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TSchiedsrichterin Shannon Jilg gefällt es, das Kommando zu haben

Schiedsrichterin Shannon Jilg

Wer nicht nach ihrer Pfeife tanzt, sieht bei der Schiedsrichterin Shannon Jilg die Rote Karte. Die 28-Jährige pfeift im Bezirk Lüneburg und bildet für den Kreisverband Rotenburg den Nachwuchs aus. Foto: Ernst Matthiesen

In Deutschland gibt es fast 100.000 Fußballspiele pro Wochenende, aber nur knapp 53.500 Schiedsrichter - das sind zu wenige. Doch der Nachwuchs muss erst mal ausgebildet werden. Im Kreis Rotenburg ist dafür unter anderem Shannon Jilg zuständig.

Von Ernst Matthiesen Donnerstag, 25.07.2024, 15:50 Uhr

Zeven. Die 28-Jährige spielt bei der SG Nartum/Horstedt in der Frauenmannschaft, und engagiert sich bereits seit zwei Jahren als Schiedsrichterin. Dazu kam die gelernte Bankkauffrau eher zufällig.

Ihrem Verein drohte aufgrund mangelnder Schiris eine Strafe, denn jeder Verein muss pro Mannschaft, die er zu Verbandsrundenspielen meldet, einen Unparteiischen stellen - so will es der DFB. Deshalb entschloss sich die Bülstedterin zu einem Schiedsrichterlehrgang.

Shannon Jilg ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten

„Eigentlich wollte ich die 15 Pflichtspiele, die man pro Saison pfeifen muss, bei den Junioren absolvieren. Jetzt leite ich aber auch Männer- sowie Frauenspiele. Es gefällt mir schon, das Kommando zu haben, und auch die Männer nach meiner Pfeife tanzen zu lassen“, lacht Shannon Jilg verschmitzt.

Damit tritt sie in die Fußstapfen ihres Vaters, der schon lange als Referee aktiv ist. Doch auf dem Platz musste die 28-Jährige erst mal noch viel lernen.

Bei den Frauen wird über die Entscheidungen weniger diskutiert

„Als Frau musst Du Dich bei jedem Spiel beweisen, denn viele Männer denken immer noch, dass eine Frau die Abseitsregel nicht beherrscht. Deshalb pfeife ich lieber bei den Frauen - die sind zwar zickiger, nehmen meine Entscheidungen aber hin und diskutieren eben nicht ganz so viel“, erklärt die Bankkauffrau, die mittlerweile Fußballspiele im ganzen Fußball-Bezirk Lüneburg pfeift – und das natürlich ehrenamtlich, denn für diesen Einsatz gibt es nur eine kleine Aufwandsentschädigung.

Nicht nur die Pfeife, die Karten und das farblich richtige Dress sind wichtig. Für das Schiedsrichter-Gespann sind vor allem die Kondition und ein scharfes Auge von großer Bedeutung.

Nicht nur die Pfeife, die Karten und das farblich richtige Dress sind wichtig. Für das Schiedsrichter-Gespann sind vor allem die Kondition und ein scharfes Auge von großer Bedeutung. Foto: Ernst Matthiesen

28-Jährige ist die einzige Frau im Schiedsrichterausschuss des Kreises

Nach einem Jahr als erfolgreiche Schiedsrichterin begann Shannon Jilg dann zusätzlich damit, auch andere junge Leute für den Verband zu Spielleitern auszubilden. Damit ist die 28-Jährige die einzige Frau des Schiedsrichterausschusses des Niedersächsischen Fußballverbandes im Kreis Rotenburg.

„Bei uns im Lehrgang unterrichten wir aber nicht nur die 17 Regeln des Fußballs, sondern kümmern uns beim Nachwuchs auch um ihre Körpersprache und überhaupt um die Präsenz auf dem Platz. Denn Klarheit ist ganz wichtig: Jeder, sowohl die Spieler als auch die Zuschauer, müssen die Entscheidungen des Schiedsrichters nachvollziehen können“, betont Jilg.

Bei den Schiedsrichter-Lehrgängen ist auch pädagogisches Geschick gefragt

Und da man in Niedersachsen bereits ab dem zwölften Lebensjahr Schiedsrichter werden darf, muss Shannon Jilg bei ihren Lehrgängen auch pädagogisches Geschick einsetzen. Vor allem aber ist sie ein wichtiges Vorbild: „Ich finde es toll, dass sich mittlerweile auch immer mehr Mädchen und Frauen zutrauen, den Job als Schiri zu machen“, freut sich die Bankkauffrau.

Leitung eines Frauen-Bundesligaspiels im Weserstadion ist der große Traum

Wenn sie nicht mehr als Verteidigerin auf dem Platz steht, könnte sie sich durchaus auch eine Karriere als Schiedsrichterin vorstellen. Und hat dabei auch schon einen Traum: „Einmal im voll besetzten Weserstadion ein Frauen-Bundesligaspiel zu pfeifen, das hätte schon etwas“.

Aber bis es dazu kommen kann, muss die Bülstedterin erst mal noch einige Prüfungen bestehen. Schließlich darf ein Schiri nicht jedes Spiel pfeifen - auch dafür gibt es strenge Regeln. Doch wer weiß, vielleicht kann man Shannon Jilg mit ihrer Schiedsrichter-Pfeife bald auch in Bremen sehen - und nicht mehr nur auf den Fußballplätzen im Bezirk Lüneburg.

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