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TSandabbau zwischen Düdenbüttel und Grefenmoor: Firma stellt Pläne vor

Der renaturierte Bereich des Baggersees in Schwingerbaum an der B74. So soll beim Abbau auch mit der Fläche in Düdenbüttel verfahren werden.

Der renaturierte Bereich des Baggersees in Schwingerbaum an der B74. So soll beim Abbau auch mit der Fläche in Düdenbüttel verfahren werden. Foto: Fuchs/Heidelb. Materials

Sand ist nicht gleich Sand. Aber der Sand unter dem Maisacker in Düdenbüttel hat die richtige Körnung, um daraus Beton zu machen. Heidelberg Materials will genau diesen Sand abbauen - denn das Unternehmen ist in Not.

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Von Grit Klempow
Montag, 17.06.2024, 11:55 Uhr

Düdenbüttel. „Der Standort Wiepenkathen verfügt nur noch über Rohstoffvorräte für drei Jahre. Wir sind in Not und brauchen neue Flächen“, sagte Thorsten Rasch, Regionalmanager Rohstoffsicherung des Unternehmens, jüngst im Gemeindezentrum Düdenbüttel.

Dort stellte er gemeinsam mit Experten vor, was die Firma mit dem Standort in Wiepenkathen plant, die früher WIKA hieß und heute Heidelberg Materials Mineralik. „Wir kommen zu euch als Nachbarn. Wir haben versucht, das so transparent wie möglich zu machen“, so Rasch.

Lkw fahren über eine Schottertrasse

Die Fläche: Die Firma will zwischen Düdenbüttel und Grefenmoor auf 11,45 Hektar Sand abbauen. Derzeit wächst dort noch größtenteils Mais, zwei Hektar sind aber auch mit einem kleinen Forst bewachsen. Das nächste Wohnhaus ist 130 Meter entfernt.

Ingenieur Dr. Hartmut Holländer erklärt in Düdenbüttel, wie sich der Grundwasserspiegel im Bereich des Sandabbaus verändern wird. Der Stand sinkt um maximal 25 Zentimeter.

Ingenieur Dr. Hartmut Holländer erklärt in Düdenbüttel, wie sich der Grundwasserspiegel im Bereich des Sandabbaus verändern wird. Der Stand sinkt um maximal 25 Zentimeter. Foto: Klempow

Zufahrt: Die Lkw fahren über die Bundesstraße 73 und die Straße Weißenmoor. Nach etwa 200 Metern soll eine Schottertrasse über einen Acker führen. Der Ausbau der Straße Weißenmoor und der Anschluss an die B 73 werden gesondert geplant.

Abbau bis in 15 Meter Tiefe

Der Abbau: Ein Radlader wird im ersten Schritt den Boden oberhalb der Grundwasseroberfläche abschaufeln. Später kommt ein Saugbagger beim Nassabbau zum Einsatz. Das Baggergut soll über eine Rohrleitung zum Ufer befördert werden.

Bis auf eine Tiefe von 15 Metern wird die Landschaft ausgehöhlt. Circa 2,2 Millionen Tonnen Sand werden abtransportiert. Davon werden 1,6 Millionen Tonnen mit dem Saugbagger gefördert. Abgebaut wird in zwölf Abschnitten, etwa elf Jahre lang.

Der Betrieb: Geplant ist der Betrieb montags bis freitags von 6 bis 17 Uhr. „In Zeiten mit besonders hoher Nachfrage wird ausnahmsweise auch am Sonnabend gearbeitet“, so das Unternehmen. Das gelte für 220 Arbeitstage im Jahr. Zu rechnen sei mit drei Lkw pro Stunde.

Das Grundwasser: Die Frage nach dem Grundwasserspiegel wurde in Düdenbüttel häufig gestellt. Das Grundwasser strömt Richtung Nordwesten, der Stand schwankt im Jahresverlauf und kann bis zu zwei Meter Unterschied betragen.

Grundwasserstand sinkt maximal um einen Viertelmeter

Die Frage nach dem Grundwasser beschäftigte in Düdenbüttel durchaus den ein oder anderen. Die Hydrogeologie ist das Fachgebiet von Hartmut Holländer vom Ingenierbüro Schmidt & Holländer aus Stade. Der Stand des Grundwassers werde sich nur um 25 Zentimeter verändern - und das fast nur im Bereich der Abbaufläche und in einem Umkreis von gut 20 Metern um den Baggersee, klärte er auf. Damit betrifft die Absenkung des Grundwassers laut Holländer höchstens den Bereich der Böschungen, den Sicherheitsstreifen und die Eingrünung.

Das Trinkwasser wird laut Gutachten nicht beeinflusst. Das Trinkwasserschutzgebiet Himmelpforten liegt 370 Meter westlich der geplanten Abbauflächen.

Lärm: Geräuschlos wird der Sandabbau nicht vonstatten gehen, nach der Schallimmissionsprognose aber unter dem zulässigen Richtwert bleiben. Der liegt bei 60 Dezibel (dB). Rein rechnerisch kommen in Grefenmoor höchstens 45, im Mühlenweg im Höchstfall 43 dB an. Berücksichtigt wurden bei der Rechnung der Lkw-Verkehr, der Radlader auf dem Gelände, der Saugbagger, das Spülfeld und das Stromaggregat als Schallquellen. Zum Vergleich: Eine ruhige Bücherei liegt bei einem Wert von 40, eine normale Unterhaltung bei 50 dB.

Jagdrevier der Fledermäuse

Naturschutz: Geschützte Biotope gibt es im Bereich des geplanten Sandabbaus nicht. Brutvögel wie Buchfink, Zilpzalp, Meisen oder Gartenbaumläufer - insgesamt 41 Vogelarten - wurden im betroffenen Gebiet festgestellt. Fledermäuse nutzen es als Jagdrevier, Quartiere wurden nicht festgestellt.

Renaturierung: Der Sandabbau ist ein Eingriff und muss ausgeglichen werden. Für die Straßenbäume soll es Ersatzpflanzungen geben, ebenso wie für den kleinen Forst - allerdings südwestlich von Düdenbüttel. „Das ist auf der Fläche so nicht möglich“, sagt Rasch.

Ansonsten ist es gewollt, dass an Ort und Stelle umgehend der Natur-Ausgleich erfolgt. Ist eines der insgesamt zwölf Areale abgebaut, soll es umgehend rekultiviert werden. Es soll naturnahe Böschungen geben, Hecken und Gehölze als Randbepflanzung, die Schotterstraße wird später wieder zum Acker. Ziel soll ein naturnahes Gewässer mit Flachwasserbereichen, Schilf und Gehölzen sein, das Lebensraum für neue Arten sein soll. Einer Freizeitnutzung wie von der Gemeinde gewünscht, hat die Naturschutzbehörde des Landkreises zum Verdruss der Düdenbütteler eine Absage erteilt - auch einem Weg rund um die Fläche.

Der Zeitplan: Im regionalen Raumordnungsprogramm war die Fläche bereits als Vorranggebiet für den Bodenabbau vorgesehen. Im Herbst 2021 hatte das Unternehmen die Fläche gekauft, Grundwassermessstellen eingerichtet und das Vorhaben bei der Gemeinde vorgestellt. Bis zum 21. Juni können noch Stellungnahmen zum Projekt eingereicht und die Unterlagen bei der Gemeinde eingesehen werden. Ende des Jahres soll es einen Erörterungstermin geben. Fürs nächste Jahr hofft Heidelberger Materials auf den Genehmigungsbescheid.

Der renaturierte Bereich des Baggersees in Schwingerbaum an der B74. So soll beim Abbau auch mit der Fläche in Düdenbüttel verfahren werden.

Der renaturierte Bereich des Baggersees in Schwingerbaum an der B74. So soll beim Abbau auch mit der Fläche in Düdenbüttel verfahren werden. Foto: Fuchs/Heidelb. Materials

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