Zähl Pixel
Restaurant

T„Schimmel, Muff und Schmiere“: Gastronomin wehrt sich gegen Vorwürfe

Die „Blattlaus“ in Bremerhaven schockt mit Hygienemängeln: Bericht der Lebensmittelüberwachung spricht von „desolatem Zustand“.

Die „Blattlaus“ in Bremerhaven schockt mit Hygienemängeln: Bericht der Lebensmittelüberwachung spricht von „desolatem Zustand“. Foto: Thomas Damson

Die „Blattlaus“ gehört zu den beliebtesten Lokalitäten in Bremerhaven. Ein Bericht des Lebensmittelüberwachungsdienstes über massive Hygienemängel kratzt an diesem Image.

Von Robert Ebner Dienstag, 08.07.2025, 13:00 Uhr

Bremerhaven. „Schimmelbelag“, „verdorbenes Rindfleisch“ und „dunkle Ablagerungen älteren Ursprungs“ - so lauten die Untersuchungsergebnisse des Lebensmittelüberwachungsdienstes des Landes Bremen über eine der beliebtesten Lokalitäten im Zentrum von Bremerhaven: das Blattlaus Café Bar in der Gasstraße 18.

„Desolater Zustand“ führt zu vorübergehender Schließung

Am 14. Mai sind zwei Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung auf Hinweis der Polizei Bremerhaven zur Kontrolle in der Blattlaus gewesen. Diese fanden einen derartig „desolaten Zustand“ vor, dass eine sofortige Schließung angeordnet wurde. Die Kontrolleure sahen eine „erhebliche Gefahr der nachteiligen Beeinflussung“ der in der Betriebsstätte bearbeiteten und gelagerten Lebensmittel und Getränke.

Das Blattlaus-Team um Inhaberin Beate Kühnau teilte damals über seine Facebook-Seite mit, dass das Restaurant „aufgrund eines unerwarteten Stromausfalls“ zunächst geschlossen bleibe.

„Schimmelbelag“ und „verdorbenes Rindfleisch“

Die Kontrolleure nahmen unter der Spüle einen „extrem muffigen, übelriechenden Schimmelgeruch“ wahr. Dort fand man einen Edelstahlbehälter vor, der das Schmutzwasser des undichten Röhrensiphons sammeln sollte. Auf der Oberfläche des Schmutzwassers bildete sich bereits ein Schimmelbelag. Darauf angesprochen, verweist die Inhaberin auf das Personal und räumt am Ende ein: „Letztlich bin ich dafür verantwortlich.“

Ein Stromausfall als Erklärung für die Schließung Mitte Mai stellte sich als falsch heraus.

Ein Stromausfall als Erklärung für die Schließung Mitte Mai stellte sich als falsch heraus. Foto: Blattlaus Café Bar (Facebook)

Im Kühlschrank fanden Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung verdorbenes Rindfleisch vor. Das Stück hatte bereits eine „grünliche Verfärbung“ und sonderte einen „starken ammoniakartigen Geruch“ ab. „Sicherlich war es nicht mehr in Ordnung, aber es wäre niemals so rausgegangen“, sagt Kühnau. Auf die Nachfrage, warum sich das Fleisch dann im Kühlschrank befand, gab es keine Antwort.

„Das stimmt nicht“ - Beate Kühnau wehrt sich

Den „muffigen“ Geruch in den Räumlichkeiten beschreiben die Kontrolleure als „Mischung aus alten Verunreinigungen und Zigarettenqualm“. Laut ihnen soll in den Hygienebereichen geraucht worden sein. „Das stimmt nicht“, streitet Kühnau ab. Das Küchenpersonal rauche im Außenbereich. Ihrer Auffassung nach komme der Geruch vom Aschenbecher, der vom Außenbereich in den Zwischenraum reingeholt werde.

Auch die Untersuchungsergebnisse für den Tresenbereich teilt die Gastronomin nicht. Der Tresenbereich sei regelmäßig gereinigt worden. „Der Bericht ist teilweise überzogen“, sagt Kühnau. Auch die Service-Mitarbeiter in der Blattlaus fänden, dass der Bericht „too much“ sei. Laut Untersuchungen ist der Tresenbereich „derartig stark verunreinigt, dass eine Grundreinigung aller dortigen Gerätschaften, Bedarfsgegenstände und Oberflächen erforderlich war“. Eine Reinigung sei demnach „seit geraumer Zeit nicht vorgenommen worden“.

„Dunkle Ablagerungen“ und weitere Hygienemängel

Der Lebensmittelüberwachungsdienst beanstandete zudem eine fehlende Warmwasserzufuhr am Handwaschbecken der Spülküche - für eine hygienische Reinigung der Hände essenziell. Die Notwendigkeit besteht laut Bericht darin, dass „Keime, Krankheitserreger und andere Kontaminationen im hohen Maße durch die Hände im Umgang mit Lebensmitteln übertragen“ werden.

Beate Kühnau weist darauf hin, dass es an anderer Stelle Warmwasser gegeben habe und dort abgespült worden sei. Auf der Armatur waren laut Bericht zudem Verunreinigungen mit „dunklen schmierigen Ablagerungen“. Derartige Ablagerungen sind laut Bericht auch an Untergestellen mehrerer Geräte und Küchenmaschinen gefunden worden. Das gilt auch für den Tischdosenöffner, insbesondere am Einstichdorn.

Konsequenzen und Maßnahmen: Kühnau investiert fünfstellige Summe

Die gravierenden Hygienemängel in sämtlichen Hygienebereichen führten zur unmittelbaren Schließung. Darüber war Kühnau geschockt, „weil sie nie jemanden haben zu Schaden kommen lassen“. Nach zwei Tagen durfte die Lokalität wieder öffnen. Nach Beseitigung der Hygienemängel durch eine Reinigung und Investitionen in Höhe von laut Kühnau 10.000 Euro, die hauptsächlich in Abdeckungen aus Edelstahl flossen (etwa für die ursprünglich aus Messing bestehende Schankabdeckung im Partyraum), konnte die Blattlaus zwei Tage später wieder öffnen.

Um die Hygienestandards weiterhin zu erfüllen, gibt es laut Kühnau neue Richtlinien: eine klare Verteilung der Verantwortung zur Sicherstellung der Sauberkeit auf mehrere Personen. Der Bericht hatte keine Kündigungen für das Personal der Blattlaus zur Folge. Er ist bis zum 27. Dezember 2025 auf der Website des Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz- und Veterinärdienstes des Landes Bremen (LMTVet) abrufbar.

Weitere Artikel