TSchädlingsbefall in der Övelgönner Wassermühle

Inge und Otto Hadler gehören zur Stammbesatzung der Mühle. Foto: Franziska Felsch
Seit 350 Jahren klappert die Mühle in Ovelgönne, wenn auch nicht täglich. Dort wo früher Korn gemahlen wurde, kümmert sich seit 40 Jahren ein Verein um das Kleinod.
Buxtehude. 350 Jahre Wassermühle und 40 Jahre Förderverein: Die runden Geburtstage werden am 18. August mit geladenen Gästen gefeiert. Alle anderen merken sich den 8. September vor. Der Tag des Denkmals ist auch in diesem Jahr die letzte Möglichkeit, den legendären Butterkuchen aus dem uralten Steinbackofen zu genießen. Danach ist eine Pause angesetzt. Veranstaltungen wie etwa Musikabende, Frühschoppen und Treffen stehen erst wieder auf dem Programm, wenn ein unliebsamer Mitbewohner das historische Gebälk verlassen hat.
Mühle schließt im Herbst wegen eines Holzwurms
„Durch Zufall haben wir nach Corona entdeckt, dass sich ein Holzwurm eingenistet hat“, sagt Ilse Bach, seit sieben Jahren die 1. Vorsitzende. Die ehemalige Lehrerin erklärt das weitere Vorgehen: „Experten decken im Inneren alles ab und mit Öfen wird ordentlich eingeheizt, um den ungebetenen Gast wieder loszuwerden.“

Vor 40 Jahren gründeten 22 Mitglieder den Verein Ovelgönner Wassermühle, um das Kleinod zu erhalten. Foto: Franziska Felsch
Die umweltfreundliche und für Menschen unschädliche Methode muss sein, weil es andernfalls passieren könnte, dass die Holzbalken zusammenbrechen. Die historische Mühle, die der Müller Detlef Schwar 1674 bauen ließ und in der auch eine Außenstelle des Buxtehuder Standesamts untergebracht ist, soll ja weiter erhalten bleiben - für die Öffentlichkeit und für heiratswillige Paare.
Auch wenn das Insekt klein ist, kann es großen Schaden anrichten, weiß die Lehrerin. Auf keinen Fall komme Gift zum Einsatz, versichert sie, denn schließlich arbeite man mit Lebensmitteln.
Bis 1872 lebten Müller mit ihren Familien in der Mühle
Gemeint sind in erster Linie die großen Bleche mit Butterkuchen, die direkt nach dem Backen im Steinofen in der Mühle verkauft werden. „Wie oft werde ich auf unseren Butterkuchen angesprochen“, sagt Inge Hadler. Die 80-Jährige gehört mit ihrem Mann Otto zu den Urgesteinen, die ehrenamtlich den Betrieb am Laufen halten.
Auch Schmalzbrote gibt es, beides nur an den vorher angekündigten Mahl- und Backtagen, an denen auch das gewaltige Mahlwerk, eine Treppe höher, besichtigt werden kann. Kundige Vereinsmitglieder, zum Teil haben sie das Bäckerhandwerk sogar erlernt, zeigen den Besuchern, wie es in der Vergangenheit zuging. Sie wissen außerdem die eine oder andere spannende Geschichte zu erzählen, die sich in der Mühle zugetragen hat, denn bis 1872 lebten und arbeiteten sechs Müllerfamilien hier.

Otto Hadler im Backhaus mit der Schubkarre, mit der die Butterkuchen-Bleche transportiert werden. Foto: Franziska Felsch
Anschließend erwarb der Eigentümer des in der Nähe liegenden Bauernhofs die Mühle, die bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts den Zwecken des landwirtschaftlichen Betriebs diente - zum Schroten sowie Antrieb der Dresch- und Sägemaschinen.
Mühle diente Hamburgern als Wochenenddomizil
Im Zuge der industriellen Revolution verloren die herkömmlichen Wind- und Wassermühlen an wirtschaftlicher Bedeutung. Der vor dem Ersten Weltkrieg umgerüstete Arbeits- und Wohntrakt wurde jetzt bevorzugt von Hamburger Wochenendurlaubern angemietet, im Zweiten Weltkrieg und danach dienten die Räumlichkeiten ausschließlich Wohnzwecken.
In den 1970er Jahren rottete das einst schmucke Gebäude am Mühlenteich vor sich hin. Im Juni 1984 gründeten 22 Mitglieder den Verein Ovelgönner Wassermühle. Mittlerweile sind es über 100, von denen sich einige intensiv um die Bewirtschaftung, Instandhaltung und Organisation kümmern.
Renovierungen und Restaurierungen
In den 40 Vereinsjahren hat sich natürlich auch das eine oder andere verändert. Der alljährliche Flohmarkt auf dem Gelände findet nicht mehr statt. Alternativ können die Besucher selbst gekochte Marmeladen und selbst gemachte Kleinigkeiten, von den Frauen des Vereins angefertigt, erwerben.

Inge Bach ist seit sieben Jahren Vorstandsvorsitzende des Vereins. Foto: Franziska Felsch
In der jüngsten Vergangenheit wurde das Dach des kleinen Hauses, das sich neben dem etwa 250 Jahre alten Backofen befindet und in dem die Küche untergebracht ist, neu eingedeckt. Neue Tische, die leicht zu transportieren sind, wurden angeschafft. „Bei Bedarf sind sie schnell weggeräumt, wenn wir für Veranstaltungen umbauen müssen, wenn sich hier die Hochzeitspaare trauen lassen oder wenn wir sie bei schönem Wetter draußen hinstellen wollen“, sagt Ilse Bach, die genauso wie die langjährigen Mitglieder hofft, dass es noch lange weitergeht mit den Events in der Mühle und drumherum.
Weitere Informationen auf der Homepage: www.wassermuehle.ovelgoenne.de