TSchicksal der Mulsumer Dorfschule besiegelt? Das plant die Politik stattdessen
Die Grundschule in Mulsum mit der Turnhalle im Hintergrund eignet sich nicht als Ganztagsschule. Im Moment pendelt das Kollegium zwischen den beiden Standorten in der Gemeinde Kutenholz. Foto: Fehlbus
Sanierung oder Neubau? Vor dieser Frage steht die Samtgemeinde Fredenbeck mit Blick auf die Grundschule Mulsum-Kutenholz und die Ganztagsbetreuung. Die Politik favorisiert ein neues Gebäude in Kutenholz - aus mehreren Gründen.
Fredenbeck. Politik und Verwaltung in Fredenbeck waren sich im Schulausschuss einig: Die Grundschule Mulsum-Kutenholz mit zwei Standorten hat keine Zukunft. Sie ist sanierungsbedürftig und ungeeignet für die Ganztagsbetreuung. Seit rund eineinhalb Jahren beschäftigt sich die Samtgemeinde Fredenbeck als Schulträgerin mit der Umsetzung für den Ganztagsbetrieb.
Die Grundschule mit insgesamt 200 Schülerinnen und Schülern ist in zwei alte Schulgebäude - in Mulsum aus dem Jahr 1920 und in Kutenholz von 1877 - unterteilt. Mehrere Varianten für den Umbau der beiden Gebäude oder stattdessen ein Neubau wurden geprüft. Eine erste Entscheidung darüber und die Abstimmung zur Standortfrage für einen Schulneubau wurden von mehr als 30 Besuchern aus Kutenholz und Mulsum im Fredenbecker Ratssaal mit Spannung erwartet.
Neujahrsempfang
T Worüber die Kutenholzer sauer sind - und was sie vermissen
Erweiterungsbau
T Zu teuer: Absage für Fredenbecker Geestlandschule
Grundstücksverkauf: In Kutenholz neben der Sporthalle
Eine umfangreiche Wirtschaftlichkeitsberechnung, die öffentlich einsehbar ist, wie Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef betonte, hat für die Sanierung der zwei alten Gebäude in Mulsum und Kutenholz Kosten in Höhe von 56 Millionen ergeben. Günstiger ist stattdessen ein moderner Neubau, der rund 30 Millionen Euro kosten würde.
Zwei weitere Vorteile: Für einen Schulneubau in Kutenholz will die Gemeinde ein Grundstück (Wert etwa 77.000 Euro) für den symbolischen Preis von einem Euro der Samtgemeinde verkaufen. Zudem befindet sich dieses Grundstück nahe der Kutenholzer Sporthalle, die von der Schule mitgenutzt werden könnte. Somit ergebe sich eine weitere Ersparnis in Höhe von acht Millionen Euro, die für eine Schulsporthalle an anderer Stelle investiert werden müssten.
Für die Samtgemeinde ist bereits der Schulneubau mit Kosten in Höhe von 30 Millionen Euro ein finanzieller Kraftakt, da vom Bund lediglich ein sehr geringer Anteil der Investitionskosten übernommen wird, sagte Hartlef. Folgen: Die Samtgemeindeumlage müsste erhöht werden, womit die Gemeinden weniger finanzielle Möglichkeiten haben.

Die Grundschule in Mulsum mit der Turnhalle im Hintergrund eignet sich nicht als Ganztagsschule. Im Moment pendelt das Kollegium zwischen den beiden Standorten in der Gemeinde Kutenholz. Foto: Miriam Fehlbus
Schulleiterin und das Kollegium befürworten Neubau
Die geringeren Kosten für einen dreizügigen Neubau in Kutenholz mit der Möglichkeit zur Vierzügigkeit für wachsende Schülerzahlen überzeugten die Fredenbecker Politiker. Selbst die Kutenholzer Bürgermeisterin Sandra Lemmermann aus Mulsum sprach sich dafür aus: „Ich kann nicht nur durch die Mulsumer Brille gucken. Wir haben ein Grundstück und eine Sporthalle in Kutenholz, womit dort der eindeutig bessere Standort ist.“
Auch die Schulleiterin und das Kollegium der Grundschule befürworteten die Zusammenlegung in einem Neubau, da sie derzeit ständig zwischen den zwei Standorten Mulsum und Kutenholz pendeln. Bei zwei ehemaligen Lehrerinnen gingen die Meinungen auseinander.
Während die eine Vorzüge in einem modernen Schulgebäude sieht, da sie die „katastrophalen Zustände“ an der Kutenholzer Schule kenne, sprach sich die andere für den Verbleib in der alten Dorfschule in Mulsum aus: „Die Intelligenz kommt nicht von Whiteboards, sondern von dem persönlichen Umgang miteinander“, sagte sie. „Wir müssen keine Schule nach den neuesten Erkenntnissen haben“, betonte auch eine der Mütter.

Ein erster Entwurf für das eingeschossige Schulgebäude. Statt einer Mensa gibt es Küchenzeilen in den Klassenräumen. Foto: Samtgemeinde Fredenbeck
Sanierung der Turnhalle in Mulsum in Aussicht gestellt
Etliche Mulsumer Bürger, die eine Interessengruppe gebildet haben, möchten die Schule in ihrem Ort behalten. Grund dafür sei nicht allein der kürzere Weg der Schüler zur Schule, die künftig mit dem Bus fahren oder mit dem Auto gebracht werden müssen; auch der zunehmende Rückgang der Infrastruktur in Mulsum bereite ihnen große Sorgen.
„Es gibt bereits keine Bank und kein Lebensmittelgeschäft mehr. Wenn dann auch unsere Schule nicht mehr da ist, wirkt sich das negativ auf die Bevölkerung aus, etwa durch geringeren Zuzug und sinkenden Wert der Grundstückspreise“, erklärten sie. Doch das Ende der Mulsumer Schule ist so gut wie besiegelt. Die endgültige Entscheidung wird in der Samtgemeinderatssitzung am 29. Februar gefällt.
Kleiner Trost für die Mulsumer: Im Gegenzug gab es die Aussicht auf die Sanierung der kleinen Sporthalle im Ort. „Das halte ich für das Mindeste“, sagte Hartlef. Zum Grundstücks-Deal gibt es allerdings noch eine Einschränkung: Der Schulneubau muss in den kommenden fünf Jahren in Kutenholz errichtet werden, sonst fällt das Grundstück an die Gemeinde zurück.

Die Grundschule in Mulsum mit der Turnhalle im Hintergrund eignet sich nicht als Ganztagsschule. Im Moment pendelt das Kollegium zwischen den beiden Standorten in der Gemeinde Kutenholz. Foto: Fehlbus