TSchlechte Wasserqualität in Seen und Flüssen: Kreis Cuxhaven unter Druck
So idyllisch sieht die Lune bei Holte aus. Mit der Qualität des Gewässers sieht es allerdings nicht so gut aus. Foto: Marion Kraus
Wenn tote Fische in der Lune (Kreis Cuxhaven) treiben wie im Sommer 2023, ist der Aufschrei groß. Doch im Alltag ist die Gewässerqualität der Flüsse kein Thema. Das könnte sich ändern.
Landkreis Cuxhaven. Zwei Jahre ist es her, dass die kleine Rohr für große Aufregung sorgte. Im August trieben plötzlich massenhaft tote Fische in dem Flüsschen und später dann auch in der Lune.
Regen wird zum Problem für Fische
Der Grund: In der Rohr und in der Lune herrschte massiver Sauerstoffmangel, ausgelöst durch zu viele Nährstoffe im Wasser. Eine der Ursachen dafür waren heftige Regenfälle, die zuvor auf die Region niedergegangen waren. Die Rohr war über die Ufer getreten, hatte die Wiesen unter Wasser gesetzt, das erntereife Gras mitsamt vielen Nährstoffen war verfault und in den Fluss gespült worden. Den Fischen blieb keine Luft zum Atmen mehr.
Gewässerschutz: 2027 kommt die Stunde der Wahrheit
Ein Beispiel dafür, wie schnell die Gewässer umkippen können. Dass die Qualität der Fließgewässer in Deutschland nicht gut ist, weiß man schon lange. Spätestens seit die Europäische Union (EU) ihre Wasserrahmenrichtlinie veröffentlicht hat. 25 Jahre ist das jetzt her. Eigentlich sollte der Zustand der Flüsse seit 10 Jahren wieder gut sein. Das war die Frist, die Brüssel 2000 zunächst gesetzt hatte. Zwei Mal ist sie verlängert worden. „Aber 2027 läuft sie endgültig ab“, so Marcus Rudolph vom Amt für Wasserwirtschaft jetzt im Umweltausschuss.
Kreis Cuxhaven
T Schlechte Wasserqualität: Kann KI die Aue retten?
Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren kaum was getan. 2015 waren nur 6,7 Prozent der Fließgewässer in Deutschland in einem guten Zustand, 2021 waren es 8 Prozent. In Niedersachsen sei es noch schlimmer, schildert Gewässerschutz-Expertin Eleen Rauterberg. Nur 3 Prozent der Fließgewässer sind in einem guten Zustand, 97 Prozent dagegen in einem mäßigen bis miserablen. „Der Zustand hat sich in den vergangenen Jahren nicht signifikant verbessert“, so Rauterberg. Auch der Unterlauf der Lune wird als schlecht bewertet.
Rudolph: Arbeit am Gewässerschutz liegt seit 2020 brach
Handeln muss erst einmal Hannover. Das Umweltministerium sei zuständig für die Aufstellung von Bewirtschaftungsplänen, mit denen der Zustand des Wassers verbessert werden soll, berichtete Rudolph. Das Ministerium hat das delegiert, an den Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der hat vor Ort Gebietskooperationen ins Leben gerufen. Allerdings hätten die seit 2020 nicht getagt, so Rudolph.
Stader Anglerverein
T Das ist Stades Unterwasser-Müll: Rostige Räder und E-Roller aus Schwinge gefischt
Aber verantwortlich für den schlechten Zustand seien natürlich alle, so Rauterberg. Die Flüsse und Gräben wurden begradigt, dienen der Entwässerung, werden regelmäßig unterhalten. Es gibt diffuse Nährstoffeinträge, insbesondere Nitrat und Phosphor, zu wenig Schatten und kaum Gewässerrandstreifen, in denen keine Nährstoffe ausgebracht werden.
„Viele Gewässer werden wegen der Begradigung beanstandet“
Das wollten die Vertreter der Landwirtschaft nicht so stehen lassen. Horst Meyer („Land schafft Verbindung“) betonte: „Viele Gewässer bei uns werden wegen ihrer Begradigung beanstandet. Aber das muss sein, weil wir sie zur Entwässerung nutzen. Das hat einfach mit unserer geografischen Lage zu tun.“
Landvolk-Chef Jan Heusmann kritisierte, dass beim Zustand der Fließgewässer nicht zwischen dem morphologischen Zustand – also der Struktur und der Gestalt – und dem chemischen unterschieden werde. „Der chemische Zustand müsste sich eigentlich stark verbessert haben, weil die Einträge aus der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren deutlich weniger geworden sind“, betonte er. Allerdings wird laut niedersächsischer Umweltkarte auch der chemische Zustand der Lune als nicht gut bewertet. Die Rohr ist zu klein, sie taucht darin nicht auf.