf – durch den Sympathisanten selbst.

Der habe den Vermerk des Amtes dem Vorstand persönlich gezeigt. „In diesem Moment gab es eine Bestätigung für die Vorwürfe“, sagt Kabelitz.

„Da war der Punkt erreicht, dass wir auf einer amtlichen Grundlage entscheiden konnten.“ Die außerplanmäßige Vorstandssitzung löste die Mitgliedschaft am Sonntag, 17. März, auf.

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