TSchimmel in der Wohnung: Das raten Experten aus dem Kreis Stade

Schimmel in der Wohnung kann gesundheitsschädlich sein. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn
Er taucht an Zimmerecken, an Fensterrahmen oder Wänden auf - der Schimmelpilz. Wann kann ein Mieter deshalb die Miete kürzen? Diese und weitere Fragen beantworteten Experten bei einer Veranstaltung von Haus & Grund. Das sagten sie zu verschiedenen Fällen.
Stade. Der Schimmel sei „eklig, aber harmlos“. Das bekam ein Vermieter von einem Sachgutachter zu hören. Der Immobilienbesitzer war einer von rund 100 Zuhörern, die der Einladung von Haus & Grund in Stade gefolgt waren.
Die Interessengemeinschaft von privaten Haus-, Wohnungs- und Grundstückseingetümern hatte zu einer Veranstaltung unter dem Motto „Schimmel - und kein Ende?“ geladen. Rechtsanwältin Sabine Jung und Architekt und Bausachverständiger Marco Granzow gaben praxisnahe Experten-Tipps.
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Schimmelbefall? Melden!
Schimmel mindert möglicherweise die Miete, stellte Sabine Jung gleich zu Beginn klar. Bevor aber ein Mieter anfangen könne, die Miete zu kürzen, müsse er den Schimmelbefall beim Vermieter melden.
Denn erst dann könne dieser handeln. „Am besten gehen Sie mit einem Sachverständigen in die Wohnung“, empfahl sie Vermietern. „Der kann messen und ist gleichzeitig Zeuge.“ Einfach so auftauchen gehe nicht. „Der Vermieter braucht immer einen Anlass, um in eine Wohnung zu gehen.“

Sabine Jung und Marco Granzow (2. von rechts) geben Tipps zum Thema Schimmel. Foto: Bisping
Mieter kann im Zweifel fristlos kündigen
Am Ende muss feststehen: Hat der Mieter nicht ordnungsgemäß geheizt und gelüftet? Oder liegt ein Baumangel vor? „Wenn zahlreiche Figuren auf der Fensterbank stehen, können Sie davon ausgehen, dass der Mieter eher selten lüftet.“ Ist es ein Baumangel, darf der Mieter die Miete mindern. Er habe Anspruch darauf, dass der Schaden beseitigt wird. „Aber er kann dem Vermieter nicht vorschreiben, wie.“
Den Termin für den Handwerker sollte der Vermieter selbst in die Hand nehmen - auch wenn es lästig sei, zwischen Mieter und Handwerker zu vermitteln. Der Mieter lässt den Handwerker nicht rein? „Abmahnungswürdig“, sagte Sabine Jung. Die Mängel können nicht beseitigt werden. Ändert der Mieter sein Verhalten nicht, darf der Vermieter kündigen.
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Wann Mieter fristlos kündigen können
Der Mieter kann aber noch etwas anderes tun: Er darf fristlos kündigen, wenn die Wohnung nicht vertragsgemäß genutzt werden kann. Berufe er sich auf den Schimmel, müsse er nachweisen, dass dieser tatsächlich gesundheitsgefährdent ist.
Ist der Mieter schuld an der Schimmelbildung, muss ihm mitgeteilt werden, wie zu lüften und zu heizen ist. Dabei müsse der Vermieter „richtige Angaben“ machen, sagte Jung, also genau festlegen, wie häufig täglich gelüftet werden soll.

Stoßlüften kann Schimmel vorbeugen Foto: Franziska Koark/dpa/tmn
So entstehen die Schimmelpilze
Die meisten Pilze seien gutartig, sagt Granzow. „Die finden wir überall.“ Gesundheitlich bedenklich seien die wenigsten. „Für Menschen mit Vorerkrankung wie Asthma kann Schimmelpilz bedenklich werden, für gesunde Menschen bestehe „grundsätzlich kein Grund zur Panik.“
Temperatur und Licht interessierten Pilze nicht: „Sie werden entweder durch Wohnfeuchte oder aufgrund eines Bauschadens hervorgerufen.“ Schimmelpilz bevorzuge ein „bestimmtes Milieu“, sagte Granzow. „Am liebsten einen ph-Wert zwischen 5 und 7.“ Bei Schimmelpilzbefall prüfe ein Sachgutachter, was die wahrscheinliche Ursache ist, zum Beispiel ein Leitungsschaden oder ein Leck im Dach.
Hier fühlt sich Schimmel wohl
Schimmel brauche ungefähr fünf Tage, bis er sich bilde. „Die Ursache liegt dann fünf Tage zurück, ich komme also vier Tage zu spät“, so der Bausachverständige. Bei baukonstruktiven Mängel können die Ursachen des Schimmels im Keller, Erdgeschoss oder unterm Dach liegen.
Neuralgische Punkte fänden sich zu „dreiviertel aller Fälle im Dach- oder Sockelbereich“, schätzte er. Manchmal sei es auch die Fassade. „Elastische Fugen werden mit Weichmachern hergestellt. Die sind nicht ewig UV-beständig und werden irgendwann porös.“ Dann komme Wasser rein.
Vorsicht vor einem Austausch der Fenster
Dachziegel können ebenfalls porös werden, wenn der natürliche Wasserlauf gestört werde - was bei Moosbewuchs passieren könnte. Der sollte aber nicht mit einem Hochdruckreiniger beseitigt, sondern vorsichtig heruntergebürstet werden.
Was also tun, wenn sich Schimmel gebildet hat? „Man sollte es dem Schimmelpilz so ungemütlich wie möglich machen“, sagte Granzow. Das bedeute beispielsweise, den ph-Wert zu verändern. Lehmputze oder Kalkputze helfen dabei. Oder die Luftfeuchte senken, beispielsweise mit einem Luftentfeuchter.
Wie es sich verhält mit dem Austausch von Fenstern bei älteren Häusern? Nicht zu empfehlen, sagte Granzow. Bei alten Gemäuern wären die Fassaden kalt, die mehrfachverglasten Fenster aber isolierten und seien warm. Kalt und Warm treffen aufeinander, die Bildung von nicht sichtbarer Feuchtigkeit am Fensterrahmen sei programmiert. Ein Kniff sei die Verwendung von Silikatplatten, „sie haben eine wärmedämmende Wirkung“.

Auch Hygrometer helfen, um die richtige Luftfeuchtigkeit im Blick zu haben. Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Schimmel in der Wohnung kann gesundheitsschädlich sein. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn