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Glosse

TSchippert Käpt‘n Knut in die digitale Zukunft oder in den Stader Museumshafen?

Käpt'n Knut ist der neue digitale Verwaltungsmitarbeiter der Hansestadt Stade. Eine gute Idee?

Käpt'n Knut ist der neue digitale Verwaltungsmitarbeiter der Hansestadt Stade. Eine gute Idee? Foto: KI-generiert

Käpt‘n Knut ist nicht die richtige digitale Galionsfigur für Stade, findet die TAGEBLATT-Redaktion. Auch ChatGPT teilt auf Anfrage gegen den alten Seebären aus.

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Von Lena Stehr
Samstag, 15.11.2025, 07:50 Uhr

Stade. Wie bitte? Ein alter Seemann mit Vollbart soll die Stader in die digitale Zukunft schippern? Da glänzen die kreativen Köpfe der Stadtverwaltung nicht gerade mit Einfallsreichtum.

Ein bisschen mehr Gehirnschmalz hätte sich gelohnt, um einen KI-Assistenten zu finden, der besser in die virtuelle Welt passt. Käpt‘n Knut ist jedenfalls nicht der Richtige für den neu zu besetzenden Job des digitalen Verwaltungsmitarbeiters, findet die TAGEBLATT-Redaktion.

Käpt‘n Knut soll durch den Dschungel navigieren

Leider ist Käpt’n Knut aber bereits fest eingestellt. Als personifizierter KI-Chatbot soll er ab 2026 online 24 Stunden am Tag Fragen zur Arbeit und den Dienstleistungen der Stadtverwaltung beantworten - in 140 Sprachen! Käpt‘n Knut nimmt die Besucher der Webseite quasi an die Hand und navigiert sie durch den Verwaltungsdschungel. So weit, so bürgernah.

Die Bürgerinnen und Bürger konnten sogar zwischen drei vorgegebenen grafischen Darstellungen, sogenannten Avataren, wählen. Womöglich entschieden sie sich hier einfach für das kleinste Übel und die einzige Variante mit maritimem Flair - das zieht bei stolzen Hanseaten.

Nicht überzeugen konnte dagegen eine lustlos wirkende junge Frau mit Mütze und treudoofem Blick. Auch der gelbe Greif - aus dem Stadtwappen - mit überdimensionierter Winkehand und riesigem Schnabel kam nicht gut an. Er könnte vielleicht als Stade-Maskottchen Karriere machen.

Weil es ja immer leichter ist, sich über andere lustig zu machen als selbst pfiffige Ideen zu entwickeln, hat die TAGEBLATT-Redaktion gebrainstormt. Zugegeben: Ganz schön schwer, mal eben einen Charakter zu entwerfen, der alle Menschen aller Generationen anspricht, politisch korrekt und gleichzeitig liebenswert und up to date ist.

Dat Guide oder Chat Chef klingt schon besser

Wie wäre es zum Beispiel mit einer jungen Mutter Flint, die nordisch lässig durch den Markt der Möglichkeiten führt? Oder einem modernen Abt Albert, der beschwingt durch das World Wide Web pilgert? Noch schwerer ist es, Namen zu finden, die gut zu einem Chatbot passen. Best Botty, Chat Chef, Dat Guide, Käpt‘n Klick und Käpt‘n KI haben es auf die TAGEBLATT-Liste geschafft.

Um unsere Meinung zum antiquierten Käpt‘n Knut zu untermauern, haben wir auch den Chatbot überhaupt gefragt. ChatGPT kommt hier quasi als die Reederei zu Wort, die alle Käpt‘n Knuts dieser Welt unter Vertrag hat.

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Auf jeden Fall sollte der Chatbot geschlechtsneutral sein, sagt ChatGPT. Zum Beispiel in Form einer Möwe mit Tablet oder Smartphone in der Flügelspitze? Auch einen Leuchtturm mit Gesicht und leuchtendem Kopf hält ChatGPT für eine gute Idee. Auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss. Heißen könnte der neue Chatbot unter anderem Botje, Hansi von der Hanse, PixelPilot, BürgerBot, Ole Online, Hanse Help, ElbAI, Dat Bot oder Der kleine Hanseat. Na ja.

ChatGTP: Käpt’n Knut wirkt wie eine Karikatur

ChatGPT geht noch weiter und sagt: „Käpt‘n Knut ist sympathisch und markenstark, aber konzeptionell riskant. Wenn die Stadt ihn wählt, sollte sie den Charakter bewusst modern inszenieren (z. B. als digitalisierten Kapitän mit Augenzwinkern, nicht als alten Seebären)“. Aha.

Jetzt teilt ChatGPT richtig aus: „Käpt’n Knut trägt die digitale Verwaltung von Stade zurück in den Museumshafen. Statt eines modernen, zugänglichen Service-Avatars präsentiert man eine Karikatur – ein Klischeebild aus der Mottenkiste norddeutscher Gemütlichkeit. Während andere Kommunen smarte, geschlechtsneutrale, barrierearme Assistenzsysteme aufbauen, setzt Stade auf einen alten Mann mit Bart. Stade hätte hier die Chance gehabt, einen digitalen Botschafter zu schaffen, der für Offenheit, Innovation und Servicekultur steht. Stattdessen schippert man in Richtung Nostalgie.“ Harte Worte, aber ganz unsere Meinung.

Zur Rathaus-Personalie wurden aber weder der auf Krawall gebürstete Chatbot ChatGPT noch die TAGEBLATT-Redaktion rechtzeitig gehört. Käpt‘n Knut wird deshalb bald in See stechen. Antiquierter Avatar ahoi.

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