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Gewässerverunreinigung

TSchon wieder die Aue: Pilz richtet großen Schaden in dem Fluss an

Im Oberlauf der Aue hat sich ein Pilz ausgebreitet.

Im Oberlauf der Aue hat sich ein Pilz ausgebreitet. Foto: Timo Buning

Wieder trifft es die Aue: Ein Pilz hat sich breitgemacht und richtet großen ökologischen Schaden an. Ein möglicher Auslöser könnte ein Nebenprodukt der Landwirtschaft sein.

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Von Pauline Meyer
Donnerstag, 04.12.2025, 22:15 Uhr

Ahlerstedt. Gerade war sie auf dem Weg, sich zu erholen - jetzt hat ein Vorfall das ökologische Gleichgewicht der Aue wieder beschädigt. Ein Abwasserpilz überwuchert derzeit das Gewässer zwischen Bargstedt und Kohlenhausen. Die Folge ist verheerend, denn das dort abgelegte Fischlaich ist komplett abgestorben.

„Wir haben Anzeige gegen Unbekannt gestellt“, bestätigt Timo Buning, Vorsitzender des Angelvereins Horneburg auf Nachfrage des TAGEBLATT. Am vergangenen Samstag war die Verschmutzung aufgefallen. Einmal im Jahr führt der Angelverein eine Elektrobefischung in der Aue durch, um Laichfische für die künstliche Aufzucht zu fangen. Wenn sie groß sind, werden sie wieder in die Aue gelassen. Dabei entdeckten Mitglieder des Vereins den auffälligen, braungelben Pilz.

Timo Buning, Vorsitzender des Angelvereins Horneburg, im Mai, als Tausende Fische in der Aue starben.

Timo Buning, Vorsitzender des Angelvereins Horneburg, im Mai, als Tausende Fische in der Aue starben. Foto: Fehlbus

Sofort schaltete der Angelverein den Diplom-Landespfleger Ralf Gerken vom Anglerverband Niedersachsen ein. Noch am Sonntag rückte der aus, nahm den Schaden auf und ging auf Spurensuche. Er verfolgte die Pilzspur, die sich von Bargstedt über Kakerbeck bis nach Kohlenhausen zieht.

Pilz entstand möglicherweise durch Nebenprodukt der Landwirtschaft

„Es gibt Hinweise darauf, dass der Verursacher aus der Landwirtschaft stammt“, sagt Timo Buning. Vermutet wird, dass sogenannter Silagesickersaft, ein Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Silage entsteht, Auslöser für die Entstehung des Pilzes sein könnte.

Normalerweise gibt es genaue Vorschriften, die das Einfließen des Silagesickersaftes in Gewässer und Grundwasser verhindern sollen. Möglicherweise hat es bei einer Anlage einen technischen Defekt gegeben, vermutet Buning. Die Untere Wasserbehörde und der Naturschutzbund beschäftigen sich nun mit dem Fall und der Ursache.

Im Oberlauf der Aue hat sich ein Pilz ausgebreitet.

Im Oberlauf der Aue hat sich ein Pilz ausgebreitet. Foto: Timo Buning

Das Problem mit dem Pilz, der eigentlich ein Zusammenschluss verschiedener Bakterien ist, ist, dass er den Sauerstoffgehalt im Wasser stark reduziert. Das führte zum Absterben des Laichs in der Aue. „Überall wo der Pilz wächst, ist kein Sauerstoff. Und wo kein Sauerstoff ist, da ist auch kein Leben“, erklärt Timo Buning vereinfacht.

Solange der Pilz noch in der Aue ist, könne dort nichts mehr leben. Und es bleibt nichts anderes, als abzuwarten, denn der Pilz muss von selber verschwinden. Der Einsatz der Chemiekeule sei ohnehin keine Option und würde weiteren Schaden anrichten, so der Vorsitzende. Ein Ausbaggern würde den Pilz nur mobilisieren und weiter flussabwärts tragen.

Verfahren zum Fischsterben eingestellt

Der Vergleich zum Fischsterben im Mai, bei dem zehntausende Tiere verendeten, weil Unbekannte Chemietoilettenflüssigkeit illegal entsorgten, liegt nah. Zwar seien dieses Mal keine Fische, dafür aber Laich betroffen. Es sei in erster Linie ein ökologischer Schaden, erklärt Buning und betont: „Das ist ein ganz großes Übel, die Aue war gerade auf gutem Weg, sich zu erholen.“ Im Fall des Fischsterbens im Mai hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile das Verfahren gegen Unbekannt eingestellt.

Die Schadenshöhe zu beziffern sei schwierig, erklärt Timo Buning. Der Verein sei dabei in engem Kontakt mit der Samtgemeinde Harsefeld. Die Idee bislang ist, dass die Samtgemeinde den Angelverein finanziell beim Anlegen neuer Laichbetten unterstützen könnte.

Um das Gleichgewicht in der Aue wiederherzustellen, steht jetzt viel Arbeit an für die Angelvereine Horneburg und Bliedersdorf, deren Mitglieder weder Wind noch Wetter scheuen. Timo Bunings Appell richtet sich an die Landwirte, die mit Silage arbeiten: „Bitte überprüft, ob eure Anlagen auf dem technisch neuesten Stand sind.“ Die sprichwörtliche Kuh müsse man jetzt in einem zivilisierten Austausch gemeinsam vom Eis holen.

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